Menschen sitzen zusammen in einem Wohnzimmer
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Immobilien Großvermieter versucht, Mieter in Leipzig aus Wohnungen zu drängen

06. März 2025, 17:23 Uhr

Eine Sorge vieler Menschen ist auch in Sachsen: Kann ich mir meine Wohnung in Zukunft nocht leisten? Gerade dann, wenn ich nicht mehr arbeiten gehe. In Leipzig ist diese Angst für die Bewohnerinnen und Bewohner eines Mietshauses derzeit ganz real. Sie wohnen zum Teil schon seit 30 Jahren in dem Haus und für die meisten ist ein Umzug undenkbar. Doch wegen eines Eigentümerwechsels müssen sie sich nun genau mit diesem Gedanken auseinandersetzen.

Zuhause bedeutet für jeden sicher etwas anderes. Was aber wohl für alle Menschen gleich ist – dass es der Ort ist, wo man sich sicher und geborgen fühlt. Bei den Bewohnern der Schnorrstraße 10-14 im Leipziger Westen war das auch jahrelang so. Bis der Hauseigentümer wechselte. "Der alte Vermieter war super, mit dem kamen wir super zurecht", sagte Reiner Zimmermann, der seit 27 Jahren in dem Haus wohnt. "Da hat alles funktioniert, alles geklappt, Reparaturen wurden gemacht, es gab nie Probleme, mit Nebenkosten-Abrechnungen, mit irgendetwas, war 1a." 2019 hätte sich das radikal geändert.

Bad mit teilweise freigelegtem Boden und Wand mit Rohren
Mit dem neuen Vermieter begannen die Probleme, sagen Mieter: Verschleppte Reparaturen, Mieterhöhungen und dann der angekündigte Verkauf der Wohnugen. Bildrechte: MDR

ARGO-Unternehmensgruppe hat Mietshaus übernommen

Neuer Vermieter wurde die Leipzig Zinshaus B.V., eine der vielen Firmen, die zur ARGO Unternehmensgruppe gehört. Reparaturen seien plötzlich nicht mehr erledigt worden, dafür wurden Mieten und Betriebskosten erhöht. Das Schreiben, dass dann Weihnachten 2024 im Auftrag des Vermieters einging, hätte alles noch getoppt, so Mieter Peter Winkler: "Wir sind vor die Alternative gestellt worden, dass die Wohnungen 'leergelenkt' werden und die werden einzeln verkauft. Das Unternehmen hat auch angeboten 4.000 Euro zu bezahlen - wer sich innerhalb von dreißig Tagen meldet, dass er auszieht."

Älterer Mann sitzt in einem Zimmer
Mieter Peter Winkler möchte in seiner gewohnten Umgebung bleiben. Bildrechte: MDR

Das Unternehmen hat auch angeboten 4.000 Euro zu bezahlen - wer sich innerhalb von dreißig Tagen meldet, dass er auszieht.

Peter Winkler Mieter

Maßgabe sei gewesen, innerhalb von drei Monaten die Wohnung zu verlassen. Denn in dem Schreiben heisst es, eine Eigenbedarfskündigung sei sehr wahrscheinlich.

Mieterverein Leipzig: "Versuch der Einschüchterung"

Das sei ein klarer Fall des Versuches der Einschüchterung, sagte Anke Matejka, vom Mieterverein Leipzig."Mit so einer Ankündigung, dass man mit dem Verlust der Wohnung rechnen muss, dass eine Eigenbedarfskündigung im Raum steht, wird Angst verbreitet und natürlich Unruhe geschürt. Natürlich auch mit dem Hintergrund, dass man Wohnungen leer haben möchte im Verkaufsfall, weil man dann dadurch einen höheren Verkaufserlös erzielen könnte."

Frau spricht in ein Mikrophon
Anke Matejka plädiert: Erstmal abwarten. Bildrechte: MDR

Mit so einer Ankündigung, dass man mit dem Verlust der Wohnung rechnen muss, dass eine Eigenbedarfskündigung im Raum steht, wird Angst verbreitet und natürlich Unruhe geschürt.

Anke Matejka Mieterverein Leipzig e.V.

Vermieter: Kündigung durch ARGO nicht vorgesehen

Der Vermieter wollte sich vor der Kamera nicht äußern, über die ARGO Residential GmbH & Co.KG teilte er MDR SACHSEN schriftlich mit: "Der Verkauf von Eigentumswohnungen in der Schnorrstraße ist auf dem Leipziger Immobilienmarkt nicht unüblich. Die Mieter wurden dabei frühzeitig über zukünftige Möglichkeiten und ihre Optionen informiert, einschließlich der Gelegenheit eines Eigenkaufs. Eine Kündigung durch ARGO ist nicht vorgesehen. Wir unterstützen betroffene Mieter bei der Wohnungssuche und bieten freiwillige Kompensationen an."

Versammlung besorgter älterer Mieter 3 min
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Doch 4.000 Euro Auszugsbonus seien völlig inakzeptabel, sagt der Mieterverein. Anke Matejka rät den Mietern ganz klar, abzuwarten und Ruhe zu bewahren. "Die Wohnung muss ja erstmal verkauft werden und wenn ein neuer Eigentümer feststeht, dann steht immer noch im Raum, macht dieser tatsächlich Eigenbedarf geltend oder nicht und dann hat dieser neue Eigentümer natürlich noch die gesetzlichen Kündigungsfristen zu beachten, dass heisst längstenfalls 9 Monate, die er einzuhalten hat."

Und dann gäbe es noch die Möglichkeit des Sozialwiderspruchs gerade bei alten und kranken Mietern - wie hier in der Schnorrstraße.

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