Landgericht Leipzig Colditzer Drogenbande: Verteidigung beantragt Prozess-Aussetzung
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13. Oktober 2023, 22:18 Uhr
Bei einer Razzia im März in Colditz fand die Polizei mehr als fünf Kilogramm Crystal im Wert von einer halben Million Euro. Darüber hinaus wurden eine Cannabisplantage mit rund 2.600 Pflanzen, sieben Waffen und 32.000 Euro in bar gefunden. Seit Ende September müssen sich ein Vater und seine beiden Söhne dafür vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Nach dem dritten Verhandlungstag steht der Prozess zwischen der Frage, ob die Männer verurteilt werden oder der Prozess ausgesetzt wird.
Im Prozess um eine mutmaßliche Drogenbande aus Colditz hat die Verteidigung die Aussetzung des Hauptverfahrens beantragt. Grund dafür ist, dass die Ermittlungsbehörden weitere Unterlagen der kriminaltechnischen Untersuchungen nachgereicht haben. Diese müssten jetzt erst einmal gesichtet werden, erklärte die Verteidigung der drei Angeklagten.
Je nachdem, was in den nachgereichten Akten steht, hätten sich ihre Mandanten möglicherweise anders zu den Vorwürfen eingelassen, hieß es weiter. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Auch nicht, ob sich in den Unterlagen neue Erkenntnisse befinden, die die Angeklagten be- oder entlasten.
Über Antrag wird bis 23. Oktober entschieden
Dass die Akten - offenbar wegen personeller Engpässe bei den Ermittlern - erst jetzt in den Prozess eingebracht wurden, störte auch den Richter am Landgericht Leipzig massiv. Er drohte laut einer MDR-Reporterin das Verfahren auszusetzen, sollte es während des Prozesses noch einmal zu einer solchen verzögerten Zustellung kommen.
Über den Antrag soll jetzt bis zum nächsten Prozesstag am 23. Oktober entschieden werden. Wird ihm stattgegeben, müssten die drei Angeklagten aus der U-Haft entlassen und der Prozess neu angesetzt werden.
Spurensicherung an Cannabis-Plantage bringt keine Belege
Am dritten Prozesstag wurde auch erstmals ein Zeuge gehört. Dabei handelte es sich um einen Zollbeamten, der die Razzia im Wohnhaus des Vaters im März geleitet hat. Er machte unter anderem Angaben dazu, wo welche Beweise gefunden wurden und wie die Durchsuchung ablief. Viele Fragen im Gerichtssaal blieben allerdings offen. Der Zollbeamte wollte sie in dem öffentlichen Prozess nicht beantworten, da sie Dienstgeheimnisse beträfen. Klar wurde allerdings, dass über die Spurensicherung in der Cannabisplantage keine Spuren direkt zu den drei Männern führen. Die Plantage sei - im Gegensatz zu dem Haus und dem Grundstück der Familie - sehr sauber und aufgeräumt gewesen. Der 67-jährige Angeklagte hatte zu Prozessauftakt ausgesagt, nichts von der Plantage gewusst zu haben. Er habe die Halle vermietet.
Telefonmitschnitte belegen laut Gericht Drogenhandel
Eindeutige Beweise für den Drogenhandel der drei lassen sich aber offenbar über die Telekommunikationsüberwachung ableiten. Der Richter hatte sich einige Telefonmitschnitte rausgezogen, die eindeutig belegen sollen, dass der Vater und seine 35 und 38 Jahre alten Söhne gedealt haben. Daraus gehe auch hervor, dass der Vater hauptverdächtig ist und seine Söhne maximal Beihilfe geleistet haben.
Vater Ralf N. droht Stand jetzt mindestens eine sechsjährige Haftstrafe wegen bandenmäßigen Handelns mit Drogen in nicht unerheblicher Menge. Sohn Andreas N. könnte zu mindestens dreieinhalb Jahren wegen Beihilfe zum bandenmäßigen Handelns mit Drogen verurteilt werden und sein Bruder Uwe N. zu mindestens viereinhalb Jahren.
MDR (sme/bbr/dkö)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 13. Oktober 2023 | 17:30 Uhr