Tag der offenen Tür Flüchtlingsunterkunft in Dresden-Sporbitz vor der Inbetriebnahme
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01. April 2023, 21:24 Uhr
In Dresden-Sporbitz geht kommende Woche eine neue Unterkunft für Geflüchtete in Betrieb. Bis zu 52 Menschen haben in den Wohncontainern Platz, die auf dem Gelände einer ehemaligen Schule stehen. Am Sonnabend lud die Stadtverwaltung zu einem Tag der offenen Tür ein, um mögliche Bedenken von Anwohnern aus dem Weg zu räumen. Bereits vor der Eröffnung gab es vereinzelt Proteste – auch zur Besichtigung wurde es teilweise laut. Dennoch hielt sich der Andrang im Dresdner Randbezirk in Grenzen.
- Dresden soll 2023 mehr als 2.000 Asylbewerber aufnehmen.
- Im Stadtteil Sporbitz ist das erste Container-Dorf fertigstellt worden, das zur vorübergehenden Unterbringung gedacht ist.
- Beim Tag der offenen Tür konnten viele Vorurteile der Anwohner nicht ausgeräumt werden.
Das Konzept sei erprobt, erzählt ein Sprecher der Johanniter. Bereits in den Jahren 2015 und 2016, als überall neue Flüchtlingsunterkünfte entstanden, hätte sich ein Tag der offenen Tür bewährt, um Anwohner umfangreich zu informieren und sich die Vorbehalte anzuhören. Auch an diesem Sonnabendmorgen lässt sich dies im Dresdner Stadtteil Sporbitz beobachten.
Trotz des regnerischen Wetters durchstreifen schätzungsweise 30 bis 45 Interessierte das kleine Wohncontainer-Dorf auf dem Gelände einer ehemaligen Schule. Die anwesenden Vertreter der Stadtverwaltung und der Sozialverbände stellen sich den Bürgerfragen und erklären, warum die weißen Container hier aufgestellt werden mussten. Am Tag zuvor gab es dazu in der Dreikönigskirche schon einen Bürgerdialog.
Dresden soll dieses Jahr 2.200 Asylbewerber aufnehmen
Im vergangenen Jahr nahm Dresden insgesamt über 1.500 Geflüchtete auf - Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zählen da nicht mit rein. Für 2023 rechnete man zunächst mit einer ähnlichen Größenordnung. Der Bund wies der Landeshauptstadt aber 2.200 Personen zu. Um den Asylverpflichtungen nachzukommen, sollen nun an neun Standorten in Dresden Wohncontainer aufgestellt werden.
Sporbitz ist dabei das erste fertiggestellte Obdach. Bis zu 52 männliche Geflüchtete, vor allem aus Syrien, sollen ab dem 3. April sukzessive die spärlichen Räume beziehen.
Jedem Bewohner stehen ein Bett, Bettwäsche, ein Schrank und ein Stuhl zur Verfügung. In den einzelnen Wohnräumen kommen jeweils vier Geflüchtete in zwei Doppelstockbetten unter. Ansonsten gibt es noch abgetrennte Duschbereiche, eine Waschküche und einen Gemeinschaftssaal, der aus ein paar Stuhl- und Tischreihen besteht. Der Wachdienst soll rund um die Uhr mit drei Personen bestückt sein. Eine Überwachung oder Zwang gibt es in der Einrichtung aber nicht. Die Geflüchteten können sich völlig frei bewegen.
Viele kleine Asylunterkünfte helfen mehr als wenige große
Aufgrund der angespannten Wohnsituation stehen in Dresden kaum noch freie Wohnungen oder andere Wohnobjekte wie Hotels zur Verfügung. Oder die Vermieter winken ab. Die mobilen Raumeinheiten, wie die Containerdörfer auch genannt werden, sind daher der Kompromiss. Eine Unterbringung in Turnhallen oder Zelten will die Stadt möglichst vermeiden. So hätte sich gezeigt, dass viele kleine Asylunterkünfte der Integration mehr helfen als wenige große. Die Heimbewohner haben mehr Privatsphäre, und Verbände wie die Johanniter oder Caritas können besser auf die Bedürfnisse des Einzelnen eingehen.
