Knappe Kassen Verband kriegt kein Fördergeld: Aussiedler müssen Räume in Leipzig kündigen
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07. Dezember 2024, 09:51 Uhr
Sparpolitik und leere Kassen belasten Sachsens Vereinslandschaft. Nachdem im Mai schon der Dachverband sächsischer Migrantenorganisationen Insolvenz anmelden musste, trifft es nun den Aussiedlerverband Sachsen (AVS). Für ihn fallen 150.000 Euro Fördermittel der Sächsischen Aufbaubank (SAB) weg. Der Verein muss deshalb seine Räume in Leipzig aufgeben.
In der zweiten Etage im "Haus der Demokratie" in Leipzig hat der Aussiedlerverband Sachsen (AVS) sein Büro. An diesem Vormittag wird dort eine Frau aus Angola beraten. Die deutsche Sprache könne sie schon sprechen, aber noch nicht richtig schreiben. Sie sei auf Empfehlung der Ausländerbehörde hergekommen. Das Beratungsangebot ist offen für alle. Wie Migrationsberaterin Helena Bosch berichtet, sind auch Ukrainerinnen und Ukrainer häufige Besucher. Ihnen helfe der Verein beim Stellen der Anträge weiter.
Absage der SAB "völlig überraschend"
Seit 2019 gibt es den Verband. Hervorgegangen ist er aus einer Reihe von Initiativen und Vereinen, die sich teils schon im Jahr 1989 gegründet hatten. Es gibt ein Jugendensemble, gemeinsame Treffen und die Beratung für Spätaussiedler sowie jüdische Flüchtlinge, die nicht Mitglied der Israelitischen Gemeinde sind. Zwei Festangestellte und fünf Minijobber arbeiten für den Verein. Nach seinen Angaben wurden dafür in den Vorjahren stets 150.000 Euro jährlich bewilligt.
"Die Absage der Sächsischen Aufbaubank (SAB) für 2025 kam völlig überraschend", sagt der Vereinsvorsitzende Manfred Hellmund. In den Antragspunkten "Beschreibung der Ausgangssituation in der betroffenen Region" und der "Definition des Projektes und der Ziele" habe man laut Sächsischer Aufbaubank nicht die volle Bewertung erreicht, zitiert Hellmund. "Wir haben uns wirklich echt Mühe gegeben, die Situation zu beschreiben", so Hellmund. Das sei aus dem Antrag zu ersehen.
SAB beruft sich auf Verwaltungsgeheimnis
Das Punktesystem der Sächsischen Aufbaubank sei schwer durchschaubar, heißt es beim Verein. Ein Sprecher der SAB erklärte auf Nachfrage von MDR SACHSEN, die Bank sei dem Verwaltungsgeheimnis verpflichtet und könne sich zu Einzelfällen nicht äußern. Der Aussiedlerverband hat fristgemäß Widerspruch eingelegt. Doch weil er nur geringe Rücklagen hat, wurden die Mieträume in Leipzig notgedrungen zu Ende Februar 2025 gekündigt.
MDR (wim)
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