Ausländerfeindlichkeit Gedenken in Dresden an Ermordung von Marwa El-Sherbini
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01. Juli 2024, 14:19 Uhr
In Dresden ist am Montag an die 2009 ermordete Muslimin Marwa El-Sherbini erinnert worden. Anlässlich des 15. Todestages der Ägypterin gab es am Vormittag eine Gedenkstunde im Landgericht in Dresden. Am Abend soll im Marwa-El-Sherbini-Park vor dem Landgericht an die Ägypterin erinnert werden.
Die Richterin am Bundesverfassungsgericht, Astrid Wallrabenstein, betonte bei der Gedenkveranstaltung die Rolle gesellschaftlicher Institutionen im Kampf gegen Diskriminierung. Auch Gerichtsverfahren müssten ihrer Verantwortung für den Einzelnen gerecht werden, so die Richterin. Mit dem Grundgesetz gebe es ein wirksames Instrument gegen Diskriminierung. Dies gelte es zu nutzen.
Mord nach Zeugenaussage
Marwa El-Sherbini hatte am 1. Juli 2009 am Landgericht Dresden als Zeugin ausgesagt. Unmittelbar danach war sie von dem Angeklagten aus islamfeindlichen Motiven heraus ermordet worden. Ihr Mörder hatte sie zuvor auf einem Dresdner Spielplatz beleidigt. Der Täter wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Marwa El-Sherbini wurde 31 Jahre alt.
"Mahnung und Auftrag"
Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne) sagte, der Mord hinterlasse "Wunden, die nie jemals vollständig heilen werden". Das Gedenken an Marwa El-Sherbini sei "uns als Gesellschaft Mahnung und Auftrag für die Zukunft". Die Gesellschaft ist laut Meier "aufgerufen, die zerstörerischen und verheerenden Konsequenzen von menschenfeindlichen Ideologien für unsere Demokratie nie zu unterschätzen".
Für die stellvertretende Leiterin der Jungen Islam Konferenz, Jasemin Seven, bleibt der antimuslimische Rassismus ein großes Problem. Es sei eine gesellschaftliche Aufgabe, dem Nährboden von Hass und Gewalt entgegenzuwirken, forderte sie. Der Gedenktag sei Anlass, "in uns zu gehen" und über die Erinnerung an El-Sherbini hinaus zu fragen, was Justiz und Gesellschaft gegen Rassismus beitragen können.
1991 wurde Mann aus Mosambik umgebracht
El-Sherbini war nicht das einzige Opfer fremdenfeindlicher Gewalt in Dresden. Im April 1991 kam der Mosambikaner Jorge Gomondai infolge eines fremdenfeindlichen Übergriffs zu Tode. Er war aus einer fahrenden Straßenbahn gestoßen worden. Daran wird in der Stadt jährlich an seinem Todestag am 6. April erinnert. Gomondai war als sogenannter Vertragsarbeiter in die DDR gekommen und lebte zehn Jahre in Dresden.
MDR (lam/ben)/epd
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. Juli 2024 | 19:00 Uhr