Ein buntes verwischtes Gemälde von Katharina Immekus mit dem Titel "Mambo" 4 min
Für ihr Bild "Mambo" ließ sich die Künstlerin Katharina Immekus von einem Lucio Dalla-Song inspirieren. Bildrechte: Katharina Immekus/MdbK
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Die Künstlerin Katharina Immekus studierte einst an der HGB Leipzig. Jetzt versprühen ihre Bilder in einer Ausstellung den Charme alter Grandhotels. Ein Beitrag von Wolfgang Schilling

MDR KULTUR - Das Radio Do 18.07.2024 13:54Uhr 04:00 min

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Museum der bildenden Künste MdbK Leipzig zeigt erfrischende Sommer-Ausstellung "Gran Palazzo"

18. Juli 2024, 17:40 Uhr

Die Künstlerin Katharina Immekus studierte einst an der HGB Leipzig, inzwischen lehrt sie selbst in Darmstadt und St. Gallen. Die Ausstellung "Gran Palazzo" im Museum der bildenden Künste Leipzig zeigt jetzt ihre Bilder aus einem Zeitraum von 25 Jahren. Sie versprühen den Charme alter Grandhotels und verströmen italienische Momente. Dazu die Kühle der Klimaanlage im MdbK: "Niente Sommerloch", so Museumsdirektor Stefan Weppelmann im Gespräch mit MDR KULTUR.

Ein Museumbesuch ist in diesen hitzigen Tagen äußerst empfehlenswert. Das findet Stefan Weppelmann, der gastfreundlich aufgelegte Direktor des Leipziger Museums der bildenden Künste. Und das nicht nur wegen der gut temperierten Räume, sondern auch wegen der gerade eröffneten neuen Schau seines Hauses.

Die aufgeräumte Begrüßungsformel des Direktors: "Wir zeigen diese wundervolle Ausstellung mit Werken von Katharina Immekus direkt in den Ferien. Für uns gilt also: Niente Sommerloch, sondern Gran Palazzo. Wir sind die einzige Kulturinstitution, die in diesen Tagen eine tolle, sommerlich bunte Einladungskarte verschicken konnte, wunderbar!" Das sieht auch die Künstlerin so, die vor ziemlich genau 30 Jahren in die Stadt kam, um hier ihr Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst aufzunehmen. Inzwischen lehrt sie selbst in Darmstadt und St. Gallen und träumt, wenn sie nicht malt oder an der Druckerpresse steht, offenbar von alten Grandhotels.

Ein Bild der Künstlerin Katharina Immekus mit dem Titel "Rivieria" - das Bild ist grob in drei Streifen eingeteilt: rot, weiß, grün, von oben nach unten, es mutet an, als würde in der Mitte ein kühles Gewässer fließen.
Die Ausstellung "Gran Palazzo" von Katharina Immekus hat viele italienische Momente. Doch dieses Bild hier heißt "Riviera". Die Sehnsucht nach Ferien weckt es allemal. Bildrechte: Katharina Immekus/MdbK

Der Charme der alten Grandhotels

Jedenfalls erklärt Katharina Immekus so den Titel ihrer Schau: "Ich liebe den Charme der alten Grandhotels. "Gran Palazzo" klingt nach einer großen Sache, nach Party oder auch nostalgisch und irgendwie nach Musik – insofern genau der richtige Titel." Aha, denkt da der Betrachter und fragt sich vor einem kleinen Ölbild mit dem Titel "Mambo", ob die Malerin vielleicht auch gerne tanzt und bekommt zur Antwort, dass Musik für sie eine große Rolle spielt und das Geheimnis hinter dem Bild von Lucio Dalla stamme. Den gleichnamigen Titel des Italieners hat sie damals, als das Bild entstanden ist, Tag und Nacht gehört. Nennen wir das mal die italienischen Momente der Schau.

Eine "Riviera" hängt gleich daneben – frische Bilder aus dem vergangenem Jahr. Das älteste Bild in der Schau stammt noch aus ihrer Studienzeit. Damals, 1999, war sie offensichtlich romantisch drauf und auf der Suche nach der "blauen Blume". Ihr Diplom widmete sie dann Ansichtskarten aus dem Urlaub – auch formal scheint Immekus eine Reisende zu sein.

Ein Bild von Katharina Immekus mit dem Titel "Rock" - man sieht den Rock und die Beine einer Frau, neben ihr steht ein Hund.
Katharina Immekus: "Rock". Oft lässt sich die Künstlerin von alltäglichen Situationen oder Ansichtskarten inspirieren. Bildrechte: Katharina Immekus/MdbK

Wie Immekus mit Stilistik irritiert

Katharina Immekus' Linolschnitte von deutschen Gärten sehen fast wie Fotos aus. Ihre übermannshohen Linolschnitte wiederum entpuppen sich beim zweiten Blick als Ölmalerei. Was ist ihr Antrieb für solcherart Verwirrung in der Stilistik? "Die Suche nach einem guten Bild", sagt sie und verrät nach kurzem Überlegen: "Ein gutes Bild entsteht ja manchmal, wenn man versucht, sich selber auszutricksen." Wenn man das farbige Motiv eines kleinen Ölbilds in die grafische Struktur eines Linolschnitts überträgt und dann wieder zurück ins diesmal großformatige Öl. Sie spricht von Abstraktion und dass das Ganze dadurch manchmal sehr viel besser wird.

Ein Ölbild der Künstlerin Katharina Immekus mit dem Titel "Mond" - mit den vielen kleinen schwarz-weißen Linien und Details sieht es aus wie ein Linolschnitt.
Katharina Immekus: "Mond" – Für dieses Bild übertrug die Künstlerin ein kleines Ölbild in die grafische Struktur eines Linolschnitts und dann wieder zurück ins großformatige Öl.
Bildrechte: Katharina Immekus/MdbK

Konzeptkunst aus dem Kinderzimmer

Werke aus den letzten 25 Jahren ihres Schaffens werden in Leipzig gezeigt, wobei es da auch einen 12-teiligen Komplex gibt, dessen Ursprünge im Olper Kinderzimmer der kleinen Katharina zu suchen sind. Kinderzeichnungen aus dem Jahr 1978, die sie 30 Jahre später in Linoleum schnitt und dabei merkte, dass vieles ihrer formalen Bildsprache schon damals in ihr angelegt war. "Warum auch nicht, kommt ja alles von derselben Person. Schön, dass dieser Werkblock hier gezeigt werden kann", freut sie sich. Früh übte sich, was eine Meisterin geworden ist, die nun mit ihrem Oeuvre für hochsommerliche Abwechslung im Museum der bildenden Künste sorgt.

Ein Linolschnitt von Katharina Immekus mit dem Titel "Thüringen". Zu sehen ist ein winterlicher Vorgarten, so realistisch gemalt, dass es wie ein Foto aussieht.
"Thüringen" heißt dieses Bild von Katharina Immekus aus ihrer Serie "Deutsche Gärten". Die Linolschnitte der Künstlerin sehen fast wie Fotos. Bildrechte: Katharina Immekus/MdbK

Informationen zur Ausstellung (zum Ausklappen)

"Gran Palazzo" von Katharina Immekus
Ausstellung vom 18. Juli bis 29. September 2024

Adresse:
Museum der bildenden Künste (MdbK)
Katharinenstraße 10
04109 Leipzig

Öffnungszeiten:
Di, Do–SO: 10 bis 18 Uhr
Mi: 12 bis 20 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene 8 Euro

Quelle: Wolfgang Schilling (MDR KULTUR)
Redaktionelle Bearbeitung: jb, sg

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 18. Juli 2024 | 07:40 Uhr

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