
Baumängel Wohnen auf der Dauerbaustelle - Mieter in Leipzig verärgert
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08. März 2025, 14:50 Uhr
"Baustelle als Alltag": So beschreibt ein Familienvater das Leben in einem Neubaukomplex im Leipziger Stadtteil Neulindenau. In dem Bewusstsein, dass noch Arbeiten anstehen, zogen er und andere Mieter im Mai 2024 ein. Doch inzwischen liegen die Nerven blank. Die Mängelliste ist lang und die Kommunikation mit der Hausverwaltung mühsam. Und das bei hohen Mietpreisen.
- Michael Heubeck ist Mieter in einem eher hochpreisigen Neubaukomplex in Neulindenau. Seit Monaten ärgert er sich über die Zustände und hat sich jetzt frustriert an MDR SACHSEN gewandt.
- Die Verzögerung am Bau und weitere Ärgernisse hängen laut Hausverwaltung mit der Insolvenz der Baufirma zusammen.
- Laut Mieterverein gibt es bei Neubauten Gewährleistung. Aber bei einer Insolvenz könnte das schwierig werden.
Die Situation für die Mieterinnen und Mieter in einem Neubaukomplex in der Beckerstraße in Leipzig ist alles andere als zufriedenstellend. Michael Heubeck gehört zu den ersten Bewohnern. Die Wohnbedingungen, unter denen er und seine Familie seit Mai 2024 leben, beschreibt der 38-Jährige wie folgt: "Wir mussten vier Monate ohne Türen in unserer Wohnung leben. Erst kurz vor der Geburt unseres Sohnes wurden diese eingebaut."
Defekte Anlagen und Rattenproblem
Manche Wohnungen, die um die 1.400 Euro Kaltmiete für eine 90-Quadratmeter-Wohnung kosten, sind laut Heubeck nach wie vor Baustellen. Er berichtet von nicht funktionstüchtigen Fußbodenheizungen, von Außenjalousien, durch die der Wind pfeift und weiteren defekten Anlagen.
Zudem plagen die Mieter hygienische Probleme: Weil die Zugänge zu den Müllräumen immer noch nicht verschlossen sind und es Schlupflöcher gibt, bekamen die Mieter nach eigenen Angaben ungebetenen Besuch. Der Hausverwaltung habe man mehrfach einen Rattenbefall gemeldet, berichtet Heubeck. Eine Reaktion der Hausverwaltung blieb lange aus. Überhaupt sei die Kommunikation ein Desaster. "Die zuständige Hausverwaltung, Capera, reagiert weder auf E-Mails noch auf telefonische Anfragen der Bewohner."
Die aktuelle Situation ist für alle Betroffenen untragbar. Die zuständige Hausverwaltung, Capera, reagiert weder auf E-Mails noch auf telefonische Anfragen der Bewohner.
Nach Brand: Polizei vermutet Brandstiftung
Und als wäre der Ärger nicht schon groß genug, hat es Ende Januar gebrannt. Bei einem Vor-Ort-Besuch von MDR SACHSEN ist der Schaden noch sichtbar. Heubeck vermutet, dass die Brandwarnmelder nicht richtig funktionieren. Sie seien trotz Rauchs nicht angesprungen, dafür piepsten sie grundlos.
Inzwischen steht fest: Das Feuer wurde gelegt. Wie die Polizeidirektion Leipzig auf MDR-Anfrage mitteilt, wird wegen des Verdachts auf Brandstiftung ermittelt. Die Ermittlungen liefen noch und mögliche Täter seien noch nicht bekannt. Der insgesamt entstandene Schaden könne noch nicht genau beziffert werden, bewege sich aber wahrscheinlich im vierstelligen Bereich, heißt es weiter.
Hausverwaltung: Ursache ist Insolvenz des Bauträgers
Die mit der Hausverwaltung beauftragte Capera Immobilien Service GmbH teilt auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, dass die Verzögerungen, die zu den Mängeln geführt haben, auf die Insolvenz des aus Frankreich stammenden ursprünglichen Bauträgers zurückzuführen seien.
Seit Mai 2024 habe das Unternehmen als Verwalter gemeinsam mit den Vertretern des neuen Eigentümers - ein Konsortium aus Luxemburg - und weiteren Beteiligten die Verantwortung für die Fertigstellung der Arbeiten sowie die Behebung der Mängel übernommen. Den Herausforderungen um das Objekt sei man sich "sehr bewusst", hieß es weiter.
Die Verzögerungen, die zu den angesprochenen Mängeln geführt haben, resultieren grundsätzlich aus der Insolvenz des ursprünglichen Bauträgers.
Einige Verzögerungen witterungsbedingt
Trotz der Übernahme der Verwaltung weist die Hausverwaltung "Verantwortung für die ursprünglichen baulichen Mängel" zurück. Diese lägen im Verantwortungsbereich des insolventen Bauträgers. Man setze alles daran, offene Mängel so schnell wie möglich zu beheben. "Bei einigen Arbeiten verzögert sich die Fertigstellung auch witterungsbedingt", fügt ein Sprecher hinzu.
Hausverwaltung will Kommunikation verbessern
Auf den von den Mietern beklagten Stillstand in der Kommunikation seit Sommer 2024, reagiert Capera auf MDR-Anfrage: "Unsere Priorität liegt darauf, den betroffenen Mietern eine schnelle und transparente Kommunikation sowie bestmögliche Unterstützung zu bieten."
Und tatsächlich haben einige Mieter inzwischen von der Objektbetreuung gehört. Hausmeistertätigkeiten wurden in Gang gesetzt, die einen Teil der in den letzten neun Monaten aufgelaufenen Arbeiten erledigt haben. Dennoch seien die Mängel größtenteils noch vorhanden, schreibt Michael Heubeck. Das betreffe die Fußbodenheizung oder den Müllraum. Dort laufe das Wasser langsam auch in die Tiefgarage.
Mieterverein: Rechtliche Durchsetzung möglich
Michael Heubeck und die anderen Mieter sind sich bewusst, dass sie die Wohnungen mit dem Wissen noch zu tätigender Bauarbeiten angemietet haben. Sie hätten dahingehend auch keinen Anspruch auf Mietminderung, bestätigt auch die Vorsitzende des Mietervereins Leipzig e.V., Anke Matejka, im Gespräch mit MDR SACHSEN.
Klare Fristen für die Beseitigung von Mängeln durch die Vermieter gebe es außerdem nicht. Es bliebe nur der rechtliche Weg: "Wenn das übermäßig lange dauert, muss man dann gegebenenfalls überlegen, ob man seinen Anspruch auf Mängelbeseitigung dann gerichtlich durchsetzt, wenn der Vermieter dem dann nicht nachkommt", so Matejka. "Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass es auf den Rücken der Mieter ausgetragen wird und dort nichts passiert."
Es ist natürlich nicht in Ordnung, dass es auf den Rücken der Mieter ausgetragen wird und dort nichts passiert.
Bei Neubauten bestehe oft Gewährleistung, berichtete die Mietexpertin weiter. Die Hausverwaltung beziehungsweise Vermieter müssten sich dazu entsprechend an die Baufirmen wenden - das könne oft schwierig sein.
MDR (sme/bbr)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 06. März 2025 | 12:30 Uhr
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