In Beuteln und auf einer Hand ist Crystal Meth zu sehen
Die Droge Crystal Meth wird besonders viel in Sachsen konsumiert. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/Citynewstv | Frank Bründel

Lagebild zum Drogenkonsum Crystal Meth: Dresden und Chemnitz europaweit überdurchschnittlich stark betroffen

10. Juli 2024, 05:00 Uhr

Die Droge Crystal Meth wird oft in Tschechien hergestellt und hat von dort einen kurzen Weg nach Sachsen. Auch darum liegt die Zahl der Crystal-Konsumenten im Freistaat im europaweiten Vergleich über dem Durschnitt. Das hat ein Lagebild der sächsichen Polizeihochschule ergeben. Bei Sachsens Jugendlichen geht der Konsum von Crystal Meth zurück.

Männlich, eher jung, mit geringem Einkommen und einem niedrigen Bildungsabschluss – so beschreibt Christoph Meißelbach den typischen Konsumenten der Droge Crystal Meth.

Der Wissenschaftler hat gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen von der Hochschule der Sächsischen Polizei ein Lagebild zum Konsum der Droge herausgegeben. Meißelbachs Fazit: "Sachsen ist im bundesweiten und im europaweiten Vergleich überdurchschnittlich stark von Crystal-Konsum und seinen Folgen betroffen."

In Sachsen wird überdurchschnittlich viel Crystal Meth konsumiert

Nach wie vor wird die Droge oft in Tschechien hergestellt. So gelangt sie schnell nach Sachsen. Die Forscherinnen und Forscher haben für das Lagebild Interviews mit ehemaligen Konsumenten der Droge geführt. Außerdem haben sie bestehende Daten von Krankenhäusern, der Polizeistatistik und aus der Suchthilfe ausgewertet.

Auch eine Analyse des Abwassers einzelner Städte wurde berücksichtigt. Demnach wurde besonders in Dresden und Chemnitz Crystal Meth im Abwasser festgestellt. Beide Städte liegen deutschland- und europaweit im Konsum der Droge vorn.

Erhebliche gesundheitliche Schäden durch Droge – auch bei Ungeborenen

Auch die Folgen lassen sich aus den Daten ablesen. "Es hat sich in den Krankenhausdaten auch ein erhebliches Schadenspotenzial für ungeborene Babys ergeben", sagt Meißelbach. Zwischen 2014 und 2017 seien in sächsischen Krankenhäusern jährlich etwa 180 Schädigungen von Föten durch Crystal-Konsum der Mütter diagnostiziert worden.

Für die Konsumenten selbst können die gesundheitlichen Folgen erheblich sein. Das sagt Peter Grampp, Chefarzt der Psychiatrie im Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wemsdorf. Viele Crystal-Abhängige litten unter Psychosen und hätten beträchtliche körperliche Schäden, sagt er. "Sie haben alle ihre Leberfunktionsstörungen, die haben Nierenfunktionsstörungen, kardiale Schäden. Also das sind im Grunde multimorbide Menschen, die mit Anfang, Mitte 50 eher einem 70-Jährigen entsprechen als einem 50-Jährigen", sagt Grampp.

Bei Jugendlichen geht Konsum von Crystal Meth zurück

Unter Jugendlichen sei die Droge aber inzwischen nicht mehr so verbreitet wie noch vor Jahren, sagt Matthias Rost von der Jugenddrogenberatung Klick in Leipzig.

Rost glaubt, dass aufputschende Drogen wie Crystal gerade weniger gefragt seien. Der Drogenkonsum orientiere sich immer etwas daran, wie es gesamtgesellschaftlich laufe. "Momentan leben wir ja eher in einer Zeit mit vielen Unsicherheiten, mit Krieg, mit sozialer Unsicherheit. Und dann gehen Substanzen, die beruhigen und entspannen eher hoch als Leistungsdrogen", so Rost.

Präventionsarbeit bleibt wichtig

Trotzdem sei es weiterhin wichtig, Präventionsarbeit zu leisten, so Forscher Christoph Meißelbach. Das bloße Zeigen von Schockbildern bei Besuchen der Polizei in Schulen hält er aber für wenig wirkungsvoll. Diese könnten dazu führen, dass junge Menschen, die Herausforderungen und Grenzgänge suchten, wie auf eine Werbeveranstaltung darauf blickten. "Wenn das also so krass ist, dann ist das vielleicht genau das, womit wir jetzt unsere Grenzen austesten können", erklärt Meißelbach.

Er empfiehlt stattdessen, ehemalige Drogenabhängige in Schulen einzuladen. Deren Geschichten könnten die Jugendlichen eher davon überzeugen, wie gefährlich Crystal Meth ist.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 10. Juli 2024 | 06:06 Uhr

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