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Neue Betrugsmasche IT-Anwalt warnt vor Online-Abmahnungen mit alten Facebook-Posts
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16. Februar 2025, 11:30 Uhr
Online-Betrugsmaschen gibt es viele, ein Leipziger Anwalt für IT-Recht warnt nun vor einer neuen Masche. Der Jurist hat es neuerdings mit Fällen zu tun, bei denen zehn Jahre alte Facebook-Beiträge abgemahnt werden. Das Problem: Dabei werden hohe Zinsen fällig. Der Anwalt vermutet, dass sich solche Fälle mit Hilfe von KI häufen werden.
- Das Problem bei den Abmahnungen zu alten Posts: Die Abmahner verlangen hohe Zinsen.
- Auch Musik in Instagram-Reels kann ein Problem werden, gerade für Vereine und Gewerbetreibende.
- Der Experte fordert Social-Media-Schulungen, vor allem mit Blick auf die neuen KI-Modelle.
Finanzbetrug mit Hilfe von Social Media und Abmahnungen wegen Facebook-Posts: Diese beiden Maschen nehmen nach Angaben des Leipziger Fachanwalts für IT-Recht, Daniel Baumgärtner, immer mehr zu. "Im Urheberrecht erfolgen gerade sehr häufig Abmahnungen aufgrund von Bildrechtsverletzungen speziell bei Facebook." Laut Baumgärtner betrifft das vor allem viele Posts von vor acht bis zehn Jahren.
Strafen von 3.000 bis 4.000 Euro für alte Facebook-Posts
Betroffen sind laut Anwalt vor allem Vereine, Firmen und Kleingewerbetreibende. Die Schadenersatzansprüche liegen bei bis zu 2.000 Euro. Weil die Posts aber schon so alt sind, fallen dann noch hohe Zinsen an. Am Ende sehen sich die Abgemahnten mit Summen von bis zu 4.000 Euro konfrontiert.
Nicht jede öffentliche Quelle ist durch den Rechteinhaber zum Gebrauch freigegeben.
Die Leute würden daraufhin teilweise "sehr erschrocken und entsetzt" reagieren. Bei einigen fehle auch das Verständnis für die Abmahungen, weil die Bilder zum Beispiel von öffentlichen Quellen stammten. "Aber nicht jede öffentliche Quelle ist durch den Rechteinhaber zum Gebrauch freigegeben", betont der Anwalt. Er sieht nicht immer ein ausreichendes Wissen und Unrechtsbewusstsein bei den Usern. Allerdings hält er die Strafen für "relativ einfache Nutzung für deutlich überhöht".
Vorsicht bei Musik in Instagram-Reels
Eine richtige Erklärung für die Häufung der Abmahnungen hat der Anwalt nicht, da es sich meist um alte Facebook-Seiten oder Websites handelt, die gar nicht mehr gepflegt werden. Er vermutet, dass ein neu entwickeltes Programm nun solche alten Seiten auf Rechtsverletzungen untersucht.
Instagram betreffe das auch. Dort kämen noch "häufig Musikrechtsverletzungen" hinzu, weil man dort ja Reels posten könne. Viele gewerbliche Instagram-Seiten seien nicht dazu berechtigt, urheberrechtlich geschützte Musik zu verwenden.
Vermehrt Betrugsfälle
Im Strafrecht wiederum käme es vermehrt zu Betrugsdelikten. Da betreut Baumgärtner nach eigenen Angaben Mandaten, deren Social-Media-Accounts gehackt wurden. Diese gehackten Accounts würden dann häufig für das Teilen von Kinderpornografie genutzt werden, zum Beispiel über Facebook-Seiten. Der Besitzer des gehackten Accounts könne sich dagegen "nur wehren, wenn er angibt, solche Dateien nirgendwo auf dem Rechner zu haben."
In den USA müsste Kinderpornografie von Facebook an eine Behörde gemeldet werden: "So kommen diese Strafverfahren dann auch hier in Deutschland an", berichtet Daniel Baumgärtner. Um sich gegen das Hacken zu wehren, rät er zu sicheren Passwörtern und einer Zwei-Faktor-Authentifizierung. Dabei muss man neben dem Passwort noch über einen zweiten Weg seine Identität bestätigen.
Mehr Fälle von Online-Abzocke
Auch mit Finanzbetrug über Social-Media bekam es der Anwalt in letzter Zeit immer wieder zu tun. "Es ist wichtig, darauf zu achten, welche Daten man herausgibt. Bloß nicht zu schnell jemandem vertrauen, den man in der realen Welt noch nie getroffen hat." Er hat "leider sehr viele Negativbeispiele. Da sind auch schon hohe Geldzahlungen erfolgt ohne einen einzigen realen Kontakt."
Es ist wichtig, darauf zu achten, welche Daten man heraus gibt. Bloß nicht zu schnell jemandem vertrauen, den man in der realen Welt noch nie getroffen hat.
Laut dem IT-Rechtler würden die Betrüger sich den Opfern auf Social-Media häufig als eine Person vom anderen Geschlecht ausgeben und auch falsche Fotos von Personalausweisen als Identitätsbeweis zusenden. Danach würden die Opfer dazu gebracht werden ihr Geld in Online-Shops zu investieren. Oder es gehe um scheinbar seriöse andere Finanzgeschäfte, zum Beispiel im Zusammenhang mit Aktien oder Krypto-Währungen. Der Experte spricht von "hochprofessionell organisierten Strukturen".
Daniel Baumgärtner plädiert für Social-Media-Schulungen: "Ich bin der Meinung, dass man so eine Schulung braucht und das sollte bestenfalls schon in der Schule passieren, da auch Schüler bereits viel mit sozialen Medien umgehen." Heutzutage seien soziale Medien nicht mehr wegzudenken aus unserem Alltag. Vor allem vermutet Baumgärtner, dass das Problem in der Zukunft noch größer werden wird: "Aufgrund von künstlicher Intelligenz dürfte es in Zukunft noch schwieriger werden, dem Herr zu werden."
MDR (cke/lew)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 17. Februar 2025 | 12:30 Uhr