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Jahresrückblick Das waren Aufreger und Ereignisse 2023 in Sachsen
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28. Dezember 2023, 07:00 Uhr
Autobahn-Ärger, Brände, die Einstellung des Ofarim-Prozesses, Reichsbürger-Razzien, aber auch Kampf um Arbeitsplätze, Streiks und nah kommende Wildtiere haben es 2023 in die Schlagzeilen bei MDR SACHSEN geschafft. Kathrin König hat sich die Themen des Jahres nochmals angesehen und viele Aufreger, aber auch manch "Budzsches" gefunden - damit ist nicht nur das sächsische Wort des Jahres gemeint.
A bis G: Autobahn-Ärger bis Grünes-Gewölbe-Prozess
- A wie Autobahnalarm auf der A4: Unfälle und Staus ohne Ende in diesem Jahr. Pendler und Lkw-Fahrer können mehrstrophige Lieder über die Verkehslage 2023 singen. Großbaustellen Richtung Bautzen, aber auch Richtung Chemnitz sind immer wieder Nadelöhre. Über eine Staulänge von mehr als 40 Kilometern berichtete MDR SACHSEN vor Pfingsten. Von Kodersdorf bis Dresden mussten Autofahrende drei bis vier Stunden einplanen.
- B wie Baustellenstreit ums Großgefängnis Zwickau: Der Streit um den Bau zog 2023 Kreise bis vors Landgericht. Der Plan war: Sachsen und Thüringen bauen ein Gefängnis, teilen sich die Kosten und eröffnen 2019 - dann können ältere Anstalten schließen. Doch es gab millionenteure Bauverzögerungen. Sachsen hat dem Generalplaner gekündigt und kommt nun nicht an die Bauunterlagen heran, die der Planer auf einem Server hinterlegt hat. Derweil steigen die Baukosten. Von mehr als 300 Millionen Euro ist die Rede. Geplant waren einst 150 Millionen Euro. Thüringen überlegt, auszusteigen.
- C wie Corona und Ende der Einschränkungen: Anfang Februar 2023 galten in Sachsen keine Corona-Schutzmaßnahmen des Landes mehr. Auch die Isolationspflichten für Corona-Infizierte hatten ausgedient. Am 8. April 2023 fielen sämtliche Corona-Schutzmaßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz. Nach drei Jahren Pandemie zeigte die Statistik, dass in Sachsen je 100.000 Einwohner 419 Menschen an oder mit Corona gestorben sind - mehr als in jedem anderen Bundesland.
- D wie Dankeschön in Delitzsch: Zwei Mitarbeiterinnen einer Fleischerei wollten nicht hinnehmen, dass ihr Geschäft schließt und sie ihre Arbeit verlieren. Statt zu jammern, schauten sie über den Tellerrand und fanden Hilfe im Nachbarland Sachsen-Anhalt bei der Landfleischerei Broda. Geheime Testkäufer kamen in den Laden, testeten die Mitarbeiterinnen - und die wurden prompt übernommen.
- E wie Elchkuh: Im Sommer war ein Elch mal im Kornfeld bei Brandis, dann auf einem Betriebsgelände bei Königswartha, im Schönfelder Hochland oder bei Leipzig gesichtet worden. Beobachter berichteten von majestätischen Momenten, die sie aufgeregt filmten. Elch-Experte Michael Striese sagte, wandernde Elche gebe es in Sachsen immer wieder mal. Aus Polen kommend, schwimmen sie durch Oder und Neiße nach Sachsen, streifen für ein paar Wochen oder Monate durch die Natur. Die größte Gefahr für die Elche seien der Straßenverkehr und Zäune mit scharfen Spitzen.
- F wie Flughafenlärm: Die Ausbaupläne für den Frachtverkehr auf dem Flughafen Leipzig/Halle stoßen seit Jahren auf Widerstand. Initiativen, Umweltverbände und Anrainerkommunen in der Region Leipzig verlangen seit langem ein Nachtflugverbot für Frachtflieger. Bis zu 100 Mal pro Nacht dröhnen die Flieger über der Region. Anfang September endete die Einspruchsfrist zum Planfeststellungsverfahren für den Flughafenausbau. Mehr als 1.500 Einwendungen gingen ein. Mitte November erfuhren rund 2.000 Haushalte, dass sie Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen haben, vor allem in Lützschena-Stahmeln und Schkeuditz.
