Expertenrat für Pilzesammler Pilzberater: "Die Leute finden massenweise Steinpilze"
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13. Oktober 2024, 05:00 Uhr
Im Görlitzer Senckenberg-Museum gibt es in der Pilzsaison jeden Dienstag von 16 bis 17 Uhr eine kostenlose Pilzberatung. Wer seine Funde sicher bestimmen lassen will, kann sich in der Eingangshalle des Museums an Pilzberater Steffen Hoeflich wenden. Der Experte erklärt, warum sich das Pilzesammeln zurzeit richtig lohnt und wo man suchen sollte.
- Warum zurzeit so viele Steinpilze wachsen.
- Warum zu alte Pilze gefährlich sind.
- Wo sich die Pilzsuche lohnt.
Etwa 15 Personen umringen Pilzberater Steffen Hoeflich. Sie alle haben Pilze mitgebracht aus ihrem Garten oder aus dem Wald, manche ganze Körbe voll.
"An der Zahl der Leute, die kommen, kann man Rückschlüsse auf das Pilzaufkommen ziehen", sagt Hoeflich. "Wenn es viele Pilze gibt, kommen auch viele in die Beratung." So voll wie heute sei es selten. Los ging es dieses Jahr mit der kostenlosen Pilzberatung Mitte August. Bis wann Hoeflich sie in dieser Saison anbietet, will er vom Wetter abhängig machen. "Wenn es mit Nachtfrösten losgeht, ist es vorbei."
"Pilzexplosion" Anfang Oktober
Bis Ende September habe es sehr wenige Pilze gegeben, berichtet Hoeflich. "Da war es ganz schlecht wegen der Trockenheit." Es seien auch kaum Leute in die Beratung gekommen. "Die große Pilzexplosion kam erst Anfang Oktober. Mit einem Schlag waren überall Pilze, vor allem Steinpilze."
Dass es von denen immer mehr gebe, hänge auch mit der Klimaerwärmung zusammen. "Steinpilze sind eher wärmeliebend. Und die Maronen mögen es kühler, die gehen zurück. Jetzt finden die Leute massenweise Steinpilze", berichtet Hoeflich.
Die Pilzsaison habe sich durch die Klimaveränderungen in den letzten Jahren etwa um einen Monat nach hinten verschoben. "Früher gab es meistens schon im November Frost und Schnee", jetzt könne man meist noch bis in den November Steinpilze finden, berichtet der geprüfte Pilzberater.
Ist es ein Champignon oder nicht?
Hoeflichs Rat in Anspruch nehmen will auch der Görlitzer Hans-Ulrich Reimann. "Ich habe im Garten zwei Pilzsorten gefunden, und wir sind nicht ganz sicher, ob sie essbar sind oder nicht." Im Pilzebuch habe er schon nachgeschaut. "Der eine sieht aus wie ein Egerling, aber ganz sicher sind wir uns nicht." Unter den Egerlingen, besser bekannt als Champignons, gibt es sowohl essbare als auch giftige Arten.
Hoeflich nimmt den Pilz in die Hand, betrachtet ihn einen Augenblick, dann ist er sicher: "Das ist ein Karbolchampignon." Wie zum Beweis reibt der Experte an dem Pilz und er wird gelb - eines von mehreren Erkennungszeichen des Karbolchampignons.
Karbolchampignons lösen Erbrechen und Durchfall aus
Die giftige Art sieht essbaren Champignons sehr ähnlich, kann aber Erbrechen und Durchfall auslösen. Auch der zweite Pilz von Herrn Reimann erweist sich als giftig: Es ist ein Grünblättriger Schwefelkopf.
Gleich mit einem ganzen Korb voller Pilze sind Ekaterina Khoroshilova und ihr Sohn Jan im Foyer des Museums erschienen. "Wir lieben es, Pilze zu sammeln. Ein bisschen Ahnung haben wir schon, aber nicht so viel. Da ist es schon wichtig, zu fragen, um sicher zu gehen, dass keine giftigen Pilze dabei sind", sagt die Mutter.
Vergiftungen durch zu alte Pilze
Auch bei ihr sortiert Hoeflich einige Karbol-Champignos und andere Giftpilze aus. Aber auch einige essbare Pilze aus dem Korb schaffen es nicht durch seine Kontrolle. "Zu alt", erklärt er. "Es gibt auch die sogenannten unechten Pilzvergiftungen, das sind Vergiftungen durch an sich essbare Pilze, die aber schon zu alt sind", warnt der Experte.
Alte, durchnässte und zerfressene Pilze solle man am besten stehen lassen. Um den Zustand der Pilze unter dem Hut zu überprüfen, ohne sie abschneiden zu müssen, könne man einen Zahnarztspiegel nutzen.
Wo lohnt sich die Pilzsuche?
Am besten für die Pilzsuche seien Mischwälder mit viel Moos, die genügend Licht durchlassen, sagt Hoeflich. Zu viel Gras und Farne seien dagegen kontraproduktiv für das Gedeihen der Pilze. Oft sei am Waldrand oder an Waldwegen mehr zu finden als im ganz dichten Wald.
"Immer sehr zu empfehlen sind die Ufer von Seen und Teichen, weil es da meist feucht ist", sagt der Kenner. "Da hat man dann oft Rotkappen und Birkenpilze." In der Oberlausitz seien zum Beispiel die Wälder um Niesky und vor allem Kaltwasser gute Pilzgegenden.
Warnung vor dem "Sachsenmörder"
"Man sollte auf jeden Fall nur Pilze essen, die man ganz sicher kennt", warnt der Experte. Zu groß sei die Verwechslungsgefahr. Als Beispiel nennt er den hochgiftigen Panther-Pilz, den jemand mitgebracht hat. "Im Brandenburgischen gilt der als Sachsenmörder", berichtet Hoeflich, weil er dort in den brandenburgischen Kieferwäldern zu finden sei und von Urlaubern aus Sachsen oft für den essbaren Perlpilz gehalten werde.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 09. Oktober 2024 | 12:30 Uhr
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