Cottaweg Kleinmesse könnte Parkplätzen für RB zum Opfer fallen

03. Oktober 2024, 05:00 Uhr

Das erste Wochenende der diesjährigen Leipziger Herbst-Kleinmesse lief für die Schaustellenden "in Anbetracht des Wetters sehr gut". Noch bis Anfang November können sich die Besuchenden am Cottaweg den Bauch vollschlagen, Karussell fahren und zwischen bunten Lichtern flanieren. Doch die Zukunft auf dem traditionellen Festplatz ist fraglich.

Blaue Buchstaben leuchten in die Nacht. Leicht gebogen steht an einer Metallkonstruktion: "Festplatz". Und damit ist die Sache für den zweiten Vorsitzenden des Leipziger Schaustellervereins, Fred Hofmann, auch schon klar: "Wir brauchen keinen neuen Festplatz, wir haben unseren Festplatz. Das ist unser Leipziger Kleinmesseplatz, der auch vorne am Schild angeschrieben ist."

Für mehrere Millionen sei dieser Platz gebaut worden, extra angepasst an die Bedürfnisse der Schaustellenden. Es gibt Strom, Abwasser, befestigte Wege und eine gute Verkehrsanbindung – zumindest wenn gerade mal nicht gebaut wird.

Der Schausteller Fred Hofmann steht im Blaumann vor seinem Fahrgeschäft und lächelt in die Kamera.
Der 2. Vorsitzende des Leipziger Schaustellervereins, Fred Hofmann, vor seinem Geschäft "Freddys Company". Bildrechte: MDR/Til Schäbitz

RB Leipzig hat rechtlichen Anspruch auf die Fläche

Der argumentative Gegenpol spielt Fußball auf Champions-League-Niveau, genau auf der anderen Seite des Elsterflutbeckens. RB Leipzig ist rechtlich dazu verpflichtet, an Spieltagen etwa 2.000 Parkplätze in Stadionnähe anzubieten. Mehr als die Hälfte davon ist nach Ansicht des Vereins auf dem Festplatz am Cottaweg vorgesehen, Alternativen in Stadionnähe gibt es demnach keine. Diese Parkplätze waren schon im Jahr 2000 Bestandteil der Baugenehmigung fürs Stadion – nun will RB Leipzig sie auch endlich haben.

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Das führt zum Konflikt, da die Schaustellenden ihre Geschäfte an den Spieltagen nicht kurzfristig ab- und wieder aufbauen können. Nun liegt es an der Stadt Leipzig, konkret dem Stadtplanungsamt, eine Lösung zu finden. Doch das hält sich auffallend bedeckt. Auf MDR-Anfrage wird mitgeteilt, dass die Vorlage zum Stadionumfeld momentan überarbeitet werde. Und weiter: "Der Standort am Cottaweg soll in den kommenden Jahren bestehen bleiben, bis ein auch für die Kleinmesse geeigneter neuer Standort realisiert ist."

Welche Lösungen kommen in Frage?

Anscheinend sehen die Planungen der Stadt mittelfristig einen Umzug der Kleinmesse vor. Wo der neue Standort jedoch sein soll, können sich die Schaustellenden nicht erklären: "Den gibt’s nicht fertig irgendwo. Der muss gemacht werden für mehrere Millionen. Ich glaube, keiner tut es sich an, so einen Platz nochmal für mehrere Millionen zu sanieren", sagt Fred Hofmann. Und auch der erste Vorsitzende des Leipziger Schaustellervereins, Jürgen Seiferth, wird deutlich: "Es gibt keinen anderen Standort, das geht einfach nicht". Wenn die Kleinmesse umziehen müsse, wäre es für ihn eine Pleite: "Da wäre der Arbeitsplatz für uns, für 200 Leute, weg."

Der Schausteller Jürgen Seiferth steht verschmitzt lächelnd vor seinem Autoscooter, der im Hintergrund aufgebaut wird.
Der 1. Vorsitzende des Leipziger Schaustellervereins, Jürgen Seiferth, vor seinem Autoscooter. Bildrechte: MDR/Til Schäbitz

Zuletzt machte noch ein anderer Vorschlag die Runde: Die Termine der Kleinmesse sollten mit dem Spielplan von RB Leipzig abgestimmt werden und in der spielfreien Zeit liegen. Heißt: Sommer und Winter statt Frühling und Herbst. Auch davon halten die Vorsitzenden des Leipziger Schaustellervereins wenig bis gar nichts. Bei Höchsttemperaturen sei die Seenlandschaft attraktiver, der Winter kollidiere mit dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt.

Doch auch RB Leipzig rückt von seinen Forderungen nicht ab. In Bezug auf den Standort sind die Verantwortlichen nach MDR-Informationen jedoch kompromissbereit. So könnte ein neues Parkhaus zwischen Stadion und Arena den Konflikt aufweichen, ein konkretes Bauvorhaben gibt es aber noch nicht. Ein ähnlicher Vorschlag wurde zudem schon im Jahr 2018 vom Stadtrat abgelehnt.

Stefan Ganß in einem Fahrgeschäft. 7 min
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Warten auf Klarheit

Der Konflikt scheint festgefahren. Beide Seiten warten auf verbindliche Informationen seitens der Stadt. Das Stadtplanungsamt teilt mit, dass dem Stadtrat wohl im November eine Beschlussfassung vorgelegt werden könnte. Dann werden sie schon nicht mehr die Nacht erleuchten, die blauen Buchstaben am begehrten Areal. Die diesjährige Herbst-Kleinmesse endet am 3. November.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 27. September 2024 | 18:05 Uhr

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