Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 Warum in Zschopau jetzt dieser riesige Motorradspiegel steht
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24. August 2024, 03:00 Uhr
Es ist eines der Hauptprojekte der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Der "Purple Path", der violette Pfad – so nennt sich ein Kunstparcours, der künftig von Chemnitz aus in 38 Orte im Erzgebirge führen soll. In Zschopau ist dafür eine Skulptur des renommierten Bildhauers Michael Sailstorfer entstanden. Das Kunstwerk ist eine Anspielung auf die Motorradhistorie der Stadt. In der Bevölkerung trifft die Skulptur auf ein geteiltes Echo.
- Am Samstag wird in Zschopau eine Skulptur des Bildhauers Michael Sailstorfer eingeweiht, in der er die Motorradgeschichte der Stadt verarbeitet.
- Sein Werk "Fließgleichgewicht" wird eines von über 70 künstlerischen Arbeiten sein, die man auf dem Purple Path besichtigen kann.
- Beim ersten Blick auf das Spiegelkonstrukt wirken noch nicht alle Zschopauer zufrieden, doch der Bürgermeister gibt sich gelassen.
Die neue Attraktion der Erzgebirgsstadt Zschopau ist ein viereinhalb Meter großer Motorradaußenspiegel. Die Skulptur vom Bildhauer Michael Sailstorfer ist im Zuge des Purple Path, des violetten Pfads, entstanden. Dieser ist eine der Hauptattraktionen der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 und soll 38 Orte im Erzgebirge miteinander verbinden.
Sailstorfer sollte Motorradgeschichte verarbeiten
In Zschopau wurden über viele Jahrzehnte Motorräder hergestellt. Die MZ-Werke waren landesweit bekannt. Mittlerweile ist die Fabrik stillgelegt und durch ein Museum ersetzt worden. Dass diese Geschichte auch im neuerrichteten Kunstwerk eine Rolle spielt, war ein "Wunsch, der an mich herangetragen wurde", so der Bildhauer Michael Sailstorfer im Interview mit MDR KULTUR.
Die Offenheit ihm und seiner Kunst gegenüber habe ihn erfreut. Die Arbeit mit den Zschopauern sei "von Anfang an eine sehr positive Erfahrung" gewesen, so der Berliner Künstler. Entstanden ist jetzt ein überdimensionaler Motorrad-Außenspiegel, der auf beiden Seiten verspiegelt ist. Dieser ragt über den kleinen Fluss Zschopau und ist von der zentralen Brücke der Stadt gut zu erkennen.
Das war von Anfang an eine sehr positive Erfahrung.
Bei der vorherigen Recherche habe er festgestellt, dass neben der Motorradproduktion auch der Fluss eine große Bedeutung für Zschopau habe, "als Handelsroute, auf der Salz, Holz und Güter gehandelt wurden", so Sailstorfer. Das spiegele sich jetzt im Standort wieder. Die Skulptur trägt den Namen "Fließgleichgewicht" und wird am Samstag im Beisein des Künstlers, des Zschopauer Oberbürgermeisters Arne Sigmund und des Kurators des Purple Path, Alexander Ochs, feierlich eröffnet.
Purple Path verbindet 38 Orte miteinander
Kurator Ochs sagte MDR KULTUR, bei allen künstlerischen Arbeiten auf dem Purple Path sei es wichtig gewesen, "mit den Menschen dort gemeinsam" eine Idee zu entwerfen. Wie beim Werk von Michael Sailstorfer gebe es immer einen "historischen, soziologischen oder kulturpolitischen Zusammenhang" – im Falle von Zschopau sei die Entscheidung schnell auf die Geschichte der Motorradwerke und die Bedeutung des Flusses für den Ort gefallen.
Die neue Skulptur in Zschopau reiht sich ein in bereits bestehende Kunstwerke, zum Beispiel in Ehrenfriedersdorf oder in Jahnsdorf. Am Ende soll der Purple Path 38 verschiedene Orte im Erzgebirge verbinden – mit insgesamt über 70 Kunstwerken. Die Arbeiten sollen laut Kurator Alexander Ochs auch nach dem Kulturhaupstadtjahr 2025 bestehen bleiben.
Der Oberbürgermeister von Zschopau, Arne Sigmund, freut sich, dass Zschopau Teil des großen Kulturhauptstadtprojektes ist. Er sagte MDR KULTUR: "Es ist eine Chance." Die Zusammenarbeit mit Michael Sailstorfer habe sehr gut funktioniert. Dennoch hätte er sich von der Kulturhauptstadt gewünscht, dass "auch einheimische Künstler ein bisschen mehr in den Fokus gerrückt werden".
Es ist nicht die einzige Kritik am Projekt. Im vergangenen Jahr hatte es im Stadtrat Diskussionen um das Zschopauer Kunstwerk für den Purple Path gegeben, wie die Freie Presse berichtete. Ein erster Entwurf sah vor, dass auf dem ehemaligen MZ-Gelände ein Nachbau von riesigen Lkw-Schläuchen aus Gusseisen installiert wird. Daraufhin gab es von mehreren Stadtratsfraktionen Proteste, die den Entwurf als nicht angemessen empfanden.
Zschopauer haben gemischte Gefühle
Auch jetzt wirken einige Zschopauer noch skeptisch. Passanten schauen verblüfft auf das neuerrichtete Kunstwerk. Ein Bewohner stoppt kurz. Er habe bisher "davon noch nichts mitbekommen", wie er sagt. Ihm leuchte die Bedeutung der Skulptur nicht ein: "Da müsste ich mich jetzt mehr damit befassen." Eine Passantin meint, man könne "schönere Kunstwerke zaubern", eine andere fragt sich, warum es "immer wieder was Neues" geben müsse.
Kunst soll Menschen zusammenbringen.
Oberbürgermeister Arne Sigmund zeigte sich trotz der Skepsis gelassen. Er sagte MDR KULTUR, Kunst liege im Auge des Betrachters. Er hoffe, dass sich die Menschen darüber austauschen würden: "Kunst soll Menschen zusammenbringen." Seine Hoffnung sei, dass die Skulptur von Michael Sailstorfer im kommenden Jahr viele neue Besucher nach Zschopau bringe.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. August 2024 | 07:10 Uhr