Ein Mann sitzt am Schlagzeug, versunken in Musik. 4 min
Auch Matthias Creutziger Porträt von Günter Baby Sommer ist in der Schau in Dresden zu sehen. Mehr zu ihr im Beitrag von Grit Krause. Bildrechte: Deutsche FotothekMatthias Creutziger
4 min

Zum ihrem 100-jährigen Bestehen in diesem Jahr zeigt die Deutsche Fotothek in Dresden vier Ausstellungen. Nun wird die finale Schau eröffnet. Sie ist mit dem Hashtag #intensiv eröffnet worden.

MDR KULTUR - Das Radio Sa 26.10.2024 07:15Uhr 04:15 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/audio-deutsche-fotothek-geburtstag-schau-intensiv100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

"Archiv der Fotografen" Deutsche Fotothek in Dresden eröffnet finale Jubiläumsschau

26. Oktober 2024, 03:10 Uhr

Die Deutsche Fotothek an der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden gilt als eines der bedeutendsten Bildarchive in Europa. Zum ihrem 100-jährigen Bestehen zeigt sie in diesem Jahr vier Ausstellungen. Sie sind jeweils mit einem Hashtag überschrieben, der die Deutsche Fotothek und ihre Bestände beschreiben soll. Mit einem Konzert von Günter Baby Sommer und Micha Winkler ist nun die finale Schau eröffnet worden: #intensiv.

Schwarzweiße Flusslandschaften im Nebel, manchmal auch im diffusen Dämmerlicht – so reihen sich Aufnahmen der Elbe von Matthias Blumhagen aneinander. Von imaginierten Selbstportraits spricht der Dresdner Fotograf, der sich so, wenn man die Stimmungen der einzelnen Fotos zusammennimmt, mit dem eigenen Selbstbild auseinandersetzt.

"Ich habe damit angefangen, dass ich in Zweifel gezogen habe, dass das Bild, was man sieht, immer auf das Objekt bezogen ist", sagt Matthias Blumhagen über seine Bilder. "Also wenn ich ein Portrait von jemand mache, dann ist das gelungen, wenn ich das Gefühl habe, ich komme dieser Person oder Persönlichkeit nahe. Mich hat immer beschäftigt, was passiert, wenn ich das alles weglasse."

Eine Schwarzweiß-Fotografie zeigt Regentropfen auf einer Fensterscheibe im Vordergrund, im Hintergrund die unscharfen Umrisse einer Straße und eines Hauses.
"Gegenüber" aus dem Jahr 1989 ist eine der Fotografien von Matthias Blumhagen, die in der Jubiläumsschau der Deutschen Fotothek in Dresden gezeigt wird. Bildrechte: Deutsche Fotothek-Matthias Blumhagen

Matthias Creutziger zeigt Musiker wie Jazz-Ikone Günter Baby Sommer

Eine stille und verwunschene Welt hat Matthias Blumhagen damit erschaffen. Das komplette Gegenteil von dem, wovon wiederum die Musikerportraits seines Kollegen Matthias Creutziger erzählen. Er, selbst Schlagzeuger, hat seit den 1980er-Jahren die internationalen Musikgrößen fotografiert, war als Fotograf ständiger Begleiter der Sächsischen Staatskapelle.

Diese Musik ist ja so körperlich. Wer die Musik hört, will sie auch sehen.

Fotograf Matthias Creutziger

Seine Aufnahmen ziehen den Betrachtenden regelrecht hinein in die Konzertszenen – speziell die Jazz-Konzerte. Ausdrucksstark und dynamisch macht Matthias Creutziger Musik sichtbar, wenn er beispielsweise B. B. King, Ray Charles oder Günter Baby Sommer auf der Bühne portraitiert.

Schwarz-Weiß-Fotografien mit Musikerinnen und Musikern hängen an einer petrol-farbenen Wand.
Matthias Creutzigers Musiker-Portraits sind Teil der finalen Jubiläumschau der Deutschen Fotothek Dresden. Bildrechte: SLUB Dresden, Ramona Ahlers-Bergner

Im Jazz-Konzert sei das schon so, dass man dann draufdrücke, wenn der Höhepunkt komme, sagt Matthias Creutziger. Irgendwie habe man das im Gespür. Und er wisse auch, wohin die Bewegung gehen könnte: "Diese Musik ist ja so körperlich. Und wer die Musik hört, will sie auch sehen. Da kommt man nicht umhin, den spannendsten Moment festzuhalten."

