"Kleingarten. Liebe und Verrat" Theater Chemnitz nimmt Schrebergarten aufs Korn
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24. Februar 2024, 04:00 Uhr
Der Jugend Theater Club setzt sich in seinem neuen Stück mit dem Mikrokosmos des Schrebergartens auseinander – unserer Gesellschaft im Kleinen. Das birgt nicht nur Chancen, sondern enthält auch Zündstoff. Für die Inszenierung haben die jungen Theaterschaffenden vorab eine Kleingartenanlage besucht. Sie haben MDR KULTUR verraten, welche Erkenntnisse sie dabei hatten und wie sie diese auf die Bühne bringen wollen.
- In "Kleingarten. Liebe und Verrat" prallen Generationen, Kulturen und Lebensmodelle aufeinander.
- Dabei kommen auch viele Klischees auf die Bühne - immer mit einem Augenzwinkern.
- Parallelen zur Kulturhauptstadt Chemnitz finden sich mühelos.
Kleingärten verbindet man gemeinhin nicht sofort mit jungen Nachwuchsschauspielerinnen und -schauspielern. Dennoch haben die Mitglieder des Jugend Theater Clubs Chemnitz für ihre neue Inszenierung einen Schrebergarten besucht. Viele waren das erste Mal da und sofort begeistert von dem Mikrokosmos mit seinen unterschiedlichen Charakteren. Es gebe zwar viele Regeln, aber auch Grünes und Natur, befanden die Ensemblemitglieder. Und so entwickelten sie einen Bühnenstoff, bei dem Idylle auf gesellschaftliche Konflikte trifft.
Generationen, Kulturen und Lebensmodelle prallen aufeinander
Das Stück "Kleingarten. Liebe und Verrat" ist eine schwarze Komödie. In der treffen junge Selbstversorger, die eine neue Lebensform ausprobieren möchten, auf Familien, die das Kleingartenidyll mit den Kindern genießen möchten. Und dann sind da noch die Alteingesessenen, die für Ordnung sorgen und genau aufpassen, was passiert. So unterschiedlich sie auch sind, eint sie die Liebe zur Natur, zum eigenen kleinen grünen Gartenreich.
Im Verlauf des Geschehens kommt dann noch ein Feind von außen dazu. Dieser sorgt nicht nur für Wirbel, sondern macht auch alle zu Verbündeten. Dabei spielt die Inszenierung schamlos mit Klischees.
Klischees, mit denen jeder etwas anfangen kann
Für die Regie, die Kostüme und das Bühnenbild sind Hannah Drescher und Clemens Kersten verantwortlich (Titelbild). Auch hier prasseln Klischees auf die Zuschauer ein. Vom Gurkenglas über den kugelrunden Buxbaum bis zum blütenweißen Zaun findet sich alles, was in den Schrebergarten gehört. Der Zaun spielt eine besondere Rolle, denn hier ist klar: Das eigene Reich endet nicht am Gartenzaun. "Er ist eine unklare Grenze", so Regisseurin Hannah Drescher.
Denn er wird nach wie vor zum Drüberschauen genutzt. Die Nachbarn begutachten ihre Gärten gegenseitig, beanstanden ungepflegte Flächen oder wenn sich ein Besitzer nicht an die Kleingartensatzung hält. Das berichteten aktive Garteninhaber den neugierigen Gästen aus dem Theater bei ihrem Besuch. Diese Kontrolle hat Vor- und Nachteile und wird im Stück auch thematisiert.
Parallelen zur Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 gibt es
Ein Bezug zur Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 war in der Inszenierung nicht geplant. Parallelen lassen sich aber dennoch ziehen: Der Themenschwerpunkt "gelebte Nachbarschaft" wird auch in "Kleingarten. Liebe und Verrat" gestreift, wenn es dort um Gentrifizierung geht – ein Problem, mit dem sich viele Städte auseinandersetzen müssen.
Der Kleingarten ist mehr als das Glück des kleinen Mannes.
Nicht zuletzt sei der Kleingarten neben dem Glück des kleinen Mannes auch ein Stück deutsche Kultur, betont Regisseur Clemens Kersten. Diese Kultur wird jetzt von jüngeren Generationen übernommen. Auf der Suche nach Natur, Selbstverwirklichung und dem Wunsch nach Selbstversorgung pachten sie einen Schrebergarten. Das birgt sozialen Zündstoff, trägt aber gleichzeitig zum Überleben der kleinen grünen Parzellen bei. Der Schrebergarten lebt.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR Kultur das Journal | 24. Februar 2024 | 00:00 Uhr