- G wie Grünes-Gewölbe und der Prozess um den Juwelendiebstahl. Drei Prozesse in Sachsen haben 2023 die Gemüter bewegt, einer davon von war der um den dreisten Coup mit Millionen-Beute. 3,5 Jahre nach dem Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden wurden Mitte Mai die Urteile gegen fünf Angeklagte des Remmo-Clans verkündet. Weil ein Teil der Schätze wieder zurück ist und die Angeklagten die Taten nach einem juristischen "Deal" teils zugaben, erhielten sie mildere Strafen. Drei von ihnen kamen zunächst auf freien Fuß. Die Gewerkschaft der Polizei reagierte entsetzt. Das Urteil sei ein Signal des Rechtsstaates, dass sich Kriminalität ein Stück weit lohne, weil nicht alles vom Deal umgesetzt worden sei.
H bis L: Hölzerner König Charles bis Löwenpapa Jörg Gräser
- H wie Holzkunst aus dem Erzgebirge: Vor und im Advent hatte die Erzgebirgische Holzkunst wieder Konjunktur. Die Hersteller achteten nicht nur auf Tradition, sondern ihnen fielen auch 2023 immer wieder neue Sachen ein. Eine Jungdesignerin in Seiffen hat die Pyramiden ganz neu gedacht, andere haben sich König Charles als Nussknacker vorgenommen oder mit ihren Figuren aktuelle politische Trends aufgegriffen.
- I wie Inflation: Die Teuerungsrate lag in Sachsen im November bei 3,9 Prozent, bundesweit betrug der Wert 3,2 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte die Inflation noch bei 9,2 Prozent gelegen. Und: Die Sachsen haben sich trotz Inflation nicht die Lust aufs Lottospielen nehmen lassen.
- J wie Jutta Müller verabschiedet: Am 13. Dezember nahmen Familie, Freunde, ehamlige Schützlinge und die Stadt Chemnitz Abschied von Deutschlands erfolgreichster Eiskunstlauftrainerin Jutta Müller. Sie war 2. November im Alter von 94 Jahren gestorben. Nun fand sie ihre letzte Ruhestätte in ihrer Heimatstadt auf dem Städtischen Friedhof.
- K wie Kirchenbrand in Großröhrsdorf: Solche Bilder kannte man zwei Jahrzehnte aus Sachsen nicht mehr. Eine Kirche brennt bis auf die Grundmauern nieder, der Glockenstuhl ist eingefallen, Kunstschätze verbrannt. Ein Mann hatte die Stadtkirche am 3. August nachts angezündet. Er war eine Woche nach dem Brand gefasst worden und gestand die Tat. Noch vor Weihnachten ist Anklage erhoben worden. Die Kirchgemeinde erlebte nach dem Schock viel Solidarität und sammelt Spenden für den Wiederaufbau.
- L wie Löwenpapa Jörg Gräser: Immer wieder gelangen Personalstreits an die Öffentlichkeit. Aber keine Personalentscheidung eines Arbeitgebers hat 2023 bei MDR SACHSEN mehr Zuschriften und Aufruhr verursacht als die Versetzung des Tierpflegers Jörg Gräser im Leipziger Zoo. Fans des seit zwei Jahrzehnten beliebten Protagonisten der Reihe "Elefant, Tiger & Co" verlangten in einer Petition dessen Rückkehr. Der Zoo schwieg sich über die "betriebsinterne Personalentscheidung" aus, was in Fachkreisen auf deutliche Kritik stieß.
M bis R: Märchenmythos bis Razzien gegen Rechtsextreme
- M wie Märchen und das Moritzburger Winterschloss: Die Verfilmung des Märchens "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" feierte in diesem Jahr 50. Jubiläum. Im Schloss Moritzburg eröffnete eine neue Winterausstellung, MDR SACHSEN zeigte eine neue Doku zu den Dreharbeiten und über den Mythos des Films. Und zu Weihnachten schwelgten Hunderttausende Fans im Wiederholungsangebot der ARD-Anstalten, die den Klassiker gleich 17 Mal sendeten.
