Fachkräftemangel Mitteldeutsche Bahnunternehmen wollen mehr Triebwagenführer ausbilden und weniger abwerben
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22. Februar 2023, 19:27 Uhr
Die Verkehrsbetriebe in Mitteldeutschland ringen um Fachkräfte und haben, auch aus demografischen Gründen, große Lücken in der Personaldecke. Eine Lücke, die bis 2030 wächst. Um diesen Umstand zu beheben, wollen neun regional tätige Bahnunternehmen, darunter DB Regio, Mitteldeutsche Regiobahn (Transdev), die Länderbahn und CityBahn Chemnitz künftig mehr Lokführer ausbilden und bei Abwerbung von Fachkräften Geld zahlen. Dafür haben sie am Mittwoch eine Vereinbarungung in Dresden getroffen.
- Schon jetzt fehlen Tausende Lokführer in Deutschland, der Bedarf wächst bis 2030.
- Vereinbarung von neun Verkehrsbetrieben soll Anreize schaffen, wieder selbst mehr auszubilden.
- Verkehrsverbunde Oberelbe übernimmt das sogenannte Clearing, funktioniert also als Verrechnungsstelle
Mehrere regionale Bahnunternehmen wollen sich bei einem Wechsel eines Lokführers zu einem anderen Bahnunternehmen gegenseitig die Ausbildungskosten erstatten. Die Vereinbarung betreffe vor allem Unternehmen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, hieß es in einer Mitteilung des Verkehrsverbundes Oberelbe vom Mittwoch.
Beteiligt an der Vereinbarung sind demnach:
- DB Regio
- Mitteldeutsche Regiobahn (Transdev)
- Die Länderbahn
- CityBahn Chemnitz
- DB Regio-Netz Infrastruktur/Verkehrs GmbH
- Erfurter Bahn/Süd-Thüringenbahn
- Abellio Rail Mitteldeutschland.
Hintergrund sind Personallücken im ÖPNV. Laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) müssen bis 2030 deutschlandweit rund 74.000 altersbedingt freiwerdende Stellen wiederbesetzt werden. Schon jetzt fehlten deutschlandweit etwa 1.500 Lokführer.
Mit der nun getroffenen Vereinbarung würden Anreize erhöht, stärker in die eigene betriebliche Erstausbildung sowie die Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern zu investieren, sagte Ines Fröhlich, Verkehrsstaatssekretärin im Staatsministerium für Verkehr in Sachsen.
Das Ziel: Unternehmen sollen mehr ausbilden
Der Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe, Christian Schlemper, sagte am Mittwoch, der Mangel an Lokführerinnen und Lokführern sei ein recht neues Problem in der Branche. "Es wurde in den vergangenen Jahren viel zu wenig ausgebildet. Früher gab es ja noch genug Lokführer, die gehen jetzt aber in Rente und fehlen. Gleichzeitig gab es bisher aber kaum Motivation, selbst auszubilden, da die ausgebildeten Fachkräfte nach der Ausbildung oft für andere Unternehmen arbeiteten."
Es wurde in den vergangenen Jahren viel zu wenig ausgebildet. Früher gab es ja noch genug Lokführer, die gehen jetzt aber in Rente und fehlen.
Zusammenarbeit soll zu weniger Abwerbung führen
Die Gefahr, dass die ausgelernten Lokführerinnen und Lokführer zu anderen Unternehmen abwandern, bestehe zwar noch immer, mit der Vereinbarung erhielten die Ausbildungsunternehmen aber eine Ausgleichszahlung, so Schlemper.
Wie das in der Realität aussehen soll, erklärt der Sprecher so: "Die Unternehmen melden uns zweimal im Jahr, welche neuen Mitarbeiter sie eingestellt haben. Wir schauen dann nach, wo die Lokführerinnen und Lokführer ausgebildet wurden und stellen die Ausbildung gegebenenfalls in Rechnung." Der Verkehrsverbund Oberelbe übernehme dabei das Clearing, funktioniere also als Verrechnungsstelle.
MDR (sho)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 22. Februar 2023 | 19:00 Uhr