Urabstimmung bei GKN Beschäftigte bei Gelenkwellenwerk in Zwickau streiken ab Montag

24. Februar 2023, 12:11 Uhr

Das Gelenkwellenwerk GKN in Zwickau-Mosel steht vor der Schließung. Die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft über einen Sozialtarifvertrag und eine Transfergesellschaft für die rund 830 Mitarbeiter blieben bislang ergebnislos. Die IG Metall-Mitglieder haben im Kampf um den Erhalt des Werks nun mit einer Urabstimmung über einen unbefristeten Streik entschieden.

Im Gelenkwellenwerk GKN in Zwickau-Mosel haben sich fast alle Beschäftigten für einen Streik ausgesprochen. Wie die Gewerkschaft IG Metall am Freitag mitteilte, stimmten bei der Urabstimmung rund 97 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in dem von Schließung bedrohten Werk für einen unbefristeten Streik. Damit sei der Weg frei für dauerhafte Streiks ab Montag.

Gewerkschaft: "Eindrucksvolles Ergebnis"

Die GKN-Beschäftigten seien fest entschlossen für ihre Zukunft zu kämpfen, erklärte IG-Metall-Bezirksleiterin Irene Schulz. "Das haben sie mit dieser überwältigenden Zustimmung zu dauerhaften Streiks erneut demonstriert." Die Gewerkschaft fordere GKN auf, sich aktiv für den Standort in Mosel und den Erhalt aller Arbeitsplätze einzusetzen. "Zudem brauchen wir einen angemessenen Sozialtarifvertrag, der die Kolleg*innen für alle Fälle absichert", so Schulz.

Benjamin Zabel, zweiter Bevollmächtigte der IG Metall Zwickau, sagte MDR SACHSEN: "Wir gehen am Montag in Tarifverhandlungen und wir sind jetzt erstmal zuversichtlich, dass sich der Arbeitgeber bewegt. Wir stehen für Verhandlungen bereit, um hier eine Lösung zu finden." Streik sei kein Selbstzweck.

Wir gehen am Montag in Tarifverhandlungen und wir sind jetzt erstmal zuversichtlich, dass sich der Arbeitgeber bewegt.

Benjamin Zabel IG Metall Zwickau

Ostbeauftragter Carsten Schneider bei Betriebsversammlung

Am Donnerstagmittag gab es eine nichtöffentliche Betriebsversammlung im Zwickauer Werk. Daran nahmen auch der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig und Matthias Ecke, Abgeordneter im Europäischen Parlament (alle SPD), teil.

"Ich unterstütze diesen Streik, wenn er denn so beschlossen wird, wovon ich fest ausgehe", sagte Schneider. Er wünsche sich, dass bei den Verhandlungen besonders die Fragen der Zukunft dieser Region eine Rolle spielen. Das Unternehmen habe jahrzehntelang Gewinne gemacht und müsse nun einen Teil der Transformation mittragen. Hierfür wolle sich Schneider persönlich zusammen mit dem sächsischen Wirtschaftsminister einsetzen. Die Region Zwickau sei eine Industrieregion und solle dies auch in Zukunft bleiben, so Schneider.

Dulig: Schließung des Werkes ist respektlos

Wirtschaftsminister Dulig stärkte den Arbeitnehmern ebenfalls den Rücken. "Wir sind hier in der industriellen Herzkammer Sachsens. Hier werden Werte produziert und jetzt soll ein Werk geschlossen werden, obwohl die Kolleginnen und Kollegen hier Gewinne erwirtschaften." Trotzdem wolle das Unternehmen in Ungarn einen Standort aufbauen, um die Produktion dort preiswerter zu machen. Dies sei den Arbeitnehmern gegenüber respektlos. Dulig wolle deshalb sowohl für die Perspektiven der Beschäftigten als auch für die Perspektiven des Standortes kämpfen.

Neues Werk entsteht in Ungarn

Am Montag hatten die Beschäftigten für 24 Stunden die Arbeit niedergelegt. Zuvor gab es bereits zwei kürzere Warnstreiks am 10. und 15. Februar 2023. Am Montag war auch die vierte Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall und dem Arbeitgeber über einen Sozialtarifvertrag und eine Transfergesellschaft für Beschäftigten ergebnislos geblieben. Die Verhandlungen sollen Anfang kommender Woche fortgesetzt werden.

IG Metall-Bevollmächtigter Benjamin Zabel kritisierte erneut, dass GKN Driveline in Ungarn bereits ein neues Werk baut. Seinen Angaben zufolge fließen dabei auch EU-Fördermittel. "Es steht die Frage im Raum, ob eine solche Verlagerung damit nicht staatlich subventioniert wird."

Mitte Januar hatte das Unternehmen GKN bekannt gegeben, das Werk in Zwickau aus Kostengründen zu schließen. In dem Betrieb arbeiten rund 830 Beschäftigte. Sie fertigen Komponenten wie Kugelnaben und Gelenke und montieren Seitenwellen für große Autobauer wie BMW, Mercedes, VW und Audi. Auch an anderen Standorten von GKN Driveline sind Einschnitte geplant. Das größte Werk befindet sich in Offenbach mit rund 1.500 Beschäftigten. Der Hauptsitz von GKN ist in Birmingham in Großbritannien.

MDR (ali/mds/sth/kbe)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 23. Februar 2023 | 05:30 Uhr

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