"Mit dem Öhrchen unterwegs" Der besondere Podcast bei MDR SACHSEN
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08. Oktober 2022, 08:00 Uhr
Daniel Martin ist sehbehindert. Doch das hält ihn nicht davon ab, sich ins Abenteuer zu stürzen und mit Podcasterin Marion Waldhauer Lieblingsorte in Sachsen zu erkunden. Immer mit dabei auf ihren Expeditionen ist ein spezielles Mikrofon mit Ohren. Das sieht nicht nur außergewöhnlich aus, sondern sorgt auch für ein Klangerlebnis der besonderen Art.
Die Idee hinter den "Öhrchen"
Alles fing mit einem Gedankenspiel an: Was wäre, wenn wir einen Podcast produzieren, der sich anders anhört als andere Podcasts? Einen, der einem das Gefühl vermittelt, man wäre direkt bei der Entstehung vor Ort mit dabei, der einen in die audiovisuelle Welt des Podcasts eintauchen lässt.
Die Idee eines binauralen Podcasts war geboren, der alle Hörerinnen und Hörern mit auf eine Reise nimmt, die sie hautnah miterleben können. Eine Reise durch unser schönes Sachsen, an viele verschiedene Orte: Ausstellungen, Museen, Zoos und selbstverständlich die Lieblingsorte unserer Protagonisten.
Zwei begeben sich auf die Reise
Der kreative Kopf hinter dem Podcast und gleichzeitig auch Protagonistin, die sich auf Expedition begibt, ist Marion Waldhauer. Doch allein bestreitet sie ihre Reise nicht, denn jede Protagonistin braucht einen Kumpel an ihrer Seite: Astrix hat Obelix, Bud Spencer hat Terence Hill, Han Solo hat Chewbacca. Diesen Part sollte im Podcast "Mit dem Öhrchen unterwegs - Augen zu und durch!" eine blinde oder sehbehinderte Person übernehmen. Zwar können einige von ihnen noch schemenhaft und gewissen Umrisse sehen, doch ist für fast alle das Hören der wichtigste Sinn, um sich im Alltag zurecht zu finden.
Einige E-Mails an den Blinden- und Sehbehinderten Verband Sachsen später war der zweite Protagonist gefunden: deren stellvertretender Geschäftsführer Daniel Martin. Nach mehreren Ausflügen nach Dresden, Leipzig und Zwickau und jeder Menge Audiomaterial im Gepäck, entstanden so die ersten Folgen für den Podcast "Augen zu und durch!"
Was ist das "Öhrchen"?
Das Mikrofon, das wir liebevoll "Öhrchen" nennen, ist ein sogenanntes binaurales Mikrofon. Binaural, das heißt so viel wie "mit beiden Ohren".
Hört man den Podcast mit Kopfhörern, klingt es so, als wäre man vor Ort. Die besondere Tonaufnahme macht es möglich, dass Hörerinnen und Hörer unterscheiden können, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt: von links, rechts, vorne, hinten, oben oder unten. So entsteht ein natürlicher Höreindruck. Dieser räumliche Eindruck geht allerdings in der Regel verloren, wenn der Podcast mit Hilfe von Lautsprechern abgespielt wird.
Wie funktionieren binaurale Aufnahmen?
Um solche binauralen Aufnahmen zu erzeugen, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten. Einerseits können spezielle Audiobearbeitungsprogramme dafür genutzt werden. Diese können die Entfernung und Höhe einer aufgenommenen Geräuschquelle verändern. Allerdings bekommt man so den Marktplatz, den man ganz normal aufgezeichnet hat, nicht in einen solchen Klangraum "gezaubert". Dafür müsste jedes Geräusch einzeln aufgezeichnet und dann mit Hilfe des Bearbeitungsprogrammes händisch im Raum angeordnet werden. Das ist jedoch mit viel Aufwand verbunden.
Auf der anderen Seite gibt es die Möglichkeit, mit speziellen Mikrofonen den Ton aufzunehmen. Ein solches Mikrofon ist unser "Öhrchen". Um zu verstehen, wie damit eine binaurale Audioaufnahme entsteht, schauen wir uns an, wie das menschliche Ohr funktioniert. Ohrmuscheln bündeln einerseits den Schall wie ein Trichter, helfen aber durch ihre Wülste und ihre Form außerdem, die Richtung zu erkennen, aus welcher der Schall kommt. Je nachdem in welchem Winkel die Schallwellen zwischen den Wülsten reflektiert werden, kann das Ohr analysieren, woher der ursprüngliche Ton kam.
Genauso funktioniert auch das binaurale Mikrofon. Auf dessen Aufnahmen nimmt man jedes Geräusche aus einer bestimmten Richtung im Raum wahr - zumindest wenn es ohne Umwege direkt aufs eigene Ohr trifft. Dafür sind Kopfhörer bestens geeignet. Gibt man diese Aufnahme allerdings über Lautsprecher wieder, befindet sich der Hörer irgendwo im Raum, der räumliche Eindruck geht also verloren. Zusätzlich verändert der Raum die Reflexionen der Schallwellen und beeinflusst damit die ursprünglich genaue Ortbarkeit.
MDR (koh/maw)