Selbstbestimmt | Ab 03.05. in der ARD Mediathek & 13.06.2024 | 22:40 Uhr im MDR Fernsehen Wer braucht die Paralympics? fragt Gina Rühl
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16. September 2024, 13:57 Uhr
Im August werden nach den Olympischen Spielen die Paralympics in Paris ausgetragen. Menschen mit Behinderungen bekommen so mehr Aufmerksamkeit, aber ist das auch inklusiv? Wie sehen sich diese Athleten im Vergleich zu anderen Sportlern - in der Sportförderung, der Anerkennung? Das will Selbstbestimmt-Hostin Gina Rühl rausfinden.
Das Nationalteam Rollstuhl-Rugby mit dem Leipziger Athleten Josco Wilke und Jens Sauerbier aus Biederitz bei Magdeburg will zu den besten Teams der Welt gehören, denn nur dann können sie an den Paralympics Ende August 2024 in Paris teilnehmen.
Für Josco Wilke würde sich mit der Teilnahme ein Traum erfüllen, denn Rollstuhl-Rugby ist zu einem wichtigen Teil seines Lebens geworden. Dass er sportliche Spitzenleistungen erbringen kann, liegt viel an seinem Umfeld. In seinem Fall hat Inklusion funktioniert.
"Das Sportgymnasium ist natürlich der große Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben gewesen. Ich war damals beim Feldhockey aktiv, als ich mit 13 Jahren meinen Rückenmarksinfarkt hatte. Das hat mein Leben komplett verändert. Ich bin dann relativ schnell zum Rollstuhl-Rugby gekommen. Dank des Schulleiters damals und der ganzen Lehrer wurde es mir ermöglicht, dass ich auf dem Sportgymnasium bleiben konnte", erzählt rückblickend der Leistungssportler.
Erfolge nur durch professionelles Umfeld möglich
Josco kann auf der Schule sein Abitur machen. Der Olympiastützpunkt Leipzig unterstützt ihn zum Beispiel dabei, einen Ausbildungsplatz zu finden, der sich mit dem Sport verbinden lässt.
"Ich habe eine gestreckte Ausbildung über vier Jahre, werde aber für sportliche Veranstaltungen, Trainingslager, Wettkämpfe freigestellt und arbeite nur 25 Stunden die Woche. So dass ich auch noch genug Zeit fürs Training habe", erklärt der 22-Jährige.
So funktioniert Rollstuhl-Rugby
Gespielt wird auf einem üblichen Basketballfeld in einer Halle. Auf dem Spielfeld befinden sich zwei Mannschaften mit je vier Spielern. Es gilt, den Ball über die gegnerische acht Meter breite Torlinie zu fahren. Dabei muss sich der Ball sicher im Besitz eines Spielers befinden. Ein Spiel dauert 4 x 8 Minuten plus Timeouts. Es gewinnt die Mannschaft, die am Ende der Spielzeit die meisten Tore erzielt hat. Der Ball darf gepasst, geworfen, gedribbelt und auf dem Schoß transportiert werden.
Quelle: Deutscher Rollstuhl-Sportverband e.V.
Finanzielle Unterstützung durch die Sporthilfe
Ruderin Kathrin Marchand kennt verschiedene sportliche Welten. Die 33-Jährige war schon erfolgreich im "normalen" Sport und ist nach einem Schlaganfall vor drei Jahren Schlagfrau im Para-Rudervierer. Für dieses Jahr hat der Ruder-Vierer ein klares Ziel für die Paralympischen Spiele: Sie wollen an die Weltspitze!
Im Berufsleben ist Kathrin Ärztin in einer Klinik für Orthopädie. Sie muss jeden Tag trainieren, um ihre Leistung zu halten. Nach der Arbeit in der Klinik geht sie deshalb zum Krafttraining oder aufs Rad für die Ausdauer.
Monatlich erhält sie als paralymischer Kader 800 Euro von der Sporthilfe. Im Leistungssport werden Athleten mit und ohne Behinderung seit 2020 gleichermaßen unterstützt. Das ist wichtig, denn auch die Weltspitze in den paralympischen Disziplinen wird immer besser.
Wie wichtig sind eigenständige Spiele?
Die Paralympics finden als eigenständige Spiele nach Olympia statt. Inklusiv ist das nicht. Warum können die Olympischen Spiele und die Para-Olympics nicht zusammen stattfinden?
"Das wäre das Schlimmste, was passieren kann", meint Jörg Frischmann. Er war früher Kugelstoßer und ist seit über 25 Jahren Chef der Parasport-Abteilung beim TSV Bayer 04 Leverkusen.
"Die Paralympics sind eine eigene Marke und mittlerweile das drittgrößte Event in der Welt. Und der Fokus – auch der Medien – ist auf die Para-Sportler gerichtet", meint der Erfolgstrainer aus Leverkusen. Er sieht auch, dass sich die Bedingungen im Para-Sport seit der Leistungssportreform deutlich verbessert haben.
Die Paralympics werden gebraucht – von den Athleten, aber auch von Menschen ohne Behinderung. Denn die Spiele machen sichtbar, machen Mut und schaffen Vorbilder.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Selbstbestimmt | 13. Juni 2024 | 22:40 Uhr