
Markttreiben 16. Leipziger Umschlag: Ziemlich buntes Mittelalter auf der Agra
Hauptinhalt
08. März 2025, 17:51 Uhr
Die Glöckchen an den Gewändern klingeln, die Fiedel der Spielleute tönt übers Feld und das Ferkel dreht sich über dem Holzfeuer. Auf dem Agra-Messepark in Leipzig wurde die Uhr zurückgedreht und allerhand Volk pilgert an diesem Wochenende zum 16. Leipziger Umschlag, dem ersten Mittelaltermarkt der Saison.
- Zahlreiche Händler bieten zwei Tage lang auf dem Agra-Messepark in Leipzig alles rund ums Mittelalter.
- Viele Besucher sind historisch gekleidet und von dem Zeitalter fasziniert.
- Die Veranstalter starten in die neue Saison und hoffen auf eine bessere wirtschaftliche Lage.
Auf dem Parkplatz vor Halle 1 des Agra-Messeparks in Leipzig wird es voll. Zahlreiche Wagenlenker aus ganz Deutschland haben ihre Vehikel abgestellt. Aus den kleinen und großen Transportmitteln steigen Ritter, Gaukler, Wikinger aus dem hohen Norden, Bauernvolk und Adelsleute. Prunkvoll oder der Zunft passend gewandet, ausgestattet mit Schwert oder Axt geht es für sie an diesem Wochenende zum 16. Leipziger Umschlag. Der Mittelaltermarkt oder besser das Spektakel gilt nach Angaben des Veranstalters Sündenfrei als größte seiner Art in Deutschland und ist der traditionelle Startschuss für die mittelalterliche Marktsaison.
Faszination Mittelalter
114 Stände in der 5.000 Quadratmeter großen Halle 1 des Agra-Messeparks und auf der Freifläche davor laden zum Bummeln ein. Die Händler kommen aus Polen, Tschechien, Österreich, Frankreich und natürlich aus dem ganzen Bundesgebiet. Es gibt Keramik, Schmuck, Gewänder, Waffen und allerhand anderen Tand zu kaufen. Natürlich ist für das leibliche Wohl gesorgt. Und eine großen Bühne in der Halle verspricht musikalische Darbietungen.
Kerstin und Jochen Flieger sind aus Hohenmölsen in Sachsen-Anhalt angereist. Nicht alleine, sondern gleich mit zahlreichen Mitgliedern ihres Geschichtsvereins "Drei Türme". Faszinierend sei es, in die Geschichte einzutauchen, erzählen die beiden MDR SACHSEN, während sich der Rest ihrer Truppe noch mittelalterfein macht. Und auch Vereinschefin Martina Weber ist vom Mittelalter-Virus infiziert. Deshalb steht jedes Jahr Leipzig auf dem Programm ihres Vereins. "Der Besuch des Leipziger Umschlags ist wie ein Klassentreffen, wir sind wie eine große Familie", sagt sie und begrüßt schon die nächsten Altbekannten.
Der Besuch des Leipziger Umschlags ist wie ein Klassentreffen, wir sind wie eine große Familie.
Banker, Landschaftsgärtner und jede Menge Spaß
Die, die in die Rollen von Markgrafen, Fürsten, Wikinger und Gauklern schlüpfen, sind im wahren Leben Bankangestellte, Landschaftsgärtner oder Beschäftigte im öffentlichen Dienst, so wie Rene aus Halle. In seiner Freizeit ist er mit seiner Partnerin Corinna als Höllenwächter unterwegs. Er nutzt den Leipziger Umschlag, um neue Leute kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und um einfach mit seinesgleichen Spaß zu haben.
Wichtig bei all den prachtvollen Kleidern ist, dass hier keiner verkleidet oder kostümiert ist. Der echte Mittelalterfan spricht von Gewandung oder dem Gewand. Und wer so gekleidet vor den Toren des Leipziger Umschlags erscheint, muss nicht so tief in die Tasche greifen. So kostet der Eintritt am Sonntag für Kinder und Gewandete nur fünf Euro, wer in moderner Kleidung erscheint, muss acht Euro bezahlen.
Sobald ich in Gewandung bin, bin ich ein ganz anderer Mensch.
Startschuss für die besondere Marktsaison
Für Henri Bibow ist der Leipziger Umschlag der Saisonstart für seine Mittelalteragentur Sündenfrei. Das Unternehmen aus Torgau richtet nicht nur das Marktspektakel auf dem Agra-Gelände aus, sondern auch Wikingertreffen und Ritterturniere in ganz Deutschland. Der Umschlag in Leipzig sei wie ein Branchentreffen, sagt er. Jetzt würden sich alle nach der Winterpause wiedersehen. Das sei inspirierend für Besucher, Schausteller und Händler.
Doch seine Branche hat zu kämpfen. War es erst die Corona-Pandemie, ist es jetzt die Inflation und Wirtschaftsflaute, die die Stimmung drückt. "Jetzt kommt für unsere Branche die Zeit des Leidens", meint er im Gespräch mit MDR SACHSEN. "Jetzt, wo die Leute merken, die Butter bei Aldi wird nicht mehr billiger, da wissen wir, jetzt wird das Geld zusammengehalten. Und das wird unsere Branche als Erstes merken." Er versucht die Produktionskosten zu reduzieren. Das sei zwar schwierig, aber machbar. Eines will Bibow nämlich nicht, dass sich die Menschen den Eintritt ins Mittelalter nicht mehr leisten können.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 08. März 2025 | 21:00 Uhr