Bevorstehende Schließung Galeria Karstadt Kaufhof Leipzig vor dem Aus: Geschäftsinhaberin will nicht aufgeben
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15. März 2023, 20:49 Uhr
Am Montag verkündete die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof von ihren 131 verbliebenen Fillialen in Deutschland weitere 52 zu schließen. Während die mitteldeutschen Standorte Dresden, Chemnitz, Erfurt oder Magdeburg aufatmen konnten, kam die Ankündigung für die Leipziger Filiale überraschend. Hier müssen 160 Mitarbeitende um ihren Job bangen. Auch weitere Geschäfte, die im Kaufhaus Mieter sind, müssen wohl Ende Juni schließen.
- Eine Ur-Leipzigerin lernte aus Tiefschlägen und will ihr Geschäft in der Galeria Karstadt Kaufhof Leipzig nicht aufgeben.
- Ankündigung der Kaufhaus-Schließung kam für Stefanie Pres und ihr Team wie ein Schock.
- Trotz unklarer Zukunft will die Geschäftsinhaberin mit der Kundschaft auf ein Jubiläum anstoßen.
Ein älterer Mann steht bei Stefanie Pres an der Annahmetheke ihrer Änderungsschneiderei in der Galeria Karstadt Kaufhof in Leipzig. "Ich komme jetzt jede Woche, um zu schauen, ob Sie noch da sind. Sagen Sie uns, wenn Sie woanders aufmachen", sagt der Kunde. Stefanie Pres muss ihn vertrösten, denn sie kann noch nicht sagen, ob es ihr Geschäft auch noch in vier Monaten in der zweiten Etage der Galeria Karstadt Kaufhof Leipzig gibt.
Denn: Wenn das Warenhaus Ende Juni schließt, müssen sie und ihre drei Mitarbeiterinnen die Tür zuschließen. "Ich bin zwiegespalten. Die Hoffnung wollen wir noch nicht aufgeben. Und irgendwie muss es doch auch weitergehen", sagt die Inhaberin der Änderungsschneiderei "Unikat". Trotz der schlechten Nachrichten strahlt Stefanie Pres Zuversicht aus.
Ur-Leipzigerin will Geschäft nicht aufgeben
Eine offene und herzliche Art gegenüber ihrer Kundschaft ist für Stefanie Pres eine Selbstverständlichkeit, sagt sie. Die habe sie sich während ihrer Arbeit als Kellnerin und Verkäuferin von Damenoberbekleidung angeeignet, erzählt die 69-Jährige. Zu DDR-Zeiten habe die Ur-Leipzigerin in großen Hotels gearbeitet. Gerade im Umgang mit auch mal nörgelnden Gästen aus der damaligen BRD sei ein dickes Fell nötig gewesen, erinnert sich Pres schmunzelnd. Doch auch Tiefschläge wie die Insolvenz ihres Bekleidungsgeschäftes vor 20 Jahren hätten sie stark für die jetzige Situation gemacht. Nun einfach aufgeben? "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es weitergeht." Obwohl Pres längst in Rente gehen könnte, will sie unbedingt weitermachen.
Bevorstehende Schließung kam wie ein Schock
Während Stefanie Pres Rechnungen prüft, ist ein weiterer Kunde an der Annahme zu hören: "Wo finden wir Sie denn in Zukunft? Wir würden Sie gerne behalten." Der moralische Beistand ihrer Kundschaft sei in den vergangenen zwei Tagen riesig. Seitdem die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekanntgab, auch die Leipziger Filiale zu schließen, komme die Kundschaft nicht nur verstärkt in ihr Geschäft, sondern auch ins Warenhaus.
Das Aus für Galeria Karstadt Kaufhof in Leipzig sei für die meisten Mitarbeitenden im Kaufhaus wie ein Schock gewesen, sagt Pres: "Selbst der Pessimistischste hat nicht damit gerechnet." Die Filiale schreibe bis heute schwarze Zahlen, habe die Geschäftsleitung des Kaufhauses Stefanie Pres gesagt. Als sie am Montag von der Schließung erfuhren, hätten Stefanie Pres und ihre Kolleginnen bei der Arbeit nur noch geschwiegen: "Uns hat es die Sprache verschlagen."
Selbst der Pessimistischste hat nicht damit gerechnet. Uns hat es die Sprache verschlagen.
"Ich bin immer noch stinksauer", sagt die Schneiderei-Mitarbeiterin Kerstin Basczik. Sie fragt, was denn mit Kunden sei, die eben nicht im Internet kaufen wollten, sondern ein Hemd oder einen Kissenbezug sehen wollen, bevor sie dafür zahlen. "Eine Änderung für eine Hose kann man im Internet nicht vornehmen", sagt die Schneiderin.
Ihren Mitarbeiterinnen verpflichtet
Gerade für ihre drei Mitarbeiterinnen will Stefanie Pres weitermachen. Sie fühlt sich für die Frauen verantwortlich, die alle noch mindestens sechs Jahre bis zur Rente berufstätig sein wollen. Nichtstun und auf dem Sofa sitzen will aber auch sie nicht, sagt die 69-Jährige: "Es ist für mich nicht nur Arbeit, sondern gehört zu meinem Leben."
Es ist für mich nicht nur Arbeit, sondern gehört zu meinem Leben.
Trotz unklarer Zukunft: Jubiläum soll gefeiert werden
Wo und wie es für Stefanie Pres und ihr Team nach Juni weitergeht, ist noch unklar. Doch ein Jubiläum wird auf jeden Fall gefeiert: Am 1. April will sie zusammen mit ihren Kunden auf das achtjährige Bestehen der Änderungsschneiderei anstoßen. "Aufgeben wollen wir noch nicht. Doch wir feiern auf jeden Fall, egal, wie es ausgeht."
MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 15. März 2023 | 05:30 Uhr