Die Außenansicht des Gebäude der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig
Seit Jahren gibt es Berichte über einen schlechten Führungsstil im Museum an der Runden Ecke. Nun ist bekannt, dass dem Museum Millionen an Fördergelder verwehrt geblieben sind. (Archivbild) Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Peter Endig

"Runde Ecke" Stasi-Museum: Große Sorge um den Verein Bürgerkomitee Leipzig

30. Januar 2025, 16:47 Uhr

Seit Jahren gibt es Berichte über Missstände im Verein Bürgerkomitee Leipzig und Kritik an den Führungsqualitäten des Leiters der Gedenkstätte Runde Ecke, Tobias Hollitzer. Nach Informationen des MDR lässt nun aber sein Rückhalt im Verein nach und auch die Fördermittelgeber verlangen Veränderung.

Der Trägerverein des Stasi-Museums in Leipzig, das Bürgerkomitee, steckt in einer Krise: Fördermittelgeber kritisieren Missstände, Gelder wurden eingefroren und zuletzt konnte ein neuer Vorstand nicht gewählt werden.

Bereits im Dezember traten drei große Fördermittelgeber an den Verein heran und fassten die Probleme der letzten Jahre zusammen. Der Führungsstil von Hollitzer habe dazu geführt, dass dem Museum rund zwei Millionen Euro an Fördermitteln verwehrt geblieben sind. Konkret geht es um Fördermittel von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten (StSG), dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) und der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM).

Der Leiter der Stasi-Gedenkstätte "Runde Ecke", Tobias Hollitzer, steht vor dem Museum in Leipzig.
Der Führungsstil von Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer steht in der Kritik. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / ZB | Jan Woitas

Geldgeber stellen Rückforderungen

Regelmäßig seien Fristen und Auflagen nicht eingehalten worden, heißt es in dem Schreiben, so dass Fördermittel in Höhe von rund 244.000 Euro demnach zurückgefordert worden sind, weitere 50.000 Euro sollen folgen. Zudem seien Fördermittel in Höhe von mehreren hunderttausend Euro gekürzt und weitere 1,75 Millionen Euro zurückgehalten worden sein.

Des Weiteren wollen die drei Fördermittelgeber StSG, SMWK und BKM keine Schreiben mehr akzeptieren, die nur von Hollitzer unterschrieben sind, in Zukunft müssen immer mindestens zwei Vereinsvorstände unterschreiben - so wie es die Vereinssatzung vorsieht.

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Forderung nach neuer Geschäftsführung wird laut

Am Montag sollte in einer Mitgliederversammlung des Vereins über diese Probleme gesprochen und ein neuer Vorstand gewählt werden. Doch zu Letzterem kam es nicht: Wie der Verein bestätigt, dauerten die Debatten so lang, dass die Vorstandswahl auf eine neue Versammlung am 28. Februar verschoben wurde. Über den Inhalt der Diskussionen will sich kaum jemand äußern. Vereinsmitglied Johannes Beleites lässt allerdings durchblicken, dass es der Verein aus seiner Sicht nicht mehr aus eigener Kraft aus der Krise schaffen kann.

"Mein Wunsch wäre es, dass die Stadt Leipzig auf Bitte des Vereins hin die Geschäftsführung übernimmt und eine genaue Prüfung der Probleme vornimmt. Vielleicht kann sich danach ein neuer Vorstand bilden, der die Probleme angeht", erklärt Beleites.

Einen ähnlichen Vorschlag gibt es von der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten. Bis Ende des Jahres solle eine ordnungsgemäße Geschäftsführung nachhaltig sichergestellt werden: "Aus hiesiger Sicht könnte dies etwa durch die Einsetzung einer Geschäftsführung erfolgen, die unabhängig vom bisherigen Geschäftsführer agieren kann und diesem übergeordnet ist."

Hollitzer: Vorwürfe sind ungerechtfertigt

Gedenkstättenleiter Hollitzer weist die Vorwürfe zurück: "Der Vorstand hat die Vorwürfe einer ersten allgemeinen Prüfung unterzogen und sieht viele der unterstellten Versäumnisse nicht oder nicht in diesem Umfang als gerechtfertigt an," heißt es in einer Stellungnahme. So liegen den Fördermittelgebern laut Hollitzer alle Verwendungsnachweise vor und es gab ihm zufolge keinen zweckwidrigen Einsatz von Projektmitteln.

Generell beruhe ein wesentlicher Teil der Kritik aus Hollitzers Sicht darauf, dass der Verein und die Stiftung Sächsischer Gedenkstätten unterschiedliche Bewertungen für die Museumskonzepte hätten. Dem Vorschlag einer übergeordneten Geschäftsführung stehe der Verein offen gegenüber und habe bereits in den letzten Jahren daran gearbeitet, allerdings habe dafür das Geld gefehlt.

Wunsch nach Zusammenarbeit

Bei aller Kritik heißt es im Schreiben der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten aber auch: "Herrn Hollitzers Kompetenzen in der wissenschaftlichen Leitung der Gedenkstätte stehen selbstverständlich - nicht nur mit Blick auf seine überragende inhaltliche Expertise und in Anerkennung seiner Lebensleistung - außer Frage."

Die Stiftung Sächsischer Gedenkstätten und mehrere Mitglieder betonen, ihnen liege der Erhalt des Museums am Herzen liege und man hoffe auf Zusammenarbeit.

MDR (lew)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus Leipzig | 30. Januar 2025 | 05:30 Uhr

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