Buchkinder Mehr als nur Bücher: Wie ein Leipziger Verein Bildung und Sprachgefühl stärkt
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14. Januar 2025, 05:00 Uhr
Im Leipziger Westen sprühen Kinder vor Kreativität: Beim Verein Buchkinder e.V. werden ihre Geschichten zu echten Büchern - ausgedacht, illustriert und gedruckt von den jungen Autorinnen und Autoren selbst. Der Verein will nicht nur Fantasie und Sprachgefühl fördern, sondern auch Raum für freie Entfaltung schaffen. Doch Sparmaßnahmen bedrohen die Zukunft des Projekts. Während die Kinder weiter träumen und schreiben, blickt der Verein mit Sorge auf die nächsten Entscheidungen des Stadtrats.
Es riecht nach Druckerfarbe und Linoleum. In hellen, großzügig ausgebauten Räumen im Leipziger Westen sitzen etwa ein Dutzend Kinder an kleinen Holztischen. Sie malen, schreiben, zeichnen - und vor allem erzählen sie Geschichten. "Es geht um Feen", sagt Charlotta. "Die erleben Abenteuer in einem Teil der Erde, den die Menschen nicht sehen können!", erzählt ihre Freundin Mathilda.
Bücher von und für Kinder
Beim Verein "Buchkinder e.V." aus Leipzig werden aus dieser und anderen Geschichten Bücher. Ausgedacht, illustriert und gedruckt von den Kindern. Seit mehr als 20 Jahren will der Verein so Bildung und die Kreativität der Kinder fördern. Dafür gab es bereits zahlreiche Preise, zuletzt den Deutschen Verlagspreis im vergangenen Jahr.
Das, was sie bewegt, bringen sie zu Papier.
"Die Kinder kommen kontinuierlich zu uns", erzählt Konstantin. Er ist gelernter Buchbinder und -Drucker, Pädagoge, Kursleiter und seit zwölf Jahren für den Verein tätig. "Alles, was während dieser Zeit entsteht, wird gesammelt. Über die Zeit wird es gesichtet, verdichtet, bis sich eine Geschichte ergibt." Die Kinder sollen ohne Zeitdruck arbeiten, meint er. "Das, was sie bewegt, bringen sie zu Papier. Manchmal stellen wir Fragen, wenn wir merken, dass das nötig ist für die Geschichte." Im Gespräch mit den Kindern ergebe sich dann ein roter Faden für ein komplettes Buch, sagt Konstantin.
Gefühl für Sprache
Das Erlebnis, ein eigenes Buch zu gestalten und dann am Ende in der Hand zu haben, sei etwas ganz Besonderes, erzählt Sven Riemer. Er ist einer der Geschäftsführer des Buchkinder e.V. "Wir wollen ein Raumgeber für die Kinder sein", sagt er. Das Konzept komme gut an, die Wartelisten seien voll. "Wir haben nicht den Anspruch, Wissen zu vermitteln, sondern wollen den Kindern entlocken, was in ihnen steckt." So würden die Kinder freie Entfaltung erleben, aber auch den Umgang mit der Sprache lernen.
Wir wollen ein Raumgeber für die Kinder sein.
Sorge vor weiteren Kürzungen
Der Verein beschränkt sich derweil nicht mehr nur auf die Buchkurse. Auch einen eigenen Kindergarten gibt es bereits, ein weiterer befinde sich in der Gründung, sagt Riemer. Doch dabei gebe es eine große Hürde. Denn wie viele andere Vereine und Initiativen blicken derzeit auch die Buchkinder mit bangem Blick auf die Sparmaßnahmen von Land und Stadt. Laut der Geschäftsführungen sollen dem Verein von der Stadtverwaltung Förderungen und Personalbudget gekürzt werden. Rund 40.000 Euro für Projektförderung und 50 Prozent des Personalschlüssels seien nicht bewilligt worden.
Zukunftsängste der Buchkinder
Der Verein erwirtschafte zwar selbst Gelder, sei breit aufgestellt - aber natürlich auch von öffentlichen Geldern getragen, sagt Riemer. "Das ist absurd über Stellenabbau nachdenken zu müssen. Erst Recht zu einem Zeitpunkt, wo wir hier neue Räumlichkeiten haben, einen weiteren Kindergarten eröffnen wollen und so auch den Stadtteil beleben wollen", so der Geschäftsführer. Der Verein habe eigentlich einen Mehrbedarf, wolle die Arbeit eher ausweiten als kürzen. "Wir würden uns wünschen, dass der Austausch besser wird mit der Stadt und dass unsere Arbeit anerkannt wird!"
Am Mittwoch will der Stadtrat erneut über den Haushalt und die Mittel beraten. Ob die Wünsche der Buchkinder und vieler anderer Vereine der Stadt erhört werden, wissen wahrscheinlich nur Mathildas und Charlottas Feen. Aber die sind gerade mit ihren Abenteuern beschäftigt. Der zweite Band will schließlich gefüllt werden.