Schau zum 100. Jubiläum der Deutschen Fotothek Dresden

Intensiv – so ließen sich diese Fotografien mit einem Wort beschreiben und deshalb sind sie auch Teil der gleichnamigen finalen Ausstellung zum 100. Jubiläum der Deutschen Fotothek, die neben Arbeiten der bereits beiden genannten Fotografen Selbstinszenierungen von Susan Lamér zeigt.

Kuratiert wurde sie von Agnes Matthias. "Die Ausstellung basiert eigentlich darauf zu zeigen, dass Fotografie so viel mehr ist als wir es aus dem Alltagsgebrauch auch kennen", sagt sie. "Es bietet den Einblick in Innerliches, in Situationen, die von anderen für uns empfunden, erlebt worden sind, und indem wir auf die Bilder blicken, können wir das nachvollziehen."

Auf einem Tisch sind Fotos ausgestellt, daneben ist ein Begleittext zu sehen.
Neben Fotografien von Matthias Creutziger und Susan Lamér zeigt die Ausstellung #intensiv auch Arbeiten von Matthias Blumenhagen. Bildrechte: SLUB Dresden, Ramona Ahlers-Bergner

Der Bestand der Deutschen Fotothek umfasst rund sieben Millionen Fotografien, mehr als zwei Millionen davon kann man mittlerweile in der 2004 gestarteten Online-Datenbank recherchieren. Mit der Gründung der – wie sie anfangs hieß – Sächsischen Landesbildstelle am 6. November 1924 wurde das Fundament für dieses bedeutende Bildarchiv gelegt.

Auch künftig sollen Arbeiten aus dem Archiv der Fotothek gezeigt werden

Da Vorlässe, wie die von Matthias Blumhagen und Matthias Creutziger, sowie Nachlässe die Arbeit inzwischen bestimmen, trägt die Fotothek seit 2012 den Beinamen "Archiv der Fotografen". Zum diesjährigen 100. Jubiläum wurden zwölf davon mit ihren Arbeiten in vier Ausstellungen in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek in Dresden präsentiert. Hundert wiederum versammelt ein jetzt erschienener Jubiläumsband.

Wir zeigen, was Fotografie in all ihrer Vielfalt ist.

Simone Fleischer, stellvertretende Leiterin der Deutschen Fotothek

"Uns war es tatsächlich wichtig, dass wir alle Facetten unserer Sammlung zeigen und dort auch verschiedene Standpunkte, verschiedene Arten der Fotografie, wie Fotografie auch aufgefasst wird im Laufe der Zeit, dort vertreten haben", sagt Simone Fleischer. Sie ist die stellvertretende Leiterin der Deutschen Fotothek und hebt hervor: "Wir zeigen das, was Fotografie in all ihrer Vielfalt ist."

Zu dieser Auswahl, die nicht immer leicht fiel, gehören beispielsweise Richard Peter sen., dessen Aufnahmen des 1945 zerstörten Dresdens weltbekannt sind, Christian Borchert und Hugo Erfurth. Allerdings sind 100 Positionen aus 100 Jahren nur ein kleiner Ausschnitt aus dieser reichen Sammlung.

Eine Frau mit Brille lehnt an ein Geländer, im Hintergrund hängen gerahmte Fotografien an der Wand.
Simone Fleischer, die stellvertretende Leiterin der Deutschen Fotothek, will auch künftig Fotografien aus dem Archiv in Dresden zeigen. Bildrechte: SLUB Dresden/Ramona Ahlers-Bergner

"Das war dieses Jahr etwas ganz Besonderes, dass wir intensiv mit unserem Bestand gearbeitet haben", stellt Simone Fleischer fest. "Und das werden wir auch weiter machen. Das ist unser ganz wichtiges Ziel, dass wir die Fotografien zeigen, aus dem Archiv heben, dem Publikum bekannt machen, ob in Ausstellungen von Kooperationspartnern oder eigenen Ausstellungen, in Publikationen."

Und natürlich soll der Bestand weiter wachsen – gern auch mit fotografischen Vermächtnissen von Fotografinnen, denn diese sind in der Deutschen Fotothek, im Archiv der Fotografen, noch unterrepräsentiert.

Informationen zur Ausstellung

Ausstellung #INTENSIV
Mit Fotografien von Matthias Blumhagen, Susan Lamèr und Matthias Creutziger

Adresse
Zentralbibliothek
Zellescher Weg 18
01069 Dresden

Die Ausstellung vom 26.10.2024 bis 11.01.2025 zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause); redaktionelle Bearbeitung: td, tmk

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. Oktober 2024 | 07:15 Uhr

Mehr aus der Region Dresden

Eishockeyspieler mit einem Transparent 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
einPfarrer im Gespräch 4 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mehr aus Sachsen