Zwei Schülerinnen, ein Schüler und eine Lehrerin stehen zusammen auf einer Wiese. Im Hintergrund ist ein Gebäude zu sehen. Alle vier Personen halten bzw. berühren ein Tastmodell eines Eifelturms.
Der Eiffelturm: vom Tastmodell zum Original. Die drei sehbehinderten Jugendlichen und ihre Lehrerin kurz vor der Abfahrt nach Paris. Bildrechte: MDR/Nora Kilényi

Paralympics Sehbehinderte Schulkinder fahren zu Paralympics nach Paris

29. August 2024, 16:40 Uhr

Zwölf Schulkinder der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte fahren am Freitag nach Paris. Das Programm ist vollgepackt: Wettkämpfe ansehen, Sightseeing, französische Kultur und Essen kennenlernen. Das wird ein riesiges Abenteuer für die Achtklässler, zumal sie mit dem Zug nach Paris fahren.

Fast alle Tastmodelle von Eiffelturm und Co. liegen schon verstaut im Koffer. Doch bald kommen die zwölf Achtklässler mit den Originalen in Paris auf Tuchfühlung. Sie sind Schülerinnen und Schüler der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz. Drei von ihnen haben am Vortag mit MDR SACHSEN gesprochen.

Zwei Schülerinnen und ein Schüler im Alter von 14 bzw. 15 Jahren stehen vor der Eingangstür ihrer Schule.
Lara - 14 Jahre alt, Julian (15) und Celine (14) spielen selbst erfolgreich Goalball (v.l.n.r.). Bildrechte: MDR/Nora Kilényi

In Paris sind sie Zuschauer - in der Heimat sind sie im Goalball aktiv

Hauptsächlich fahren die Jugendlichen natürlich hin, um die Wettkämpfe der Paralympics zu sehen. Vor allem die Goalball-Spiele finden sie spannend, weil sie das in der Schule selbst spielen. Julian erklärt: "Goalball ist ein Ball, der hat zwei bis vier Glocken in sich. Die Spieler haben alle dunkle Brillen auf, so müssen sie sich komplett aufs Hören verlassen, um den Ball abzufangen."

Viele aus ihrer Klasse treten gegen andere Schulen an, zum Beispiel bald beim Landesfinale in Leipzig. Lara spielt auch in der Nationalmannschaft mit. Sie freut sich aber auch auf Rollstuhlbasketball, weil sie das noch nie live gesehen hat. Celine will sich zusätzlich noch Leichtathletik ansehen: "Das Stade de France ist eines der größten Stadien. Es ist bestimmt ein wunderschönes Feeling, da drin zu sitzen. Das wird einfach toll."

Zuschauen mit Sehbehinderung - wie geht das?

Die drei Schülerinnen und Schüler sind sehbehindert, das heißt, sie sehen weniger als 30 Prozent. Lehrerin Marie Böttcher sagt, die Lichter bei Nacht - zum Beispiel am Eiffelturm - seien ein starker visueller Eindruck. Die Wettkämpfe könnten sie mit Hilfsmitteln, wie Fernrohren oder Monokularen auch gut mitverfolgen. Zusätzlich bieten die Paralympics eine Audiodeskription über eine Smartphone-App an, allerdings nur auf Englisch und Französisch. Doch die Reise sei ja auch dafür da, die Fremdsprachenkenntnisse ein bisschen zu verbessern, so die Lehrerin. Dann soll es noch vor Ort Tablets geben, die über Vibration die Position eines Balls bei Ballspielen wiedergeben. "Wir sind sehr gespannt, wie das funktioniert. Ansonsten sind wir als Lehrer natürlich da, visuelle Eindrücke wiederzugeben und zu erklären, was man sieht."

Eine Frau im Weiß-schwarz gemusterten Kleid steht unter Bäumen auf einer Wiese vor einem Gebäude. Sie hält ein Tastmodell vom Eifelturm in der Hand und lächelt in die Kamera.
Geschichtslehrerin Marie Böttcher hat die Ausfahrt mit organisiert. Bildrechte: MDR/Nora Kilényi

Reise wird dank Spenden- und Sponsorengeldern ermöglicht

Fast ein Jahr lang hat die Organisation der Reise gedauert. Eine Unterkunft, die Zugfahrt, die Eintrittskarten mussten gefunden und gebucht werden. Am Ende habe eine große Summe im Raum gestanden, die die meisten Eltern nicht hätten stemmen können, erinnert sich Marie Böttcher. "Wir hatten einen Spendenaufruf gestartet und waren sehr überwältigt von den Summen, die da zusammengekommen sind." Im fünfstelligen Bereich, verrät sie auf Nachfrage. Die Schüler haben zwei Mal über einen Trödelmarkt noch für zusätzliche Einnahmen gesorgt und beim Tag der offenen Tür für die Exkursionsfahrt geworben. Laut Schulleiter Michael Theiss konnte der Eigenanteil für die Schüler auf je 100 Euro reduziert werden.

Sightseeing inbegriffen

Celine, Lara und Julian wollen sich das Schloss Versailles, den Louvre, Notre-Dame und den Bahnhof ansehen. Julian freut sich auf den Eiffelturm: "Vom kleinen 3D-Puzzle im Zimmer bis zum echten, das ist schon echt gewaltig". Celine hingegen will das Feeling und das Abenteuer genießen: "Dabei sein, ist alles".

MDR (nok)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 30. August 2024 | 14:30 Uhr

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