Die Vorurteile von Anwohnern haben sich dennoch seit 2015 kaum verändert, sagt Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke). Es bestehe viel Unwissenheit und ein mulmiges Gefühl, was die Anwesenheit der Neuankömmlinge konkret für einen bedeutete, sagt Kaufmann. "Die Aufregung ist immer dann am größten, wenn diese Einrichtungen in Betrieb genommen werden. Und dann integrieren sich die Menschen in unseren Übergangswohnheimen sehr schnell und unauffällig."
Geflüchtete in Sporbitz haben Bleibeberechtigung
Die Flüchtlinge, die bald in Sporbitz unterkommen sollen, besitzen alle eine Bleibeberechtigung. Eine Heimleitung und weitere Fachkräfte helfen den Geflüchteten dabei, sich bei Sprachkursen anzumelden oder Amtsanträge auszufüllen. "Wir versuchen in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt und der Caritas, Freizeitangebote möglich zu machen, die eher schlecht hier vor Ort stattfinden können", sagt der Bereichsleiter der Flüchtlingshilfe Johanniter Alexander Lang-Berger.
Nach unseren Erfahrungen sind die Menschen nach spätestens drei Monaten in Lohn und Brot und werden Teil der Stadtgesellschaft.
Bürgermeisterin Kaufmann hofft, dass die geflüchteten Personen insgesamt nur wenige Wochen oder Monate in Sporbitz bleiben müssen: "Nach unseren Erfahrungen sind die Menschen nach spätestens drei Monaten in Lohn und Brot und werden Teil der Stadtgesellschaft."
Viele Vorurteile bleiben bestehen
Die Menge an Besuchern und Besucherinnen bleibt an diesem Tag der offenen Tür insgesamt überschaubar. Nicht jedes Gespräch mit den Verantwortlichen der Unterkunft verläuft harmonisch, die allermeisten Vorurteile können an diesem Tag wohl nicht abgebaut werden. Ein Besucher, der im näheren Umland wohnt, erzählt, dass er deswegen gekommen sei, weil es ihn "persönlich interessiert, wie so eine Unterkunft aussieht und wie hier die Bedingungen sind."
Auch ein stadtbekannter Anhänger der rechtsextremen Partei "Freie Sachsen" ist vor Ort und stellt sich später mit Mikrofon vor die Unterkunft. Seine Rede findet allerdings nur eine Handvoll aktive Zuhörer. Im Vorfeld hatte er bereits bei einer wöchentlichen Demo behauptet, dass sich auf dem Gelände scharfe Munition befände. Beobachter vermuten, dass er damit den weiteren Betrieb der Anlage verhindern wollte. Zwar wurden dann tatsächlich zwei funktionstüchtige Patronen gefunden. Vertreter der Stadtverwaltung winkten am Sonnabend allerdings ab. Eine Gefahr bestehe nicht. Das Gelände sei von den Baufirmen umfangreich untersucht worden.
Sozialbürgermeisterin Kaufmann: Mit offenem Herzen vorbeischauen
Anwohner in Sporbitz können sich mit ihren Fragen jederzeit beim Caritasverband in Dresden melden. Für Bürgermeisterin Kaufmann ist vor allem wichtig, dass auch von der Gesellschaft ein Schritt hin zur Integration gemacht werde. "Freuen würde ich mich, wenn die Bürger und Bürgerinnen hier einfach mit offenem Herzen vorbeischauen", sagt sie. "Gerne auch ihrem Unmut Luft machen, gleichsam sich aber auch überlegen: Wie sie sich selber einbringen könnten, damit aus Fremden Nachbarn, Freunde und vielleicht auch Kollegen werden können."