
Einsturz der Carolabrücke Der 11. September 2024: Das Brückendesaster von Dresden
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11. März 2025, 08:04 Uhr
Die Carolabrücke galt seit den 1970er-Jahren als Kernstück der Infrastruktur für den Verkehr und die Fernwärmeversorgung in Dresden. Die Brücke war gut untersucht worden, ein Teil wurde gerade millionenteuer saniert. Und dann brach ein Brückenzug der Carolabrücke in der Nacht zum 11. September 2024 ein. Seitdem pilgern Schaulustige zu Deutschlands spektakulärster Baustelle. Der Wiederaufbau soll 2027 starten. Das wird mindestens 110 Millionen Euro kosten. Geld, das Dresden nicht hat.
Vor einem halben Jahr ist ein Zug der Carolabrücke in Dresden eingestürzt. Der Teil, über den Straßenbahngleise führten, war in der Nacht zum 11. September 2024 um 2:59 Uhr überraschend eingebrochen und in die Elbe gestürzt. Ins Entsetzen über das Infrastrukturdesaster mischte sich auch Erleichterung, dass keine Menschen, Straßenbahn- und Autofahrer verletzt oder getötet worden waren. Denn eine Videokamera hatte Minuten vor dem Einsturz noch Radfahrer, Autos und um 2:50 Uhr eine Straßenbahn gefilmt, die als letzte die Brücke nutzten.
Schock und Fassungslosigkeit in Dresden
Experten und Schaulustige waren tagelang fassungslos über den Einsturz des mehr als 100 Meter langen Teilstücks. "Selbst als ich direkt vor dem Bauwerk stand, habe ich immer wieder gedacht: Das kann doch gar nicht sein. Das ist wirklich ein Schock", sagte Brückenexperte und TU-Wissenschaftler Steffen Marx. Er hat für die Stadt ein Gutachten zur Brücke erstellt. "Bei den Laboruntersuchungen hat uns der Grusel ereilt", erklärt der Gutachter. Im geöffneten Spannstahl seien viele Risse erkennbar geworden. "Das habe ich noch nie so krass gesehen, wie in der Carolabrücke."
Der Brückeneinsturz betrifft Dresden tagtäglich, weil Straßenbahnen und Autos umgeleitet werden, der Abriss Millionen Euro kostet und der Wiederaufbau noch gar nicht klar ist. Der Einsturz beeinflusste auch die Fernwärmeversorgung der Landeshauptstadt, denn Leitungsrohre führten einst über die Carolabrücke, wurden dann gekappt und die Fernwärme umgeleitet.
Folgen hat der Einsturz auch für Sachsen: Alle Spannbetonbrücken wurden überprüft. Kurz darauf wurde die Elbebrücke in Bad Schandau komplett gesperrt und die Brücke der B101 über Bahngleise kurz vor Großenhain innerhalb von 24 Stunden abgerissen, andernorts gab es Tempo- Lastbeschränkungen für Spannbetonbrücken.
Schrottbrücke in den Schlagzeilen
Schlagzeilen machte die marode Carolabrücke aber weiterhin, weil im Januar zwei Mal Bagger aus dem Schlamm der Elbe Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gruben und weiträumige Absperrungen für die Entschärfung erfolgten. Zudem bemalten Unbekannte die Brücke nach der Bundestagswahl Ende Februar mit einem großen Schriftzug in weißer Farbe.
Was kommt nach dem Abriss?
Mittlerweile steht fest: Die Brücke wird bis Jahresende abgerissen. Es soll an der Stelle ein neues Bauwerk geben. Aber wie das aussieht, steht noch nicht fest. Eine Bürgerinitiative verlangt in einer Petition den Wiederaufbau nach historischem Vorbild von 1895. Ein Experte findet, die Brücke sollte künftig nur noch für Fußgänger und Radfahrer geöffnet sein.
Die Stadtverwaltung hat bislang nur angekündigt, den Wiederaufbau im Jahr 2027 starten zu wollen. Dafür werden mindestens 110 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Geld, das Dresden nicht hat und auch vom Freistaat und Bund nicht erwarten kann, erklärte OB Dirk Hilbert in der Stadtratsratssitzung Ende Februar.
MDR (kk)