Landgericht Leipzig Überraschende Wende: Geringere Strafen für Colditzer Drogenbande erwartet
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13. November 2023, 19:55 Uhr
Seit Ende September müssen sich ein Vater und seine beiden Söhne vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Bei einer Razzia im März in Colditz hatte der Zoll bei ihnen mehr als fünf Kilogramm Crystal im Wert von einer halben Million Euro gefunden, zudem eine Cannabisplantage mit rund 2.600 Pflanzen, sieben Waffen und 32.000 Euro in bar. Am Montag gab es im Prozess eine überraschende Wende.
- Der Verteidiger der drei Angeklagten sieht schwere Versäumnisse der Ermittler und der Justiz.
- Der Richter hat ebenfalls schwere Mängel bei den Ermittlungen eingeräumt.
- Die Angeklagten erwarten niedrigere Haftstrafen als vom Staatsanwalt gefordert.
Im Prozess gegen eine Familie aus Colditz wegen bandenmäßigen Drogenhandels und unerlaubten Waffenbesitzes können die Angeklagten mit milderen Strafen rechnen. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig räumte "gravierende Mängel" beim Ermittlungsverfahren ein.
Anwalt erhebt schwere Vorwürfe wegen Razzia
Bei der Fortsetzung des Prozesses am Montag kritisierte der Verteidiger von Ralf, Uwe und Andreas N. die Vorgehensweise bei den Durchsuchungen durch Zoll und Polizei. Demnach seien die Durchsuchungsbescheide fehlerhaft und die Umstände menschenunwürdig gewesen. So sei der Angeklagte Uwe N., einer der beiden Söhne, nackt in seiner Wohnung festgenommen worden, so die Kritik.
Der Vorsitzende Richter kam nach Informationen von MDR SACHSEN nach einem Gespräch mit allen Beteiligten ebenfalls zu dem Schluss, dass es im Ermittlungsverfahren "gravierende Mängel" gab. Dem Beschluss, die Angeklagten vorläufig festzunehmen, habe die Rechtsgrundlage gefehlt. Das Gericht bleibe zwar bei der Einschätzung, dass es sich um einen bandenmäßigen Drogenhandel in nicht geringer Menge handele. Doch laut Gericht komme nunmehr der Strafrahmen des jeweiligen minderschweren Falles in Betracht.
Niedrigere Haftstrafen als von Staatsanwalt gefordert
Das bedeutet: Den 66 Jahre alten Vater Ralf N. könnte mit dem noch ausstehenden Urteil eine Freiheitsstrafe von maximal vier Jahren und drei Monaten erwarten. Seinen Söhnen Uwe und Andreas droht demnach eine maximale Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Die Staatsanwaltschaft hatte für den Vater sechs Jahre Haft gefordert und für die Söhne dreieinhalb Jahre und viereinhalb Jahre Gefängnis.
Seit September 2023 läuft der Prozess. Der Familie wird bandenmäßiger Drogenhandel und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Eine große Menge an Crystal, eine Cannabisplantage, Waffen und viel Bargeld war bei einer Razzia im März in Colditz bei Leipzig gefunden worden. Mehr als 200 Einsatzkräfte vor allem vom Zoll hatten alles beschlagnahmt. Nach MDR-Recherchen soll die Familie zudem einem rechtsextremen Netzwerk angehören. Ihre möglichen Verbindungen zum Rechtsextremismus sind nicht angeklagt.
MDR (wim, Carolin Fröhlich)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 13. November 2023 | 17:30 Uhr