Erzgebirgische Tradition Weihnachtsberg in Brünlos begeistert Besucher seit über 100 Jahren
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23. Dezember 2023, 10:00 Uhr
Im Erzgebirge gibt es viele Weihnachtstraditionen. Eine davon ist der sogenannte Weihnachtsberg. Auch Familie Kobel aus Brünlos hat so einen. 116 Jahre ist er alt und erzählt die biblische Weihnachtsgeschichte. Weil sie ihren Familienschatz gern anderen Menschen zeigen, geht es bei Kobels dieser Tage oft gar nicht weihnachtlich besinnlich zu. Doch mit dem Trubel kann die Familie aus Brünlos gut leben.
Der Weihnachtsberg füllt die komplette Bauernstube im Erdgeschoss im Haus von Christian Kobel aus. 1907 hatte sein Opa Friedrich Nötzel mit dem Baum des Berges begonnen. Ein Berg, gefertigt aus Baumrinde, Kork, Holz, Moos, Lebensbäumchen und vielen geschnitzten Figuren.
Was ist ein Weihnachtsberg?
Bei diesen Kunstwerken handelt es sich um Minitaturlandschaften - ähnlich einer Modelleisenbahn. Sie wurden im Erzgebirge in der Weihnachtszeit meist in einer Ecke des Wohnzimmers aufgestellt. Daher werden sie auch Weihnachtswinkel genannt.
Unter einer Grundplatte ist oft eine aufwändige Mechanik angebracht, mit der Figuren und Dekoration bewegt werden können. Weihnachtsberge gehören zum traditionellen Inventar der erzgebirgischen Kultur und stellen Szenen aus dem Alltag im Gebirge oder der Bibel nach. Sie werden innerhalb der Familien weitervererbt.
Quelle: epd
Wie so oft in diesen Wochen, führt Christian Kobel seinen Weihnachtsberg Besuchern vor. Während er langsam und mit gefühlvoller Stimme die Weihnachtsgeschichte erzählt, gehen verschiedene Türen wie von Geisterhand auf - der Palast, der Stall. Die geschnitzten Figuren bewegen sich, und ein Engel schwebt von der Decke. Ganz ohne Strom. Alles bewegt sich dank des mechanischen Kunstwerkes unter dem Berg.
Jesus Geburt miterlebt
Gespannt lauschen die Besucher den Worten des Erzählers und beobachten, wie ein weiterer Teil des Weihnachtsberges lebendig wird. Gute 20 Minuten Zeit nimmt sich Christian Kobel für eine Vorführung: "Im Weihnachtsberg steckt das Wort Weihnacht und Weihnacht - das ist und bleibt nun einmal - für immer und ewig - die Geburt Jesu. Und die stellt dieser Berg so dar, wie sie auch in der Bibel niedergeschrieben ist."
Ein Kunstwerk dank der inneren Stimme
Christian Kobel erzählt von seinem Großvater Friedrich, der vor 116 Jahren als 13-Jähriger mit dem Bau des Berges begonnen hatte. Eine innere Stimme habe ihn wohl veranlasst, den Weihnachtsberg zu bauen. Insgesamt 33 Jahre hat Friedrich Nötzel an dem Berg gebaut und ihn schon damals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, genauso wie dessen Tochter und seit gut 20 Jahren Enkel Christian.
Der gelernte Werkzeugmacher Christian Kobel ist heute noch fasziniert über die aufwendige Technik unter dem Berg: "Diese mechanischen Teile, die hatte er damals schon vom Schrott. Es sind sämtliche Teile dabei, womit man irgendwelche mechanische Energie übertragen kann. Es beginnt vom Zwirnsfaden und geht bis hin zu Gestängen und Ketten." Christian Kobels Augen glänzen - der Berg gehört zur Familie.
Besuchergruppe aus Hessen ist fasziniert
Dass der Großvater damals so einen Schatz geschaffen hat, der auch heute noch die Menschen begeistert, freut Christian Kobel. Die Besuchergruppe aus Hessen steht wie angewurzelt vor dem Berg - ebenfalls mit glänzenden Augen. Angelika und Volker Speck sind beide Pfarrer in Ruhestand und kommen ins Schwärmen. "Ich bin beeindruckt", erzählt Angelika Speck. "Gerade das noch einmal bildlich wahrzunehmen. Wir lesen zwar darüber in der Bibel. Aber wenn das so sichtbar ist, das macht natürlich mit einem etwas."
Auch ihr Mann Volker ist gerührt: "Für mich ist das so eindrücklich, dass so plastisch zu sehen, zu erleben, wie Jesus Christus geboren wurde." Immer wieder ringt der Pfarrer in Ruhestand nach Worten. Der Weihnachtsberg in Brünlos hat eben seinen ganz eigenen Zauber. Mit Liebe zeigt und pflegt Christian Kobel den Familienberg, gibt die Weihnachtsbotschaft weiter.
Immer nach Vereinbarung öffnet die Familie ihr Haus im erzgebirgischen Brünlos und führt den Familienweihnachtsberg Interessierten vor.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. Dezember 2023 | 10:50 Uhr
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