Suche nach Lösung Landkreis Görlitz will flexibleren Taktfahrplan für Schülerverkehr
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11. März 2023, 14:44 Uhr
Seit der Einführung des neuen Taktfahrplans im Landkreis Görlitz gibt es immer noch Probleme beim Schülerverkehr. Denn damit gibt es keine separaten Schulbusse mehr, alle Kinder fahren mit eng getakteten Linienbussen. Zwar gab es seit Januar Anpassungen. Trotzdem müssen die Kinder mancherorts lange warten, Anschlüsse funktionieren nicht, sie kommen zu spät zum Unterricht. Außerdem gibt es Irritationen beim sogenannten freigestellten Schülerverkehr. Wie soll es mit dem Schülerverkehr weitergehen?
- Das Landratsamt Görlitz hat viele Anträge auf freigestellten Schülerverkehr abgelehnt. Hat es sich dabei verrechnet?
- Der Landkreis will jetzt Fahrgäste zählen, um wenig genutzte Linien zu finden.
- Die eingesparten Kilometer könnten dem Schülerverkehr zugute kommen.
Wenn Nico Schmidt morgens mit dem Bus von Deschka nach Görlitz ins Gymnasium fährt, hat er vor seinem Schulbeginn um 7:45 Uhr noch viel Zeit. Der 14-Jährige ist fast 50 Minuten vor der ersten Stunde in der Schule. Manchmal mache er Hausaufgaben oder lerne, erzählt Nico. "Trotzdem ist natürlich die Wartezeit da und es fehlt die Energie über den Tag." Bis Ende vergangenen Jahres, bevor der neue Fahrplan galt, musst er nur die Hälfte der Zeit warten.
Hat das Landratsamt sich verrechnet?
So wie Nico geht es auch anderen Kindern und Jugendlichen, die mit dem Bus zur Schule fahren. Wenn sie mehr als 45 Minuten von der Ankunft in der Schule bis zum Unterrichtsbeginn warten müssen, haben sie eigentlich Anspruch auf den sogenannten freigestellten Schülerverkehr per Taxi oder Sonderbus. Doch das Görlitzer Landratsamt hat entsprechende Anträge vieler Eltern abgelehnt. Auch den von Familie Schmidt.
Das Amt habe in seiner Begründung allerdings eine merkwürdige Rechnung aufgemacht, meint Vater Ronald. Er engagiert sich auch in der Elterninitiative Neißeaue, die sich für eine Verbesserung der Schülerbeförderung einsetzt. Laut Behörde würde sein Sohn nur 43 Minuten warten. Da habe sich das Landratsamt wohl verrechnet, meint Ronald Schmidt.
Wenn man in den Bescheiden schreibt, dass man um 6:56 Uhr an der Schule ist und 7:45 Uhr die Schule losgeht, wissen wir Eltern, das sind mehr als 45 Minuten. Alle Bescheide, die die Eltern in den Dörfern hier bekommen haben, geben aber nur 43 Minuten Abweichung an.
Landkreis will Fahrgäste zählen
Die betroffenen Eltern wollen Widerspruch gegen die ihrer Ansicht nach fehlerhaften Bescheide einlegen. Viele fahren bis dahin ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Sie hoffen aber auf eine Lösung des eigentlichen Problems: Fahrplan und Schulzeiten passen mancherorts nicht zusammen, Anschlüsse funktionieren nicht, die Kinder kommen zu spät zur ersten Stunde. In den vergangenen Wochen hat der Landkreis den Fahrplan zwar angepasst, aber es hakt zum Ärger der Eltern trotzdem noch.
Das weiß auch der Görlitzer Landrat Stephan Meyer (CDU). Deshalb will er jetzt noch einmal Fahrgäste zählen und Linien überprüfen. Denn jeder unnötig gefahrene Buskilometer kostet Geld, das der Landkreis nicht hat. Außerdem will man freie Kapazitäten finden, um den Schülerverkehr zu stärken. So fahre der Landkreis beispielsweise auch im Stadtgebiet von Görlitz, obwohl er das eigentlich nicht müsste, sagt Meyer. "Aber jeder Kilometer, jede Minute, die man hier mit Bus in die Innenstadt fährt, fehlt uns woanders." Deshalb wolle man sich mit der Stadt Görlitz verständigen, wie man dies lösen könne.
Mehr Flexibilität für den Taktfahrplan
Auch die Auslastung der Plusbus- und Taktbuslinien soll bis zum Sommer geprüft werden. Man sei mit dem Freistaat im Gespräch, um die streng getakteten Fahrzeiten der Linien gerade am Morgen etwas flexibler zu gestalten, als das bisher möglich ist, so Meyer. "Da hilft es, wenn wir nachweisen können, dass wir teilweise nur heiße Luft durch die Gegend fahren. Das kann ja auch nicht im Sinne des Freistaates sein." Deshalb sollen jetzt eher als geplant die Fahrgäste gezählt werden.
Wir werden jetzt schauen, wie wir beim Freistaat, was die Plus- und Taktbusse angeht, eine Flexibilisierung hinbekommen. Da hilft es, wenn wir nachweisen können, dass wir teilweise nur heiße Luft durch die Gegend fahren. Das kann ja auch nicht im Sinne des Freistaates sein.
Letzter Ausweg Sonderlinie
Der Freistaat muss deshalb mit ins Boot geholt werden, weil er Plus- und Taktbusse finanziell fördert. Daran sind Bedingungen geknüpft, zum Beispiel eine bestimmte Taktung und der Anschluss an den Bahnverkehr. Zu welchen Problemen das im Schülerverkehr führen kann, zeigt der neue Taktfahrplan im Landkreis Görlitz. Inzwischen schließt auch der Landrat nicht mehr aus, dass Sonderlinien dort eingesetzt werden könnten, wo die getakteten Verbindungen für den Schülerverkehr nicht funktionieren.
Solch eine Sonderlinie gab es bereits vor den Winterferien, allerdings nur zeitlich begrenzt. Auch Nico konnte sie nutzen, um nach Görlitz zur Schule zu fahren. "Der Bus war immer voll und alle Sitzplätze belegt. Einige Kinder mussten sogar stehen." Er würde sich freuen, wenn diese Linie wiederkäme. Bevor der Landkreis das entscheidet, wird es aber wohl noch dauern. Größere Fahrplanänderungen soll es erst zum neuen Schuljahr geben.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 10. März 2023 | 16:30 Uhr
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