Arbeiter errichten im Frühherbst 1971 das Karl-Marx-Monument im Zentrum von Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz.
Im Volksmund wird er der "Nischel" genannt: Noch immer ziert das Antlitz des ehemaligen Namensgebers das Stadtbild in Chemnitz. Bildrechte: picture alliance / dpa | Wolfgang Schmidt

Jubiläum Vor 70 Jahren: Aus Chemnitz wird Karl-Marx Stadt

10. Mai 2023, 12:02 Uhr

Am 1. Januar 1953 erklärte das Zentralkomitee der SED das neue Jahr zum Karl-Marx-Jahr. Anlässlich der Feierlichkeiten sollte eine Stadt der DDR zu Ehren des Theoretikers umbenannt werden. Ursprünglich war Eisenhüttenstadt dafür vorgesehen, schlussendlich fiel die Wahl auf das sächsische Chemnitz.

Wer heute bereits älter als 70 Jahre alt ist, hat diesen geschichtsträchtigen Moment vielleicht selbst erlebt: Die Umbenennung von Stadt und Bezirk Chemnitz in Karl-Marx-Stadt. Ursprünglich sollte die Stadt bereits im März 1953 den neuen Name erhalten. Doch Stalins Tod am 5. März hatte das schon eingeplante Ereignis verhindert. Am 10. Mai 1953 folgte dann aber doch die Umbenennung, die DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl mit 180.000 Werktätigen auf dem Stalinplatz feierte. Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner wurden von den Plänen der SED-Regierung allerdings überrumpelt: Erst wenige Tage vor den Feierlichkeiten erfuhren sie vom neuen Namen ihrer Stadt.

Bürgerbefragung nach dem Mauerfall

Der blieb ganze 37 Jahre bestehen. Doch schon kurz nach dem Fall der Mauer stand für viele Einwohnerinnen und Einwohner von Karl-Marx-Stadt fest, dass die Stadt wieder ihren alten Namen tragen soll. Die "Initiative für Chemnitz" machte sich stark für eine Bürgerbefragung. Eine Woche lang wurden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt befragt - mit einem klaren Ergebnis: 76 Prozent der Menschen sprachen sich damals für die Wiederherstellung des alten Namens aus. Anderthalb Monate später, am 1. Juni 1990, beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Rückbenennung. So wurde Karl-Marx-Stadt wieder zu Chemnitz.

Chemnitz - woher kommt der Name? Chemnitz ist die drittgrößte Stadt in Sachsen. Ihren Namen verdankt sie dem gleichnamigen Fluss, der südlich der Stadtgrenze durch den Zusammenfluss der Quellflüsse Würschnitz und Zwönitz entsteht. Der Name geht auf das altsorbische Wort Kamenica zurück, was Steinbach bedeutet.

Quelle: Stadt Chemnitz

MDR (ben)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 10. Mai 2023 | 08:30 Uhr

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