In der Schaufel eines Baggers liegt eine Bombe.
Bei Bauarbeiten in Dresden werden immer wieder Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, zuletzt an der Carolabrücke in der Elbe. Bildrechte: picture alliance/dpa | Robert Michael

Weltkriegsbomben Noch immmer hunderte Blindgänger in Dresden: Wie gefährlich sind sie?

30. Januar 2025, 10:44 Uhr

Dresden war vor allem im Februar 1945 folgenschweren Bombardements ausgesetzt. Etwa 20 Prozent der Fliegerbomben sind laut Experten nicht explodiert. Einige der Blindgänger werden gerade jetzt bei Bauarbeiten an der Carolabrücke gefunden.

  • Nach wie vor werden in Dresden alte Bomben bei Bauarbeiten gefunden.
  • Wie gefährlich Blindgänger sein können, beschäftigt Historiker und Polizei.
  • Seit dem Fund der ersten Bombe an der Carolabrücke im Januar ist immer ein Munitionsexperte bei den Abbrucharbeiten dabei.

Ein Problem mit Sprengkraft: Munition aus dem Zweiten Weltkrieg bleibt nach Ansicht von Militärhistorikern auch 80 Jahre nach Kriegsende ein Thema. "Wir müssen davon ausgehen, dass es eine relativ hohe Quote an Blindgängern gab", sagte Jens Wehner vom Militärhistorischen Museum in Dresden, der vor allem zum Luftkrieg geforscht hat.

Die Masse der Blindgänger sei zwar schon während des Krieges und nachher beräumt worden. Es gebe aber schwierige Fälle, bei denen Bomben tief ins Erdreich eindrangen.

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Experten gehen von bis zu 20 Prozent Blindgängern aus

Nach Angaben von Wehner wird die Quote an Blindgängern auf fünf bis 20 Prozent beziffert. "Fachleute sind besorgt, weil das Material immer mehr verrottet." Unter bestimmten Konstellationen könne es auch zu spontanen Selbstzündungen kommen. "Das heißt aber nicht, dass nun in jedem Fall und jeden Moment eine Bombe explodieren kann. Aber beschäftigen wird uns das noch eine ganze Weile."

Der Militärhistoriker Roman Töppel schätzt, dass noch mehrere Hundert Blindgänger im Boden in Dresden schlummern. Töppel und seinem Kollegen Wehner zufolge stellen vor allem Bomben mit einem chemischen Zünder ein Problem dar. In der Regel seien sie mit einer Verzögerung versehen.

"Wenn der Zünder nicht richtig gezündet hat und nur ein bisschen Säure ausläuft und mit der Zeit das Füllmaterial korrodiert, dann kann es sein, dass nach Jahrzehnten noch eine Langzeitzünderbombe in die Luft fliegt", sagte Töppel dem MDR.

Eine Weltkriegsbombe liegt auf einer Baggerschaufel. 2 min
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Doch die Profis beruhigen, auch für die Schifffahrt. Ohne direkten Kontakt drohe kein Sprengsatz zu explodieren, sagte der Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes André Mauermeister dem MDR. "Die Sprengkörper liegen in der Regel in der Erde. Was müsste passieren? Ein Schiff müsste auf Grund laufen und den Sprengkörper so stark deformieren, dass er auslöst."

Wie gefährlich sind Weltkriegsbomben ohne Zünder? Blindgänger, die man heute ohne Zünder findet, sind nach dem Angriff oder in der Nachkriegszeit entschärft worden, um die unmittelbare Gefahr zu beseitigen. Die übriggebliebenen Bombenkörper wurden in Trichter oder in Gewässer gebracht, darunter in die Elbe.

Aufgrund der jahrzehntelangen Liegedauer der Bombenkörper sind die Sprengstoffe im Inneren empfindlicher gegen Reib-, Stoß- und Schlagwirkung geworden. Deshalb können sie noch heute gefährlich sein.

Ob die Bomben abtransportiert werden können, können nur Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst klären. Polizeiverwaltungsamt Sachsen

Die Sprengkörper liegen in der Regel in der Erde. Was müsste passieren? Ein Schiff müsste auf Grund laufen und den Sprengkörper so stark deformieren, dass er auslöst.

André Mauermeister über die Möglichkeit einer Explosion

Munitionsexperte überwacht Brückenabriss in Dresden

Seit dem Fund einer Weltkriegsbombe Anfang Januar an der Dresdner Carolabrücke werden die Abrissarbeiten von einem Munitionsexperten begleitet. Er soll nach Angaben der Stadt die Materialbewegungen durch den Einsatz von Baggern beobachten und begutachten. Die Elbe mit Sonden auf Kampfmittel abzusuchen, sei nicht möglich, weil im Fluss liegende Stahlreste zu vielen Störungen führen würden. 

Dresden bei Luftangriffen im Februar 1945 zerstört

Dresden erlebte zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 vier Luftangriffe britischer und amerikanischer Bomber. Nach Angaben der Historikerkommission zur Feststellung der Opferzahlen wurden 2.400 Tonnen Sprengbomben und 1.500 Tonnen Brandbomben abgeworfen. Den größten Anteil machten zwei nächtlichen Angriffe der britischen Royal Air Force aus. Bis zu 25.000 Menschen verloren ihr Leben.

MDR (kbe)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 28. Januar 2025 | 21:45 Uhr

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