Der Haupteingang am Neuen Rathaus in Leipzig.
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Leipziger Stadtrat Vielfalt vertreten: Leipzig wählt neuen Migrantenbeirat

06. April 2025, 05:00 Uhr

Für Kommunalpolitikerinnen und -politiker ist es nicht leicht, alle Menschen in ihrer Kommune im Blick zu behalten. Unterstützung bieten Fachräte wie der Senioren- oder Familienbeirat. In Leipzig vertritt seit 2009 auch ein Migrantenbeirat die Interessen von Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Stadtrat – wie in Zittau, Weimar oder Magdeburg. Ab Montag wird das Gremium in Leipzig neu gewählt: 23 Sitze sind zu vergeben. Welche Themen stehen aktuell im Fokus?

Juliane Neubauer
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Ola Aljari lebt seit elf Jahren in Leipzig. Sie ist Journalistin und Mutter und kandidiert zum ersten Mal für einen der 23 Sitze im Migrantenbeirat. Aljari ist in der syrischen Gemeinschaft in Leipzig gut vernetzt und hofft als Teil des Beirates unter anderem die Verbindung des Schulsystems zu den nicht-deutschen Familien verbessern zu können. "Ich habe auch selbst tägliche Herausforderungen, die mich dazu bringen, nach Lösungen zu suchen", erzählt sie. "Aus diesem Grund habe ich die Entscheidung getroffen. Ich bin überzeugt, dass dieser Rat eine wichtige Plattform ist, um die Anliegen von diesen Gemeinschaften sichtbar zu machen und möglicherweise auch wirksame Lösungen zu finden."

Einsatz für bessere gesundheitliche Versorgung

Aktuell agiert die Italienerin Francesca Russo als Vorsitzende des Migrantenbeirates in Leipzig. Die Psychiaterin hat sich in den vergangenen fünf Jahren in ihrem Ehrenamt unter anderem für eine stabile Gesundheitsversorgung von Migrantinnen und Migranten bemüht und versucht, Lösungen für Sprachbarrieren zwischen Patienten und medizinischem Fachpersonal zu finden.

Russo beobachtet, dass der Beirat zunehmend als Unterstützung in der Stadtpolitik ernst genommen wird. "Wir haben sehr, sehr stark darum gekämpft, dass der Beirat von der Politik, vom Stadtrat und von verschiedenen Akteuren der Verwaltung als wichtiger Ansprechpartner angesehen wird. Aber wir sind auch tatsächlich sehr stark dran geblieben, dass auch die Communitys in uns auch Ansprechpersonen sehen können."

Migrantenbeirat soll Vielfalt Leipzigs abbilden

Der Beirat sei ein Türöffner, sagt Antje Biedermann, die für das Referat Migration der Stadt Leipzig arbeitet. Die Stadtverwaltung bekomme durch den Migrantenbeirat Einblicke in die Lebensrealitäten der Menschen mit Migrationshintergrund.

Der Beirat habe auch die Mehrsprachigkeit von Leipziger Behörden unterstützt, berichtet Antje Biedermann. "Leipzig wächst und der Zuwachs besteht aus internationalen Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen hierherkommen und dass Leipzig seine Vielfalt abbilden muss und auch einfach davon zehren und das als Chance sehen kann das ist für mich ein Fakt."

Kultur

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So wird der Migrantenbeirat gewählt

Die gut 50 Personen, die sich für den neuen Migrantenbeirat zur Wahl stellen, kommen aus ganz unterschiedlichen Ecken der Welt – von Somalia über Brasilien, Lettland und Kanada. Viele haben eine lange Liste von Ehrenämtern, über die sie sich für Zusammenhalt in der Stadt engagieren.

Die Syrerin Ola Aljari würde sich freuen, wenn sie gewählt würde. Aber wenn nicht, sei das auch in Ordnung. "Die anderen Kandidaten und Kandidatinnen sind auch sehr gute und starke Leute mit guten Meinungen und ich vertraue ihnen."

2021 bei der letzten Wahl haben rund 3.500 Menschen mit Migrationshintergrund ihre Stimme abgegeben. Das war nur ein sehr kleiner Teil der Wahlberechtigten. Wählen können alle Menschen, die seit mindestens drei Monaten einen Aufenthaltsstatus in Leipzig haben, keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und über 18 Jahre alt sind. Die Wahl läuft über die kommende Woche online von Montag bis Montag.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. April 2025 | 11:00 Uhr

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