Ein Sensor aus Plastik.
Mit diesem Geophon - einem Hörgerät für den Untergrund - erkunden die Unternehmen die Gesteinsschichten in der Region Auerbach. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

Geothermie Französische Firmen erkunden Erdwärmepotenzial rund um Auerbach

09. März 2025, 06:00 Uhr

Im Boden unter dem Vogtland brodelt es. Das beweisen Thermalquellen mit heißem Wasser und nicht zuletzt die immer wieder auftretenden Schwarmbeben. Diese Energie soll nutzbar gemacht werden. Zwei auf Geothermie spezialisierte Firmen aus Frankreich haben jetzt umfangreiche Untersuchungen für ein großes Erdwärme-Projekt gestartet. Vor allem der Untergrund in der Region rund um Auerbach interessiert die Experten.

Mit einem Spaten gräbt Gitta Wahl von der Firma Bestec aus Rheinland-Pfalz auf einem Feld in der Nähe von Auerbach ein kleines Loch. Danach hält die Geologin einen etwa 20 Zentimeter großen grauen Plastikkasten mit Metallspitzen in der Hand – ein Geophon, also ein Hörgerät für den Untergrund. Insgesamt 250 solcher Sensoren werden im Auftrag der französischen Firmen TLS Geothermics und Kalyosphere vergraben.

Sensoren sollen Gesteinsschichten analysieren

Im Radius von etwa 30 Kilometern rund um Auerbach sollen sie feinste Erschütterungen des Untergrundes dokumentieren. Die Messungen dauern etwa einen Monat. "Die Sensoren sind rein passiv, die zeichnen nur auf, die empfangen nur GPS-Daten, da wird nichts ausgesendet, kein Lärm, auch sonst nichts", sagt Wahl. Sinn und Zweck ist es, die Gesteinsschichten zu analysieren und Rückschlüsse auf mögliche Wasseradern in der Tiefe zu ziehen, erklärt der Sprecher des Projekts Ostvogtland-Wärme, Jochen Schneider.

Ein Mann und eine Frau vergraben Sensoren auf einem Feld.
Gitta Wahl von der Firma Bestec aus Rheinland-Pfalz und Sébastien Delannoy vom Geothermie-erfahrenen Unternehmen TLS Geothermics starten die Erkundung in der Auerbacher Ortschaft Beerheide. Bildrechte: MDR/Bernd Schädlich

Suche nach heißem Wasser für Geothermie

"Es gibt hier einfach eine sehr große Bruchzone und man vermutet in dieser Bruchzone heißes Wasser, weil sie in entsprechender Tiefe ist. Diesen Bereich möchte man erforschen und das Ziel wäre dann, das heiße Wasser rauszuholen", sagt Schneider. Damit könnte dann ein Geothermie Kraftwerk betrieben werden, das kostengünstig, nachhaltig und permanent Wärme und Strom für die Region erzeugt.

"Es kann in den nächsten drei bis fünf Jahren passieren, das ist so die Größenordnung. Man muss natürlich das entsprechend im Untergrund finden, es muss wirtschaftlich stimmen und man braucht dann letztendlich auch einen Investor für das Ganze", erklärt Schneider.

Blick auf eine Broschüre zu Erdwärme 2 min
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MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 08.03.2025 14:09Uhr 02:14 min

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Investition von 50 Millionen Euro

Rund 50 Millionen Euro würde eine solche Anlage kosten, sagt Jochen Münch von der Münchner Firma Enerchange, die das Projekt begleitet. Deshalb seien gerade die aktuellen  Untersuchungen enorm wichtig. "Geothermie ist Marathon, nicht Kurzstrecke. Nicht schon die Wärme verteilen, bevor man überhaupt auf die Wärme gestoßen ist. Auf dem Weg sind viele Schritte zu erledigen. Die Erde wird dann alles weitere sagen, was geht und was nicht geht", sagt Münch.

Ergebnisse der Messungen in und um Auerbach sollen in spätestens einem Jahr vorliegen, dann wird sich entscheiden, ob die Experten mit ihren Vermutungen richtig lagen und das Erdwärme Projekt weiter verfolgt wird.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 06. März 2025 | 19:00 Uhr

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