Karpatenluchs
Die etwa 20 Luchse, die bis zum Jahr 2027 in Sachsen ausgewildert werden sollen, gehören vor allem der Unterart Karpatenluchs an. Sie kennzeichnet ein besonders stark gepunktetes Fell. (Archivbild) Bildrechte: Archiv Naturschutz LfULG, A.Heiland (motivedernatur.de)

Auswilderungen Luchse in Sachsen: 1,8 Millionen Euro für Rückkehr der Wildkatzen

29. Februar 2024, 18:16 Uhr

Innerhalb von vier Jahren werden in sächsischen Wäldern bis zu 20 Luchse ausgewildert. Die ersten Pinselohren kommen aus der Schweiz und sollen im März 2024 im westlichen Erzgebirge eine neue Heimat finden. Alle Raubkatzen erhalten einen Funksender zur besseren Ortung, wie das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie ankündigte. Die Behörde nahm auch Stellung zur Kritik aus dem Landesjagdverband und beschwichtigte Ängste vor dem Raubtier.

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Im Frühjahr sollen im Staatswald des Forstbezirks Eibenstock die ersten Luchse ausgesetzt werden. Dabei handelt es sich um Wildfänge aus der Schweiz, wie das Landesumweltamt (LfULG) am Donnerstag bestätigte. Die Großkatzen werden mithilfe des Projekts "ReLynx Sachsen" in die sächsischen Wälder zurückkehren. Bis zu 20 Großkatzen sollen demnach bis 2027 ausgewildert werden. Laut Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis '90/Grüne) kostet das Projekt 1,8 Millionen Euro.

Ausgewilderte Luchse mit Funksender

Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die etwa aus Polen oder dem Harz nach Sachsen gestreift sind, gab es zuletzt vor fast 300 Jahren wilde Luchse in Sachsen. Die importierten Großkatzen kämen vor ihrer Reise in Quarantäne, erklärt Projektkoordinatorin Catriona Blum-Rérat vom Senckenberg-Institut in Görlitz das Procedere: "Es werden keine kranken und genetisch verwandten Tiere ausgewildert und auch keine, die ein Nutztier rissen." Zudem erhielten alle Tiere einen Sender, um ihre Wege nachzuverfolgen.

Es werden keine kranken und genetisch verwandten Tiere ausgewildert und auch keine, die schon einmal ein Nutztier gerissen haben.

Catriona Blum-Rérat Senckenberg-Institut in Görlitz

Demnach sollen auch Zuchttiere, etwa aus dem Wildgatter Oberrabenstein bei Chemnitz, und mutterlos aufgefundene, verwaiste Jungtiere ausgewildert werden. Für den Forstbezirk Eibenstock spricht laut LfULG die große, zusammenhängende Waldfläche , die zum sächsischen Staatseigentum gehört. Zusammen mit Wäldern im benachbarten Tschechien umfasse das Projektgebiet etwa 4.000 Quadratkilometer. Dort könnten perspektivisch einmal 100 Luchse leben.

Sachsens Umweltministr Wolfram Günther
Der sächsische Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) will Luchse in sächsischen Wäldern ansiedeln. Ihm untersteht der Staatsbetrieb Sachsenforst, dem Wälder bei Eibenstock gehören. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Luchspopulation soll gestärkt werden

Die Wiederansiedlung in Sachsen soll laut Landesamt die nach wie vor empfindliche mitteleuropäische Luchspopulation stärken. Die ausgewilderten Tiere sollen bislang isolierte Populationen in Deutschland und in den Karpaten miteinander verbinden helfen und für einen genetischen Austausch sorgen. Die Ausnahmegenehmigung zur Auswilderung hatte die Obere Jagdbehörde in Sachsen im Oktober vergangenen Jahres erteilt.

Ein Luchs schläft am 10.10.2014 in einem Luchsgehege nahe der Rabenklippen bei Bad Harzburg (Niedersachsen) im Harz.
Luchse sind scheu und dämmerungsaktiv. Touristen und Wanderer werden die ausgewilderten Exemplare in sächsischen Wäldern nur sehr selten zu Gesicht bekommen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / dpa | Holger Hollemann

Umweltminister widerspricht Jägerkritik

Der Landesjagdverband Sachsen (LJVSN) hatte sich gegen eine Auswilderung der Luchse ausgesprochen. Das Projekt würde die Bemühungen zum Erhalt des Birkhuhns und des Niederwildes konterkarieren, hieß es. Dem widersprach Umweltminister Günther. Die Hauptnahrungsquelle von Luchsen seien Rehe, welche in Sachsen eine Höchstpopulation hätten.

Für Touristen und Hobby-Biologen wird eine Begegnung mit den scheuen und dämmerungsaktiven Großkatzen ein Zufall bleiben, hieß es weiter. Und wenn doch, seien Luchse nicht gefährlich, beschwichtigte die Projektkoordinatorin mögliche Sorgen.

Hintergrund: Luchse in Deutschland Durch lange Verfolgung wurde der Luchs in Deutschland ausgerottet, in Sachsen bereits vor 300 Jahren. Alle Luchse, die im Moment in Deutschland frei leben, stammen aus Wiederansiedelungsprojekten. Aktuell leben nur rund 130 Alttiere in drei voneinander isolierten Populationen im Harz, in Nordostbayern und im Pfälzerwald. In Sachsen traten in den vergangenen Jahrzehnten ausnahmslos Einzeltiere auf.

Der Luchs steht unter strengem europäischen und nationalen Schutz. Aufgrund seiner geringen Fortpflanzungsrate besiedelt er nur sehr zögerlich neue Lebensräume. Eine natürliche und dauerhafte Rückkehr des Luchses nach Sachsen ist daher unwahrscheinlich und ein besonderer Einsatz für den Schutz dieser Art erforderlich.

MDR (wim/kav)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 29. Februar 2024 | 19:00 Uhr

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