Pendlerärger Verdreckter Wagen bei S-Bahn Dresden: Kundin platzt der Kragen
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28. März 2023, 15:09 Uhr
Diesen Morgen Mitte März vergisst eine S-Bahn-Pendlerin nicht so schnell. Als sie wie üblich morgens von Meißen nach Dresden fuhr, musste sie den Gestank von ausgelaufenem Bier, Urin und kaltem Zigarettenqualm erdulden. Der Waggon war nach ihren Angaben verdreckt. Weil der Zugbegleiter keine Einmalhandschuhe dabei hatte, konnte er den Müll nicht wegräumen. Deutsche Bahn und Verkehrsverbund Oberelbe sprechen von einem Einzelfall. Der VVO hat Anhänger des Fußball-Klubs Dynamo Dresden im Verdacht.
- Mehrzweckabteil in S-Bahn Dresden ist nach Angaben einer Kundin total verdreckt.
- Deutsche Bahn und Verkehrsverbund sprechen von Einzelfall.
- Wer sich im Zug unverschuldet beschmutzt, kann sich Reinigungskosten erstatten lassen
Der mit der S-Bahn zwischen Meißen und Dresden pendelt, muss seit Monaten mit einem ausgedünnten Fahrplan leben. Züge des Berufsverkehrs fallen aus, weil Lokpersonal fehlt. Verspätete Züge werden oft nur bis Coswig gefahren und drehen dort. Fahrgäste nach Meißen müssen auf die nächste S-Bahn warten. Damit hat sich eine Pendlerin mit Jobticket aus Meißen inzwischen arrangiert. Eine morgendliche Fahrt zur Arbeit Mitte März von Meißen nach Dresden brachte allerdings das Fass bei der Stammkundin zum Überlaufen. Sie musste nach eigenen Angaben mit ihrem Fahrrad in einem völlig verdreckten Waggon die rund 30 Minuten bis Dresden ausharren. Es habe in dem Mehrzweckabteil mit Klappsitzen und Fahrradstellplätzen nach ausgelaufenem Bier, Urin und kaltem Zigarettenqualm gestunken, berichtet die Frau. Ein Wechsel in einen anderen Waggon sei mit Fahrrad auf den kurzen Unterwegshalten nicht möglich gewesen.
Handschuhe fehlen: Kundenbetreuer kann nicht helfen
Die Pendlerin berichtet, dem Kundenbetreuer im Zug sei die Situation unangenehm gewesen. Er habe aber nicht helfen und den stinkenden Unrat beseitigen können, da nach seiner Aussage keine Einmalhandschuhe im Zug vorhanden waren. Die zentrale Kundenbetreuung der Deutschen Bahn, die schriftliche Eingaben bearbeitet, geht in ihrer Antwort auf die Beschwerde ihrer Kundin nicht direkt auf den geschilderten Fall ein, räumt aber ein, dass bei mutwilligen Verschmutzungen während der Fahrt das Zugpersonal nicht immer sofort Abhilfe schaffen könne. Man wolle mit der Fachabteilung den konkreten Vorfall auswerten.
Die Vielfahrerin ärgert sich über die Unzuverlässigkeit der S-Bahn im Verkehrsverbund Oberelben (VVO) und Zugausfällen wegen fehlenden Personals. Außerdem würden immer wieder Waggons im Zug hängen, die mindestens schmuddelig wirkten, so die Pendlerin.
S-Bahn kann noch nicht auf DDR-Waggons verzichten
Tatsächlich setzt die Bahn einzelne Waggons ein, die aus anderen Regionen nach Dresden geholt wurden und ihre besten Tage hinter sich haben. Es gibt Wartungsrückstau im Regio-Werk Dresden-Altstadt. Ein Bahnsprecher räumt auf Nachfrage von MDR SACHSEN ein, dass man auch noch auf zwei Doppelstockwagen ohne Klimaanlage zurückgreifen müsse, die noch von der Deutschen Reichsbahn der DDR beschafft wurden. Ein anderer, etwas jüngerer Waggon hatte über Monate hinweg das falsche Ziel "Halle" angezeigt, weil sich die Matrix nicht mehr ansteuern ließ.
VVO und Bahn sprechen von Einzelfall
Auf den verdreckten Waggon der Pendlerin angesprochen, bezeichnen VVO und Deutsche Bahn den Zustand als Einzelfall. Ein Bahnsprecher sagte, sofort nach Bekanntwerden der Verschmutzung sei das Fahrzeug gereinigt worden. Es habe sich offensichtlich um mutwillige grobe Verschmutzung beziehungsweise Vandalismus gehandelt. Die Waggons würden grundsätzlich täglich innen gereinigt und zudem auch zwischendurch an Endbahnhöfen nochmals kontrolliert. Einmal in der Woche sei eine Außenreinigung geplant, hieß es.
Das Eisenbahnverkehrsunternehmen muss grundsätzlich einen sauberen Fuhrpark gewährleisten. Dazu gehört u. a., dass das Erscheinungsbild der Fahrgastinnenräume sauber sein muss, frei von Verschmutzungen an Ausstattungen bzw. Flächen mit unmittelbarem Kundenkontakt.
Laut VVO gebe es keine gehäuften Fahrgastbeschwerden über verschmutzte Züge. Ein Verbundsprecher sagte: "Der von der Kundin dokumentierte Zug ist ein Fahrzeug, das am Vorabend nach dem Dynamo-Spiel im Einsatz war. Der auf dem Fußboden platzierte Dynamo-Aufkleber lässt vermuten, dass entsprechende 'Fans' unterwegs waren." Laut VVO hätte der Waggons aber wenigstens grob gereinigt werden müssen. Bei verschmutzten Zügen drohten dem Eisenbahnunternehmen Sanktionen, dann wird das vereinbarte Geld für die Verkehrsleistung gekürzt.
Kundengarantie: Reinigungskosten werden erstattet
Wer sich in einem Fahrzeug bei der Fahrt im Verkehrsverbund Oberelbe unverschuldet beschmutzt, bekommt übrigens die Reinigungskosten für das Kleidungsstück erstattet. Erforderlich hierfür ist die Vorlage des Belegs der Reinigung sowie die vollständigen Angaben im Garantieformular.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus Dresden | 28. März 2023 | 13:30 Uhr