Erweiterte Dauerausstellung Grassi Museum Leipzig: Alte und neue Kunst treten in Dialog
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06. Dezember 2023, 11:49 Uhr
Die ständige Ausstellung des Grassi Museums für Angewandte Kunst wird immer wieder mit neu erworbenen Objekten bereichert. 2024 feiert das Museum seinen 150. Geburtstag. In Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr wurden nun zeitgenössische Kunstwerke zwischen den historischen Ausstellungsstücken integriert. Museumsdirektor Olaf Thormann erzählt, was sich dadurch verändert.
- Zeitgenössische Kunstwerke treten in den Dialog mit der ständigen Ausstellung
- Kunstwerke von Aichinger, Ruckhäberle oder Schröter schaffen neue Kontexte
- Auch die neuen Kunstwerke im Grassi Museum für Angewandte Kunst haben eine Vorgeschichte
Die ständige Ausstellung im Grassi Museum für Angewandte Kunst wird aktuell gehalten, immer wieder kommt neu erworbene Kunst aus verschiedenen Epochen dazu. Museumsdirektor Olaf Thormann erklärt bei MDR KULTUR: Das 19. Jahrhundert habe die Künste stets fein säuberlich auseinanderdividiert - zum Beispiel in Bilder, Skulpturen oder Kunstgewerbe. Das sei heute nicht mehr zeitgemäß. Dank der Hilfe der Kulturstiftung Sachsen gesellen sich deshalb nun etwa 15 zeitgenössische Kunstwerke zur Ausstellung. Das heißt: Eigentlich mischen sie sich ein.
Dialog zwischen historischer und zeitgenössischer Kunst
Heute gäbe es Brücken zwischen den künstlerischen Sparten, führt Thormann aus. Für Besucherinnen und Besucher sei es viel interessanter, wenn sie zwischen den Objekten und verschiedenen historischen Epochen Dialoge entdecken können. Man bringe mit der neuen Kunst sozusagen "Sparring-Partner" in die Ausstellung. Der Gang durch die Zeiten werde gewürzt mit kleinen Irritationen.
So trägt das Bildnis eines jungen Mannes des Leipziger Künstlers Hans Aichinger einen Spitzenkragen um den Hals: Im Ausstellungsraum mit barocken Ausstellungsobjekten entsteht so ein neues Miteinander. Christoph Ruckhäberle stellt zum Beispiel bemalte Holzskulpturen aus. Die Künstlerin Annette Schröter trägt Papierschnitte bei, die nach Fotos von anonymen Gartentoren aus Kleingartenanlagen entstanden sind. Diese Papierarbeiten treten in der Ausstellung in einen Dialog mit den grafischen Darbietungen des preußischen Eisenkunstguss. Da entstünde ein Spannungsverhältnis, dass man intuitiv begreift, so Museumschef Olaf Thormann. Es stelle sich zum Beispiel sofort die Frage: Was ist Design und was Zufall?
Insgesamt wurden Arbeiten das Aichinger-Gemälde "Die drei Fähigkeiten", drei Holzskulpturen aus der Reihe "Figur" von Ruckhäberle und zehn Papierschnitte von Schröter aus der Serie "Vor Schrebers Garten" angekauft. Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen unterstützt den Ankauf mit 26.000 Euro.
Kunst schafft neue Betrachtungsweisen
Eine Triebfeder für die Entscheidung, neue Kunst zwischen der alten zu platzieren, war die Grassi-Messe 2022. Dort ersetzte die Keramikerin Ute Kathrin Beck 14 Nothelfer-Figuren in der Predella eines Altars mit modernen Keramik-Gefäßen – die Figuren sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschwunden. Das hat laut Olaf Thormann eine große Resonanz hervorgerufen. Die Serie "Apostel: Vasen" erhielt damals den Grassipreis der Sparkasse Leipzig.
Quelle: Kulturnachrichten MDR KULTUR, Bearbeitung: JB
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 07. Dezember 2023 | 16:10 Uhr