Ein Mann zeigt mit seinem Finger auf ein Smartphone.
Computerexperten führen während des Auftakts der Roadshow Cybersicherheit vor, wie lax unser Umgang mit sensiblen Daten auf dem Smartphones sei. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Aufklärung Roadshow informiert in 13 sächsischen Städten über Cybersicherheit

17. Oktober 2023, 17:00 Uhr

Unter dem Motto "Digital? Aber sicher!" finden im Oktober und November 2023 in Sachsen verschiedene Veranstaltungen über Cybersicherheit statt. Eine Roadshow, organisiert von der Staatskanzlei, besucht insgesamt 13 verschiedene Städte, um darüber aufzuklären, wie durchsichtig der Bürger in einer digitalen Welt ist. Das Programm richtet sich an Jung und Alt. Ein Schwerpunkt ist die Cyber-Kriminalität.

Trotz vieler Aufklärungskampagnen gehört der sogenannte Enkeltrick nach wie vor zu einer geläufigen Betrugsmasche, von der besonders ältere Menschen betroffen sind. Erst vor einigen Monaten wurden zwei Seniorinnen in Dresden um insgesamt 80.000 Euro gebracht. Im März traf es eine Rentnerin aus Plauen, die 30.000 Euro an Telefonbetrüger verlor.

Die sächsische Staatskanzlei und ihre Partner wollen darüber und über weitere Themen aufklären und ziehen in den nächsten Wochen durch verschiedene Städte. Die Roadshow Cybersicherheit begann am Montag mit der Auftaktveranstaltung in Dresden im Haus der Kirche.

Programm: Vorträge, Expertentipps und Live-Hackings

"Es reicht nicht aus, sich ein Virenschutzprogramm zu installieren", sagte der Beauftragte für Informationstechnologie, Thomas Popp, während des Starts der Roadshow. "Es gibt das schöne Sprichwort: 50 Prozent des Risikos sitzen vor dem Bildschirm und deshalb ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger aufzuklären, welche Risiken es gibt."

Es reicht nicht aus, sich ein Virenschutzprogramm zu installieren.

Thomas Popp Beauftragter für Informationstechnologie in Sachsen

Die Roadshow wird begleitet von Vorträgen, Expertentipps und Live-Hackings. Dort zeigen Computerexperten live vor Publikum, wie Apps auf dem Handy unbemerkt das Gerät und den Nutzer ausspionieren. Zudem werden die Anwesenden geschult, darauf zu achten, nicht jedem Programm die Erlaubnis auf sensible Informationen wie GPS-Daten oder Kamera zu erteilen.

"Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, dass die Intensivität der Cyberkriminellen immer stärker wird. Es ist auch gar nicht so, dass man gezielt Opfer eines Angriffs wird, sondern es gibt viele Kollateralschäden", sagte Popp dazu und verglich die Situation mit Dauerbeschuss im Krieg: Es werde im Netz ständig mit Betrugsversuchen geschossen, bis irgendjemand getroffen wird.    

Die Gefahren des Enkeltricks

Einer davon ist der besagte Enkeltrick oder auch Schockanrufe, bei dem sich die Betrüger am Telefon als Familienangehörige ausgeben, um sich viel Geld vom Opfer zu erschleichen.

"Angeblich sei das Telefon kaputt, deswegen ruft man von einer anderen Nummer an und es gibt die dringliche Bitte, dass schnell noch eine Überweisung am besten bis morgen gemacht werden müsste", sagt Jens Paßlack von der Verbraucherzentrale Sachsen.

Paßlack zufolge ist dieses Jahr auch im Freistaat eine neue Welle an solchen Telefonanrufen zu beobachten. Teilweise nutzen die Betrüger schon KI-generierte Stimmen. Der Verbraucherschützer rät Betroffenen, dass sie sich vor der Geldübergabe nochmal bei anderen Familienmitgliedern erkundigen und nicht dem ersten Impuls folgen sollten.

Und selbst, wenn das Geld weg ist, sollte man unbedingt zur Polizei gehen und eine Anzeige erstatten. "Schämen sie sich nicht dafür", sagt Paßlack.

Kinderpornografische Inhalte in Klassenchats

Neben der Staatskanzlei und der Verbraucherzentrale wird die Roadshow von den Volkshochschulen in Sachsen, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Landeskriminalamt (LKA) unterstützt.

Die LKA-Sachbearbeiterin für polizeiliche Prävention und digitale Medien, Victoria Stark, sprach beim Auftakt der Veranstaltungsreihe über die Gefahren von sexualisierter Gewalt, die über das Internet versendet werden.

"Die Zahl von Fällen, in denen Kinder und Jugendliche kinderpornografisches Material geteilt haben, sind in den letzten Jahren gestiegen", sagte Stark. Bundesweite Statistiken der Polizei zeigen, dass vergangenes Jahr 42 Prozent der Tatverdächtigen in solchen Fällen jünger als 18 Jahre sind.

Häufig passiere dies unabsichtlich, wenn die Minderjährigen Teil eines Schulklassenchats sind, erklärt Stark. "So sind die Kinder Mitglied in einer WhatsApp-Gruppe oder einer anderen Chatgruppe mit ganz vielen unterschiedlichen Leuten. Und dann können solche Inhalte geteilt werden, ohne dass man solche Inhalte überhaupt bekommen wollte."  

 

Auch Besitz ist strafbar

Kompliziert wird der Sachverhalt zusätzlich, weil in Deutschland nicht nur das Verschicken von kinderpornografischen Inhalten strafbar ist, sondern auch der Besitz.

Somit müssen auch diejenigen mit polizeilichen Ermittlungen rechnen, die entsprechende Bilder und Videos auf ihrem Smartphone besitzen und zur Anzeige bringen wollen. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes klärt über ihre Kampagne "Sounds Wrong" über die Problematik auf.

Die Roadshow Cybersicherheit wird in den nächsten Tagen Leipzig, Reichenbach und Zwickau besuchen. Eine Übersicht über alle Termine sind auf der Webseite der Staatskanzlei zu finden. Die letzte Veranstaltung findet am 17. November erneut in Dresden statt.  

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 17. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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