- N wie Niesky-Waggonbau: Am 31. August wurde der Waggonbau Niesky stillgelegt. Nach 195 Jahren endete damit eine Ära. Über das Agieren der Geschäftsführung des slowakischen Mutterkonzerns Tatravagónka waren die Mitarbeiter nach einem Jahr Kurzarbeit und Hinhalten enttäuscht und wütend. Vor der Insolvenz hatten die 250 Beschäftigten monatelang immer dienstags Mahnwachen vor dem Betrieb gehalten und mit Gewerkschaften und Politikern für die Zukunft des Unternehmens gekämpft. Der slowakische Chef Matús Babík behauptete hingegen mehrfach: "Die Leute arbeiten nicht so, wie sie sollen und wollen zu viel Geld." Das erlebten Arbeiter, die mehr als 44 Jahre im Waggonbau gearbeitet hatten, ganz anders: "Teilweise war kein Diesel da für die Fahrzeuge, mal wurde etwas Falsches bestellt. Immer wieder war etwas, das die ganze Produktion hemmte", sagte ein 60-Jähriger verbittert.
- O wie Ofarim-Prozess: Kein Prozess erregte 2023 bundesweit mehr Aufsehen als die Verhandlung gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim vor dem Landgericht Leipzig. Der Angeklagte behauptete mehrfach auch unter Eid, er sei von einem Hotelmitarbeiter antisemitisch beleidigt worden. Am 28. November dann die Kehrtwende. Ofarim gestand, gelogen zu haben und entschuldigt sich beim Hotelmitarbeiter. Gegen ein Bußgeld wurde der Prozess vorerst eingestellt, bis Ofarim die 10.000 Euro bezahlt. Bei Nicht-Juristen, aber auch bei Strafrechtsrexperten kam die Einstellung des Verfahrens nicht gut an.
- P wie Pflegeheim Riesa: Sechs Monate lang hatte der Betreiber des Heimes "Primavita" sein Personal hingehalten, angelogen und keinen Lohn bezahlt. Einige Beschäftigte zogen vor Gericht. Am Ende schaltete sich die Heimaufsicht ein und räumte am 30. November das Haus. 27 Bewohnerinnen und Bewohner mussten in andere Pflegeeinrichtungen im Kreis Meißen verlegt werden.
- Q wie Quitzdorfer Talsperre: Oft stank es an der Talsperre bei Niesky wegen einer Blaualgenplage: Im Juni stand fest, dass die Talsperre Quitzdorf nach fast 50 Jahren Dauerbetrieb erneuert wird. Die Sanierung wird mit 20 Millionen Euro aus dem "Strukturentwicklungsfonds sächsische Braunkohleregionen" bezahlt. Einst versorgte die Talsperre das Kraftwerk Boxberg mit Kühlwasser. Heute dient sie dem Hochwasserschutz und der Naherholung.
- R wie Reichsbürger-Razzien: Mehrfach sind Behörden 2023 gegen Reichsbürger und ihre Anhänger vorgegangen, die verbotene Bankgeschäfte oder illegale Krankenkassen betreiben sollen, zuletzt am 30. November. Am 18. April wurde in Lauta ein 62-Jähriger festgenommen, der gegen das Sprengstoffgesetz verstoßen haben soll. Immer häufiger wollen Reichsbürger und Rechtsextremisten in ländlichen Gebieten Grundstücke kaufen. In Halsbrücke bei Freiberg wurde das nach langen Diskussionen verhindert. In Bärwalde sorgen sich die Anwohner, dass eine sektenähnliche Reichsbürger-Truppe eine Siedlung auf dem Schlossgelände plant. Sachsens Verfassungsschutz warnt vor derartigen "Gemeinwohldörfern".
S bis Z: Steigerlied bis Zoo-Suche nach ausgebüxten Affen
- S wie Stadtwette mit Steigerlied: Das Stiegerlied verbindet die Bergleute und Menschen seit Generationen. Im März wurde das Lied, das in Sachsen entstanden ist, aber auch im Ruhrgebiet und anderen Bergbauregionen gesungen wird, als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Beim Tag der Sachsen in Aue-Bad Schlema erklang es am 2. September aus 21.000 Kehlen. Damit hatten die Besucher als Sachsens größter Chor die Stadtwette gewonnen. Glück auf!
- T wie Technikansiedlung des Chip-Riesen TSMC: Am 8. August kündigte der weltgrößte Chiphersteller TSMC aus Taiwan an, in Dresden eine Niederlassung bauen zu wollen - mit Milliarden Euro Fördermitteln aus Steuergeldern. Mit der Halbleiterfabrik wollen sich Deutschland und die EU technologisch unabhängiger von China machen. Aber es gibt auch Kritik an der Großinvestition vom Mittelstand wegen der Steuersubventionen und wegen des hohen Wasserbedarfs der Chipindustrie.
