Musikwinkel Instrument des Jahres: "Tuba Stellenwert einräumen, der ihr zusteht"
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10. März 2024, 10:00 Uhr
Vor ziemlich genau 200 Jahren wurde die Tuba erfunden. Das Instrument wird bis heute vielfach unterschätzt. Das soll sich endlich ändern, denn die Tuba ist von den Landesmusikräten in Deutschland zum "Instrument des Jahres 2024" gekürt worden. Darüber freuen sich auch die Instrumentenmacher im Musikwinkel im Vogtland. MDR SACHSEN-Reporter Bernd Schädlich war bei einem kleinen Handwerksbetrieb in Markneukirchen und hat dort auch prominente Musiker getroffen.
Jörg Wachsmuth fliegt mit den Fingern über die Ventile seiner Tuba. Der Musiker der Dresdner Philharmonie gilt als einer der besten Basstubisten unserer Zeit. Der Honorarprofessor an der Hochschule für Musik in Dresden hat in Sachsen die Schirmherrschaft für das Instrument des Jahres übernommen. Die Tuba sei dafür zurecht ausgewählt worden, findet er.
"Es ist das Blechblasinstrument mit dem größten Tonumfang", erklärt Wachsmuth. Sie werde im Sinfonieorchester, im Blasorchester, beim Jazz und als Soloinstrument gespielt. "Deswegen freut mich das ganz besonders", so Wachsmuth.
Handgebaute Tuben seit 45 Jahren
Stefan Schmidt sieht das ähnlich. Der Metallblasinstrumentenmacher aus Markneukirchen baut, repariert und restauriert in seiner kleinen Werkstatt seit 45 Jahren Tuben - ganz in traditioneller Handarbeit. "Die Nachfrage ist nach wie vor da. Spezialisten, die sich mit der Tuba befassen sind sehr dünn gesät." Man müsse immer dran bleiben, die Qualität halten und vernünftige Preise anbieten.
Rund einen Monat dauert die Herstellung einer Tuba. Wegen der individuellen Kundenwünsche sei kein Instrument wie das andere, weiß Schmidt. Dies sei spannend und herausfordernd zugleich. "Man ist nie fertig mit dem Instrument", erzählt der Instruemntenmacher. "Ich liege oft im Bett und grübele: Wie könnte man das Problem noch lösen und das noch ändern und verbessern?"
Schmidts leidenschaftliche Arbeit schätzen Musiker aus etlichen Ländern, die ihre Instrumente meist persönlich abholen. "Es kommen welche aus Österreich, aus der Schweiz, aus den Niederlanden, aber auch aus Amerika und aus Japan", sagt er.
"Tuba Stellenwert einräumen, der ihr zusteht"
Ziel von Star-Tubist Jörg Wachsmuth ist es, die Tuba in diesem Jahr auch hierzulande mehr in den Fokus zu rücken. "Für die Tubistengilde an sich - da mein ich Profis, Amateure, Instrumentenbauer - ist das eine große Chance", sagt er. "Wir versuchen jetzt einfach der Tuba den Stellenwert einzuräumen, der ihr zusteht."
Ein Trend in diese Richtung sei bereits zu spüren, sagt Christina Schimmer vom Sächsischen Musikrat. "Sachsen ist reich an Blasorchestern." Seit rund zehn Jahren sei ein Umbruch zu spüren und zu hören. "Das Instrument wird auch bei jungen Leuten ein bisschen hip."
Vielleicht liegt das am besonderen Klang des Instruments. Der fasziniert auch einen alten Hasen wie Instrumentenmacher Stefan Schmidt jedes Mal aufs Neue. "Wenn Spezialisten Tuba spielen, läuft es mir immer eiskalt den Buckel runter."
MDR (ali)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 06. März 2024 | 14:30 Uhr