Kulturhauptstadt 2025 Geheime Botschaften: Was alte Garagenhöfe in Chemnitz den Besuchern erzählen
Hauptinhalt
28. Juli 2024, 10:00 Uhr
Wer Garagen nur als Abstellplatz für Autos und altes Gerümpel versteht, entdeckt im Rahmen eines Kunstprojektes in Chemnitz neue Sichtweisen. Das Team der Kulturhaupstadt 2025 hat mit Studierenden einer renommierten Kunsthochschule das Thema neu gedacht. Der geplante "Garagen-Erzählparcours" lebt von den kreativen Ideen der jungen Menschen.
In Chemnitz soll es im kommenden Jahr einen Garagen-Erzählparcours geben. Dafür werden zehn Garagenhöfe künstlerisch aufgewertet. Für dieses Vorhaben hat das Team der Kulturhauptstadt 14 Studierende der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle mit ins Boot geholt. Sie haben ganz eigene Ideen entwickelt. Das Projekt #3000 Garagen über Chemnitzer Garagengemeinschaften und ihre Nutzer ist eines von fünf Vorzeige-Vorhaben für das Kulturhauptstadt-Jahr 2025.
An der Adresse Am Schützenplatz stehen 1.247 Garagen. Damit ist dieser Garagenhof der größte seiner Art in der künftigen Kulturhauptstadt Chemnitz. Gegründet wurde der Hof im Jahr 1971 von Heinz Foraschik, der in unmittelbarer Nachbarschaft einen Friseursalon betrieb. Für die Studierenden Tom Bauer und Kaja Semmler ist das keineswegs unnützes Wissen. Im Gegenteil.
Projekt #3000Garagen
Das Projekt #3000Garagen versteht Garagenhöfe nicht nur als Abstellplätze für Autos, sondern als Gemeinschaftsorte, Kreativlabore, Freiräume, Kulturgut und Räume für Stadtentwicklung. Gemeinsam mit Chemnitzerinnen und Chemnitzern will es die persönlichen und kollektiven Geschichten sichtbar machen, die es rund um die Garagen und die Menschen gibt, die sie nutzen.
In allen Stadtteilen der Stadt Chemnitz zusammen befinden sich schätzungsweise 30.000 Garagen.
Kulturhauptstadt Europa Chemnitz 2025 gGmbH
Studierende wollen Ungesehenes sichtbar machen
Ihr Entwurf für einen künftigen Garagenparcours soll Geschichten und Nischenwissen vermitteln, sagt Kaja Semmler MDR SACHSEN. "Deshalb haben wir uns viele Statistiken zu Chemnitz durchgelesen, im Internet recherchiert und Zahlen miteinander verglichen. Unser Ziel ist es, die Neugier der Besucher zu wecken."
Unser Ziel ist es, die Neugier der Besucher zu wecken.
Auf überdimensionalen Karteikarten sind die Informationen zum Gelände nachzulesen. Wer noch mehr erfahren will, muss genauer hinsehen. Denn zum Entwurf gehört auch eine Grafik nach dem Rot-Blau-Prinzip. Auf den ersten Blick verwirrt das Durcheinander. Mithilfe eines roten Filters, der in eine Postkarte integriert ist, werden die "geheimen" Botschaften aber sichtbar. "Würde man alle Garagen des Schützenplatzes übereinander stapeln, wären sie so hoch wie die Zugspitze", nennt Tom Bauer ein Beispiel und schmunzelt.
Garagen enthalten alles Mögliche - nur kein Auto
Zwei andere Studierende haben aus ungenutzten Garagentoren Sitzmöbel, Tresen oder Infostelen gebaut. Der Entwurf eines weiteren Duos lässt Geschichten zu den Garagenkomplexen über Trichter aus Regenrohren hörbar werden. Und auch ein Spion in der Garagenwand ist dabei.
"Ein Blick" heißt der Entwurf von Natalie Dörschel und Riana Bußmann. Wer durch den Spion schaut und mit einem Knopfdruck das Licht anschaltet, sieht Garagenfotos aus aller Welt. Die gesammelten Fotos hätten alles Mögliche gezeigt, was Garagen beherbergen, sagt Riana Bußmann, von der klassischen Schrauberwerkstatt bis zum Tanz- oder Fitnessstudio.
Team der Kulturhauptstadt entscheidet über Entwürfe
Sieben Entwürfe gibt es. Sie informieren die Besucher der Chemnitzer Garagenhöfe, laden aber auch zum Verweilen ein. Nun muss das Projektteam der Kulturhauptstadt entscheiden, welche Ideen auch umgesetzt werden. Viel Zeit bleibt dafür nicht. Denn bereits Anfang des kommenden Jahres sollen die Garagenhöfe umgestaltet sein.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 16. Juli 2024 | 09:30 Uhr