Sparpläne Kürzungen beim Bundesfreiwilligendienst: Tafel in Pausa vor dem Aus?

20. Mai 2023, 10:05 Uhr

Rentner haben niemals Zeit. Für eine Frau aus Pausa im Vogtland ist dieser Spruch eine echte Lebensphilosophie. Mit 80 Jahren ist Christine Röber noch voll im Einsatz. Im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes engagiert sich die rüstige Seniorin bei der örtlichen Arbeitsloseniniative. Im kommenden Jahr sollen die Mittel in diesem Bereich drastisch gekürzt werden. Das könnte nicht nur Christine Röber die geliebte Tätigkeit kosten, sondern die komplette Arbeit der sozialen Einrichtung gefährden.

Es herrscht Hochbetrieb im kleinen Laden, den die Plauener Tafel seit knapp zwei Jahren in Pausa betreibt. Zweimal die Woche gibt es hier Obst und Gemüse zu günstigen Preisen, frische Backwaren, aber auch verschiedenste Restposten und Überproduktionen. Christine Röber, Jahrgang 1942, flitzt emsig hinter dem Tresen hin und her. Der Job bedeutet der gelernten Verkäuferin alles.

"Glücklich sein, Zufriedenheit. Ich hab es ein Leben gemacht und mache es heute noch gern", sagt sie. "Ich bin froh, dass sie mich noch annehmen. Kann ja auch sein, dass sie sagen, die Alte gehört mal weg." Gut 30 Stunden pro Woche ist die Seniorin insgesamt im Einsatz. Als Bundesfreiwilligendienstlerin (Bufdi) bekommt Christine Röber dafür monatlich 280 Euro Taschengeld, erklärt die Chefin der Arbeitsloseninitiative Pausa, Konstanze Schumann.

70 Stellen über Bundesfreiwilligendienst

Rund 70 Stellen finanziert der Verein aktuell über dieses Modell. "Es sind teilweise fitte Rentner, aber auch Langzeitarbeitslose, die aus irgendwelchen Maßnahmen kommen", so Schumann. "Tafel, Kleiderkammer, Suppenküche, Möbelbörse sind unsere Hauptgeschäftsfelder. Und wir haben noch Maßnahmen im Umweltbereich, Kinderarbeit und Jugendarbeit."

Wir sind jetzt 23 Jahre am Markt. Das gab es noch nie, dass wir irgendwo die Tafelarbeit einstellen mussten.

Konstanze Schumann Chefin der Arbeitsloseninitiative Pausa

Im kommenden Jahr könnte ein großer Teil davon wegbrechen. Laut Haushaltsentwurf für 2024 plant der Bund, ein Fünftel der Fördermittel für Angebote wie das Freiwillige Soziale Jahr, das Freiwillige Ökologische Jahr oder eben den Bundesfreiwilligendienst zu streichen. "Hier ist uns bekannt, dass es über 30 Millionen Kürzungen im Bundeshaushalt geben wird", sagt Schumann. "Unser Problem ist, das wir keine Finanzierung von irgendwoher bekommen und wir ganz dringend diese Bundesfreiwilligendienste brauchen."

Kürzungspläne bringen Tafel in Gefahr

Gemeinsam mit anderen Sozialverbänden in Sachsen macht die Arbeitsloseninitiative Pausa gegen die Pläne mobil. Diese könnten perspektivisch die gesamte Tafelarbeit des Vereins in Gefahr bringen. "Wir sind jetzt 23 Jahre am Markt. Das gab es noch nie, dass wir irgendwo die Tafelarbeit einstellen mussten", so Schumann. "Hier sind es natürlich dann wirklich Dinge, wo ich sagen muss: Ich weiß es nicht."

Auch Rentnerin Christine Röber müsste dann unfreiwillig in den Ruhestand. "Wenn das hier ausläuft oder es gar nichts mehr gibt, dann kann ich ja nichts weiter mehr machen", sagt sie. Ob die Sparpläne wirklich umgesetzt werden, entscheidet sich im Herbst - dann soll der Bundeshaushalt für 2024 beschlossen werden.

MDR (ali)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 17. Mai 2023 | 14:30 Uhr

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