Sven Krüger Kritik an Freibergs Oberbürgermeister nach Opernball in St. Petersburg
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30. August 2023, 17:05 Uhr
Eine Auslandsreise des Freiberger Oberbürgermeisters Sven Krüger sorgt für Irritationen. Krüger besucht den Petrowski-Ball in St. Petersburg und hält dort eine Rede – ein Hoch auf die deutsch-russische Freundschaft. Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erwähnt er mit keinem Wort. Er spricht nur von "schwierigen Zeiten". In seiner Heimatstadt Freiberg kommt das nicht so gut an.
Der Oberbürgermeister der Stadt Freiberg, Sven Krüger, hat beim Petrowski-Balls in St. Petersburg eine Rede gehalten und sich darin für ein "gutes Miteinander" zwischen Deutschland und Russland ausgesprochen. Den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erwähnte Krüger nicht.
Zu sehen und zu hören ist dies in einem Video-Mitschnitt des Petrowski-Balls im pompösen Katharinensaal. Darin sagt der parteilose Krüger, er sei Optimist und habe deswegen vor einem guten Jahr angefangen, Russisch zu lernen. Und er sei überzeugt, dass Russland und Deutschland "in Zukunft wieder zu einem Miteinander finden und schwierige Zeiten überwinden".
Die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Freiberg und St. Petersburg, zwischen unseren Menschen und unseren Ländern, besteht nun schon seit mehr als 300 Jahren, und hat auch schwierige Zeiten überdauert.
Krüger sagte auf Anfrage von "Zeit Online", er sei auf Einladung von Organisator Hans-Joachim Frey auf dem Ball gewesen. Und auf dem Ball bedankt er sich bei seinem Gastgeber: "Vielen Dank an dich, lieber Hajo, lieber Professor Frey, für die Einladung und die Organisation, es ist toll, was du hier auf die Beine gestellt hast."
Frey leitete viele Jahre den Dresdner Semperopernball und hat enge Verbindungen nach Russland. Im Frühjahr überreichte ihm Präsident Putin einen Orden für seine Dienste. Frey habe bei dieser Gelegenheit gesagt: "Ich möchte sagen: Ich stehe auf der Seite Russlands." Frey ist in Dresden umstritten, war schon zuvor wegen seiner Nähe zu Putin in die Kritik geraten. Nach Kriegsbeginn hat er Putin seinen 2009 verliehenen St. Georgs-Orden erst auf politischen Druck wieder aberkannt.
Verwunderung und Kritik in Freiberg
In Freiberg hält man nicht viel davon, dass Oberbürgermeister Krüger in seiner Rede an die gemeinsame Tradition im Bergbau erinnert. Die Bergakademie verbindet eine lange Tradition mit der Bergbauuniversität in St. Petersburg und es gab bis zum Beginn des Krieges einen intensiven Austausch. Doch seit Kriegsbeginn liegt all das auf Eis. Nach Bekanntwerden der Rede veröffentlichte die Bergakademie ein Statement, in dem sie ihre Solidarität mit der Ukraine betont:
Die TU Bergakademie Freiberg hat unmittelbar nach dem russischen Überfall auf die Ukraine die institutionellen Kontakte zu den Hochschulen in Russland – insbesondere auch zu Petersburg – abgebrochen und umfangreiche Hilfsprogramme für Studierende und Hochschulen in der Ukraine aufgelegt.
Kritik im Freiberger Stadtrat: Nicht Kernkompetenz eines OB
Auch im Stadtrat provoziert die Russland-Reise des Oberbürgermeisters Verwunderung und Kritik: Der Freiberger CDU-Abgeordnete Steve Ittershagen sagte dem MDR, in einer Zeit, in der man von Krieg, Leid und Toten rede, sei ein solcher Besuch besonders heikel. "Es gehört auch nicht zur Kernkompetenz eines Oberbürgermeisters, sich als Ersatz-Außenminister darzustellen." Als OB sei man nie ganz privat unterwegs. Auf einem Video sei zudem zu sehen, dass Krüger in Russland als oberster Repräsentant Freibergs begrüßt worden sei. Das könne der Stadt schaden.
Es gehört auch nicht zur Kernkompetenz eines Oberbürgermeisters, sich als Ersatz-Außenminister darzustellen.
CDU-Fraktion: Krüger soll sich im Stadtrat erklären
Die CDU-Fraktion werde deshalb Krüger im Stadtrat auffordern, seine Beweggründe zu erläutern. Ittershagen unterstrich, natürlich habe Freiberg generell Interesse daran, irgendwann die Verbindungen zu Russland, insbesondere St. Petersburg, wieder aufleben zu lassen. Die Grundvoraussetzung dafür sei aber der Frieden. Deshalb sei das erst nach Ende des kriegerischen Konflikts möglich.
Auch die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Alena Raatz, äußerte Kritik. Sie hält es für gefährlich und "absolut nicht nützlich, sich als Oberbürgermeister einer Kleinstadt in eine derart komplizierte Gemengelage" einzumischen. Krüger selbst wollte sich auf Anfrage von MDR SACHSEN bislang nicht zu seiner Reise nach St. Petersburg äußern.
MDR (kbe/Sophia Spyropoulos/Mina)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 30. August 2023 | 12:18 Uhr