Locke für Locke Spielzeugmacherin Cornelia Flath sticht von einem Lindenholzrohling mit einem scharfen Stechbeitel Locke für Locke ab. 4 min
Für das Wachstum der Kultur- und Kreativwirtschaft sehen Fachleute besondere Gründe, wie Michael Bartsch erfahren hat. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Schmidt
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Die Kreativbranche kann sich laut des Kultur- und Kreativwirtschaftsberichts auch in der Wirtschaftskrise über Wachstum und Rekordumsätze freuen. Dafür sehen Fachleute besondere Gründe, wie Michael Bartsch erfahren hat.

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Rekordumsätze Warum Sachsens Kreativ- und Kulturbranche trotz Wirtschaftskrise wächst

17. Dezember 2024, 15:36 Uhr

Die Wirtschaft schwächelt, doch die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen kann sich über Wachstum und Rekordumsätze freuen. Ein neuer Bericht verrät, dass die Branche in diesem Jahr ihren bisher höchsten Umsatz verzeichnet hat. Die Gründe dafür sehen Fachleute in ganz speziellen Eigenschaften des Wirtschaftszweigs. Neben dem traditionell stark aufgestellten Kunsthandwerk boomt im Freistaat besonders die Software- und Games-Industrie.

  • Trotz Wirtschaftskrise liegt das Wachstum der Kultur- und Kreativbranche in Sachsen bei 2,7 Prozent verbunden mit dem bisher höchsten Umsatz.
  • Als Grund dafür wird u. a. die Innovationskraft der Branche benannt, stärkster Motor des Wachstums ist dementsprechend die Software- und Games-Industrie.
  • Die Potentiale in der Kultur- und Kreativbranche sollen auch weiterhin gefördert werden.

Die schnelle Anpassungsfähigkeit ist für Claudia Muntschick vom Branchennetzwerk Kreatives Sachsen der Grund für das starke Wachstum der Kultur- und Kreativbranche.

Die Branche sei sehr kleinteilig, sagte Muntschick MDR KULTUR. "97 Prozent Kleinstunternehmen, das heißt, sie sind unheimlich wendig, organisieren sich schnell." Bei Problemlagen kümmere man sich innerhalb des Netzwerks. Viele Akteure hätten auch neue Tätigkeitsfelder erschlossen.

Wachstum trotz Wirtschaftskrise

Aus dem Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht für Sachsen 2024 geht hervor, dass das Wachstum der Branche bei 2,7 Prozent liegt. Die knapp 26.000 meist kleinen Unternehmen erwirtschafteten im Vorjahr mit 4,8 Milliarden Euro einen Rekordumsatz.

Der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen geht es ungeachtet der Corona-Pandemie-Folgen damit überraschend gut. Alle Statistiken zeigen zwar im ersten Coronajahr 2020 einen leichten Umsatzrückgang bis zu 4,7 Prozent. Doch nur ein Jahr später waren die Verluste überwiegend bereits wieder ausgeglichen.

Eine Frau bemalt eine Holzfigur.
In Sachsen ist das Kunsthandwerk traditionell stark aufgestellt. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Die Kultur- und Kreativwirtschaft

... umfasst Bereiche wie darstellende und bildende Kunst, Design, Architektur, Film, Musik, Literatur, Werbung und Softwareentwicklung.

Games und Software boomen

Traditionell stark aufgestellt in Sachsen ist das Kunsthandwerk mit über 10.000 Beschäftigten und rund 800 Millionen Euro Umsatz. Stärkster Motor des Wachstums in der Kreativbranche ist aber mit Abstand, die Software- und Games-Industrie. Sie verzeichnete über einer Milliarde Umsatz, ein Viertel der insgesamt 81.000 Beschäftigten der gesamten Kreativbranche arbeitet hier.

Claudia Muntschick vom Kreativen Sachsen schreibt die Krisenfestigkeit auch dem innovativen Wesen der Branche und ihrem Gespür für Zukunftsmärkte zu: "Digitalisierung ist ein Riesenthema, die Software-Games-Industrie ist bei uns verortet – das sind alles Branchen, die fast schon automatisch wachsen müssen." Diese Bereiche würden die klassischen Produktionsbetriebe zunehmend ablösen: "Der Mensch steht nicht mehr am Fließband, sondern eher am Interface."

Eine Besucherin des Gamingfestival "CAGGTUS" testet das Fahren und Steuern ferngesteuerter Autos mit einer VR-Brille.
Beim Festival Caggtus trifft sich die Gamingbranche in Leipzig. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Die vielgerühmte Resilienz war bei Kreativen und Kulturschaffenden immer vorhanden, fügt Muntschick hinzu. Manche schrieben erst während der Coronakrise ihren ersten Förderantrag. Die gute Vernetzung im "Kreativen Sachsen" mit Sitz in Chemnitz, der rege Austausch untereinander, trage ebenfalls dazu bei.

Potentiale in der Kreativbranche

Auch der scheidende sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) sieht den Wert der Kreativbranche. Mit ihrem schöpferischen Akt könnten dort Tätige dazu beitragen, dass Innovationen entstehen. "Wir nutzen das sogar viel zu wenig", stellt Dulig fest.

Ein maschineller Arm ist auf einem mit Scheinwerfern beleuchtetem Tisch installiert.
Das Dresdner Unternehmen Wandelbots stellt Software her, die es auch Leuten ohne große Vorkenntnise möglich machen soll, Roboter zu programmieren. Bildrechte: MDR SACHSEN/Konstantin Henß

Der Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD will diese Strukturen weiter fördern. Mit Blick auf das riesige sächsische Haushaltdefizit von etwa zehn Prozent ab dem kommenden Jahr schwindet der Optimismus allerdings etwas. Martin Dulig fordert deshalb, dass mit den verfügbaren Mitteln, eine vernünftige Balance bei den Prioritäten gesetzt werde. "Da gehört für mich vor allem dazu, dass Strukturen nicht zerschlagen werden."

Die Kultur- und Kreativwirtschaft macht zwar nur zwei Prozent der Wertschöpfung im Freistaat Sachsen aus, liegt damit aber immerhin in der Größenordnung des Fahrzeugbaus. Ihre Potenziale sind noch lange nicht ausgereizt, meint man im Wirtschaftsministerium und beim "Kreativen Sachsen". Dafür spricht ihr hartnäckiges Wachstum.

Quellen: MDR KULTUR (Michael Bartsch), Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht für Sachsen 2024
Redaktionelle Bearbeitung: hro, lig

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Dezember 2024 | 12:10 Uhr

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