Geldmangel Eishalle, Gebirgsbad und Tourist-Info in Jonsdorf vor dem Aus
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29. Mai 2024, 06:00 Uhr
Kur- und Tourismus GmbH wird liquidiert
Der Luftkurort Jonsdorf im Zittauer Gebirge verliert seine Kur- und Tourismusgesellschaft. Der Gemeinderat beschloss am Montagabend einstimmig die Liquidation der kommunalen GmbH zum 1. Juni. Der Grund sind finanzielle Schwierigkeiten. Den sieben Mitarbeitern droht die Kündigung.
Die Gesellschaft betreibt neben der Touristinformation unter anderem auch das Gebirgsbad und die Eishalle in der gut 1.500 Einwohner zählenden Gemeinde. Nach Angaben von Bürgermeisterin Kati Wenzel bleiben die Einrichtungen zwar vorerst geöffnet, aber nur, bis die Kur- und Tourismus GmbH abgewickelt ist. Wie es danach weitergehen soll, ist offen.
Jonsdorf kann Eishalle nicht allein finanzieren
Während sich Jonsdorf für einen Weiterbetrieb der Touristinfo mit der benachbarten Verwaltungsgemeinschaft Olbersdorf und dem Tourismuszentrum Zittau verständigen will, befürchtet der örtliche Eissportclub für die Eishalle und damit auch für seine eigene Zukunft das Schlimmste.
In einer Chat-Nachricht an MDR SACHSEN und auf der Vereinshomepage heißt es, durch die Liquidation der Tourismusgesellschaft falle die Eishalle an die Gemeinde. Ohne weitere Partnergemeinden oder -städte könne Jonsdorf sie aber nicht bewirtschaften. Bürgermeisterin Wenzel bestätigte MDR SACHSEN, dass die kleine Gemeinde den nötigen Zuschuss von 200.000 Euro im Jahr unmöglich alleine aufbringen kann.
Ohne eine weitere Eiszeit in Jonsdorf wird eine Auflösung unseres Vereins unumgänglich sein! Somit stirbt nicht nur ein weiterer Verein in der Region, sondern auch ein Tourismusmagnet wird zum Lost-Place!
Ist ein zweites Wunder möglich?
2022 stand die Eishalle wegen der explosionsartig gestiegenen Strompreise und weiterer Kosten schon einmal auf der Kippe. Damals sammelte Jonsdorf über eine Spendenaktion genug Geld für den Weiterbetrieb und erregte so viel Aufmerksamkeit, dass 2023 die höchste Besucherzahl seit 14 Jahren registriert wurde.
Doch für die Zukunft würde eine weitere Spendenaktion wohl nicht ausreichen, denn die Halle muss der Bürgermeisterin zufolge in den kommenden Jahren saniert werden. Und dafür sei ein zweistelliger Millionenbetrag nötig.
Ein trauriges Jubiläumsjahr
Der ESC Jonsdorf könnte sich zwar vorstellen, anstelle der aufgelösten Tourismusgesellschaft die Eishalle selbst zu bewirtschaften. Ohne staatliche Hilfen wäre das aber ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Und der Glaube an eine solche Unterstützung ist derzeit gering.
"Eine weitere kulturelle Einrichtung fällt den leeren Versprechungen aus der Landeshauptstadt Sachsen zum Opfer!", heißt es auf der Vereinsseite. Das Aus wäre auch deshalb bitter, weil in der kommenden Saison 70 Jahre Eissport in Jonsdorf gefeiert werden sollte.
MDR (stt)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 28. Mai 2024 | 18:30 Uhr