Sachsensofa Oberwiesenthal: Quo vadis, Wintersport?
Hauptinhalt
20. März 2024, 11:26 Uhr
Mit dem "Sachsensofa" reisen die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen und die Evangelische Akademie Sachsen durchs Land, um vor Ort mit Einwohnern und Fachleuten über Probleme zu diskutieren. In Oberwiesenthal standen die Zukunft des Wintersports und mögliche Alternativen für den Tourismus auf dem Programm.
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell-App.
Das Sachsensofa der Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen und der Evangelischen Akademie Sachsen ist am Montag in Oberwiesenthal aufgestellt worden. Unter dem Titel "Wintersport im Klimakonflikt? Das Sachsensofa zur Zukunft des Skitourismus" sollten bei einer Publikumsdiskussion Wege für die touristische Entwicklung bei steigenden Temperaturen aufgezeigt werden.
Jens Ellinger: Plädoyer für Wintersport
Hotelier Jens Ellinger aus Oberwiesenthal, der gleichzeitig Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Sachsen ist, war als erster gefragt. Er verwies darauf, dass in Oberwiesenthal allein in vier Wintermonaten rund 45 Prozent des Umsatzes gemacht würden.
"Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir in den nächsten zehn bis 20 Jahren noch unsere Schnee-Situation haben." Trotzdem müsse man darüber nachdenken, wie man in einer Zeit existieren könne, in der es keinen Schnee in Oberwiesenthal mehr geben werde.
Er plädiere für eine Doppelstrategie. So könne ein dringend benötigtes Wasserreservoir für die Beschneiung der Hänge als Bade- oder Gondelteich in den Sommermonaten dienen und so das touristische Angebot erweitern.
Marlen Gabriele Arnold: Ganzjahresangebot muss ausgebaut werden
Marlen Gabriele Arnold, die als Professorin für betriebliche Umweltökonomie und Nachhaltigkeit an der TU Chemnitz lehrt, forderte ein Umdenken. "Im Jahr 2100 werden die Hälfte der Schneetage verschwunden sein."
Daher müsse man jetzt schon die Ganzjahresangebote wie Radsport, Wellness oder Wandern stärker in den Fokus nehmen. Um jetzt schon nachhaltiger zu wirtschaften, könne man effizientere Beschneiungsanlagen, die mit erneuerbarer Energie arbeiten, einsetzen.
Gerd Lippold: Man muss sich neu erfinden in der Region
"Der Strukturwandel hat viele Gesichter", sagte Umweltstaatssekretär Gerd Lippold (Grüne). Sowohl der Strukturwandel in den Kohleregionen, als auch in den Wintersportgebieten habe etwas mit Klimaschutz und -anpassung zu tun. "Für die Welt von morgen muss man die Infrastruktur und das Image als Tourismusgebiet bereits aufbauen, bevor das, was gestern funktioniert hat, nicht mehr funktioniert."
Es gebe keinen anderen Weg, als konkrete Projekte voranzutreiben, Fördermittel dafür einzusammeln und sich am Ende des Tages neu zu erfinden in der Region.
Spitzensport ist in Dresden Chefsache
Erst Mitte März hatte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zu einem weiteren Wintersport-Gipfel geladen. Auch dabei wurde versichert, dass Sachsen weiterhin internationale Wintersport-Wettkämpfe ausrichten will. Insbesondere in die Orte Altenberg, Oberwiesenthal und Klingenthal soll dafür weiter investiert werden. Dabei soll vor allem die Nachhaltigkeit der Anlagen im Fokus stehen. Dazu gehören etwa auch der Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeinsparungen. Die Investitionen sollen auch dem Breitensport im Sommer zugute kommen.
Das Innenministerium hat nach eigenen Angaben eine Machbarkeitsstudie dazu ausgeschrieben, wie die künftige Betreiberstruktur für die Wintersportstätten aussehen könnte. Ende 2024 sollen die Ergebnisse vorliegen. Außerdem soll an der Universiät Leipzig ein Studiengang zur Trainerausbildung im Spitzensport eingerichtet werden.
Gleichzeitig soll der Breitensport im Winter stärker gefördert werden, etwa an Sachsens Schulen und Kindergärten. Im Rahmen der Wintersportstrategie sollen dafür Modellregionen geschaffen werden, sagte Innenminister Armin Schuster.
Sächsische Staatskanzlei
Die Oberwiesenthaler: Konkrete Fragen zu Projekten
Rund 100 interessierte Zuschauer waren der Einladung zum "Sachsensofa" gefolgt, einige von ihnen hatten ganz konkrete Fragen. So wurde die Frage nach der Möglichkeit aufgeworfen, mehr private Investoren in die Stadt zu holen, so wie das auch auf tschechischer Seite der Fall sei.
Auch die weitere Förderung des Spitzensports wurde angesprochen. Grundtenor: Es müsste bald sichtbare Veränderungen geben.
Das "Sachsensofa" wird im April nach Crimmitschau gebracht. Dann wird unter dem Titel "E-Auto da - Arbeitsplätze weg?" über die Fahrzeugproduktion in Westsachsen debattiert. In den vergangenen Wochen wurde bereits über Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie über Migrationsprobleme gesprochen.
MDR (tfr/kbe)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 19. März 2024 | 11:30 Uhr