Energiewende Dresdner wollen in Kasachstan grüne Energie für Deutschland produzieren
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16. Juli 2023, 05:10 Uhr
Kasachstan gehört zu den wind- und sonnenreichsten Regionen der Erde. Deshalb will eine Dresdner Firma dort einen Energiepark bauen. So groß, dass er alles in den Schatten stellen könnte. Die Energie soll auch nach Europa exportiert werden. Die Dresdner wollen Deutschlands Energiewende quasi mit kasachischer Unterstützung vorantreiben.
Die Vision gibt es bereits gemalt. Das Bild steht auf einer Kommode im Besprechungsraum der Dresdner Firma Svevind. Es zeigt Grasland, Schafe, Jurten und dahinter schemenhaft Windräder. René Pforte hat das Bild mitgebracht, nachdem er im kasachischen Aqtau die Idee für einen gigantischen Energiepark vorgestellt hatte.
Wunsch nach Entwicklungsmöglichkeiten in Kasachstan groß
Das Bild habe ein sehr bekannter Künstler aus der Region gemalt, erzählt Pforte. Es zeige auch, wie viel Hoffnung damit verbunden sei. So grün, wie es auf dem Bild dargestellt sei, sei die Region tatsächlich nicht. Es sei eher so Steppen- und Wüstencharakter. Aber der Wunsch mit erneuerbaren Energien auch neue Entwicklungsmöglichkeiten in die Region zu bringen, sei schon sehr ausgeprägt.
Ein Fünftel des EU-Wasserstoff-Bedarfs geplant
Was Pforte und seine Kollegen in Kasachstan planen, ist kühn. Auf einer Fläche halb so groß wie Sachsen-Anhalt wollen die Dresdner Wind- und Solaranlagen mit 40 Gigawatt Leistung installieren. Ein Elektrolyseur soll dort so viel Wasserstoff herstellen, dass er ein Fünftel des Import-Bedarfs der EU decken könnte. Freunde hätten ihn gefragt, ob die Nummer nicht etwas groß sei, räumt Pforte ein. Aber sie sei schlicht notwendig.
Grüner Wasserstoff für Dekarbonisierung benötigt
Pforte verweist auf Projektionen, die besagen würden, dass die Welt bis 2050 etwa 500 bis 800 Millionen Tonnen an grünen Wasserstoff benötigte - und zwar im Wesentlichen für die Dekarbonisierung der Industrien, also Stahlproduktion, Automobilherstellung, andere Metalle, Zement, Düngemittel. Also in verschiedenen Formen der Industrie, die nur schwer mit grünem Strom angetrieben werden könnte, dafür brauche man den Wasserstoff.
Blick ins Ausland wegen fehlender Windflächen in Deutschland
Pforte, gebürtiger Sachse und Ingenieur, arbeitet seit mehr als 20 Jahren für Svevind. Die Firma hat mit kleinen Projekten begonnen. Doch fehlende Windflächen in Deutschland hätten den Blick schnell aufs Ausland gelenkt, erzählt Firmengründer Wolfgang Kropp. Für das Großprojekt knüpft er Kontakte in die Politik. Ende Juni war Kropp mit Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in Kasachstan.
Baubeginn Ende 2027 möglich
Er geht im Moment davon aus, dass seine Firma Ende 2026 eine Investitionsentscheidung treffen kann. Dann könnte Ende 2027 angefangen werden zu bauen. Was heißt, man könne ab etwa 2030 die ersten Mengen an Wasserstoff produzieren. 2032 könnte dann die volle Produktionskapazität erreicht sein.
50 Milliarden Euro von Investoren benötigt
Die Planung finanziert Svevind aus eigener Kraft. Für die Umsetzung werden aber 50 Milliarden Euro gebraucht – von Investoren. Der Wasserstoff soll dann per Schiff und Bahn nach Europa kommen, ein Teil von Kasachstan selbst genutzt werden. Im Besprechungsraum zeigt René Pforte einen Image-Film. Dramatische Musik wirbt für "Hyrasia One". So heißt das Projekt offiziell.
Firma verweist auf Europas größter Windpark in Schweden
Pforte sagt, dass sich die Firma das Projekt tatsächlich zutraue, weil sie in Schweden nachgewiesen habe, dass sie das könne. In Schweden sei Europas größter Windpark in Betrieb, den Svevind entwickelt und realisiert habe, gemeinsam mit Partnern. Man glaube, dass das auch die eigene Kernkompetenz sei - groß-skalige Projekte zu organisieren und zum richtigen Zeitpunkt mit Partnern zu realisieren.
Pforte führt durch den Firmensitz. Eine Dresdner Gründerzeit-Villa mit altehrwürdigem Parkett. Im ersten Stock sitzen Geologen über Bodenkarten. Alle versprühen Optimismus. Andere Firmen, resümiert Pforte, tüftelten an ähnlichen Vorhaben in anderen Regionen. Das sei auch gut so. Allein für Europas Energiehunger benötige man fünf bis zehn Projekte wie in Kasachstan.
Dieses Thema im Programm: 10. Juli 2023 | 07:58 Uhr