- U wie Unesco-Weltkulturerbe ausgeträumt: Enttäuschung am 4. Dezember in Meißen, Dresden-Hellerau, Görlitz und im Vogtland. Der Freistaat hatte für Sachsen die Stätten des Meißner Porzellans, die Siedlung Hellerau, die Göltzschtalbrücke und Görlitz mit seinen Altstadt-Häusern als Kaufmannssiedlung in der Neuzeit für die Unesco-Liste des Kultur- und Naturerbes vorgeschlagen. Aber die Kultusministerkonferenz meldete andere deutsche Kulturdenkmale an. Die Minister empfahlen Meißen die Bewerbung als immaterielles Kulturerbe der Unesco zu prüfen.
- V wie Volkswagen-Probleme im Autoland Sachsen: Am 1. Dezember wird bekannt, dass 269 Arbeitsverträge von befristet Beschäftigten bei VW in Sachsen 2023 auslaufen. 2024 geht der Stellenabbau weiter, weitere 500 Befristete sollen gehen. Der Autohersteller hatte im laufenden Jahr mehrwöchige Produktionspausen eingelegt. Auch Zulieferer hatten Probleme: So meldete HAL in Plauen Mitte Dezember Inolvenz an. Als Gründe nannte die Branche mangelnde Nachfrage nach E-Autos, Lieferkettenprobleme und Energiepreise.
- W wie Wagenknecht-Partei: Wann kommt sie denn nun? Diese Frage beschäftigte die Politikberichterstattung monatelang. Am 23. Oktober gab Sahra Wagenknecht in Berlin die Positionen ihrer Mitstreiter und des "Bündnisses Sahra Wagenknecht" bekannt. Der Verein solle die Parteigründung für Januar 2024 vorbereiten. Die Partei will demnach zur Europawahl im Juni antreten und auch bei der Landtagswahl in Sachsen am 1. September 2024. Einen Vorgeschmack aufs politische Programm bekamen Besucher am 9. November bei einer Lesung in Riesa und bei Fakt ist! aus Dresden.
- X wie der "Tag X" und Folgen des Urteils gegen Lina E.: Die Linksextremistin Lina E. war Ende Mai vom Oberlandesgericht Dresden wegen linker Gewalttaten zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Daraufhin hatten Autonome zu Protesten am "Tag X" in Leipzig für den 3. Juni aufgerufen. Eine Demo lief aus dem Ruder, hunderte Demonstrierende wurden von der Polizei eingekesselt. Nach viel Kritik von betroffenen Jugendlichen, Eltern und Anwohnern gab die Polizei Fehler beim Einsatz zu. Die Ermittlungen zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen laufen bis heute.
- Y wie Yacht gestrandet an der A72: Offenbar wollte es sich ein Yacht-Besitzer leicht machen, der sein Boot vom Breisgau per Laster gen Osten schickte. An der A72 bei Plauen war am 29. September aber Schluss. Der Transporter blieb samt 50-Tonnen-Yacht an der Anschlusstelle Plauen-Ost stecken. Das Boot passte mit fünf Metern Breite nicht durch die Baustellenspur. Der Transport war nicht beantragt worden. Erst wurde die Yacht auf eine Schwerlastspur umgeparkt. Nachdem acht weitere Behörden in Ost und West ihr Okay gaben, ging es für die Segelyacht unter Polizeibegleitung weiter.
- Z wie Zoo Decin sucht seine ausgebüxten Affen: Tatsächlich ging es um neun Schopfmakaken, die am 12. Juni aus ihrem Gehege ausbrachen und das Gelände verließen. Der Zoo nahe der Grenze zu Sachsen konnte einige Tiere nach ein, zwei Tagen wieder ins Gehege bringen. Zwei Affen wurden erst eine Woche später mit Radieschen und Wassermelone gelockt und eingefangen. Die tschechische Polizei ermittelte einen mutmaßlichen Eindringling. Ein 42 Jahre alter Mann soll unter Cannabis-Einfluss ins Tiergehege eingedrungen sein, um den Affen die Hand zu schütteln. Das nutzten die Tiere für den Ausflug ins Grüne.
MDR SACHSEN wünscht Frohes Jahr 2024!
MDR