
Eisbaden Auf die Plätze, bibbern, los: 200 Eisschwimmer bei Deutschen Meisterschaften
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22. Februar 2025, 18:59 Uhr
In Neuhermsdorf im Osterzgebirge sind am Sonnabend die Deutschen Meisterschaften im Eisschwimmen über die Bühne gegangen. Reichlich 200 Sportlerinnen und Sportler reisten aus der ganzen Welt an. Während es für einige eine Selbstverständlichkeit ist, ins eiskalte Wasser zu steigen, müssen sich andere jedes Mal neu überwinden.
Bei den aktuellen Temperaturen um den Gefrierpunkt kämen wohl die Wenigsten auf die Idee, im Freien schwimmen zu gehen. Doch es gibt sie, mutige Männer und Frauen, die sich dem Eisbaden verschrieben haben. Reichlich 200 Eisschwimm-Enthusiasten zog es am Sonnabend nach Neuhermsdorf ins Osterzgebirge.
"Wir veranstalten hier die 5. Edition der Deutschen Meisterschaften im Eischwimmen. Weil es eine offene Meisterschaft ist, gibt es auch ausländische Starter. Es sind Schwimmerinnen und Schwimmer aus 15 Nationen mit dabei", sagt Veranstalter Aaron Curcio. Neben Profis war der Wettbewerb auch für Freizeitschwimmer geöffnet.
Berlinerin durch Zufall zum eisigen Schwimmvergnügen
Eine Teilnehmerin, die bei einer Wassertemperatur von etwa 1,4 Grad schwimmen ging, war Peggy Henning aus Berlin. "Ich schwimme hier 1.000 Meter Freistil und dann noch mal 50 Meter Freistil", sagt die 56-Jährige, die durch Zufall zum Eisschwimmen gekommen ist. "Ich habe es mal irgendwo gesehen und gedacht: Das muss ich mal probieren." Sie habe dann Stück für Stück angefangen und sei nach dem Ende der Freibadsaison weiter ins Wasser gegangen.
Trotzdem sei der Gang ins eiskalte Wasser für sie nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. "Das kostet mich schon Überwindung. Ich bin eigentlich eine Frostbeule, aber es ist erstaunlich, was man mit Training alles schaffen kann."
38-Jähriger empfindet Vorfreude beim Eisbaden
Anders ist das bei Matthias Rothermel aus Freising in Oberbayern. Er sagt: "Inzwischen kostet es mich keine Überwindung mehr." Es stehe eher die Vorfreude im Mittelpunkt, dass es gleich wieder vorbei sei, erklärt der 38-Jährige, der in Neuhermsdorf 100 Meter Brust schwimmt und dann noch mal 50 und 250 Meter krault. "Es ist halt was anderes als im Sommer. Man fühlt sich danach total erfrischt und belebt", beschreibt Rothermel das eisige Erlebnis.
Aachenerin hat Glücksgefühle - aber erst danach
Bei Nicole Krüttgen aus Aachen ist die Stimmung beim Eisschwimmen nicht sofort gut, vor allem davor nicht. "Es ist immer eine Herausforderung. Noch vor einer halben Stunde habe ich gesagt: Ich will nicht, ich habe Angst, ich bin nervös. Aber jetzt bin ich die 100 Meter Brust geschwommen und glücklich. Und genau deshalb mache ich es", sagt Krüttgen.
Exil-Sachse schafft im Sommer nicht alle Seen
Für Dieter Müller aus Rheinsberg in Brandenburg ist die Teilnahme am Eisschwimmen auch eine Rückkehr nach Sachsen. "Ich wurde in Leipzig geboren", sagt der 68-Jährige. Dass er Eisschwimmer ist, hängt jedoch mit seiner heutigen Heimat zusammen. "In Rheinsberg haben wir so viele Seen. Die schaffst du gar nicht alle im Sommer. Deshalb schwimme ich das ganze Jahr durch."
Er mache das seit fünf Jahren und habe viel Freude daran. "Das ist Euphorie pur, die man verspürt." Sportlichen Ehrgeiz hat er dabei nicht. "Meine Frau hatte ein bisschen Angst, dass ich Letzter werde, bin ich aber gar nicht geworden", sagt Müller im Spaß. Die Zeit, die er braucht, um die Bahnen zu schwimmen, interessiere ihn nicht. "Ich nehme nur teil", sagt Müller.
Teich aufgehackt für mehr Schwimmbahnen
Damit die Schwimmerinnen und Schwimmer genügend Platz haben, wurde der Teich auf dem Gelände des Hotels "Altes Zollhaus" extra erweitert. "Wir hatten im vergangenen Jahr vier Bahnen und nun haben wir fünf." Noch mehr Bahnen solle es aber nicht geben. "Wir wollen, dass alles naturbelassen bleibt. Es wäre nicht gut, wenn wir hier acht Schwimmbahnen in den See 'meißeln'", erklärt Aaron Curcio.
Bereits jetzt hätten er und seine Mitstreiter alle Hände voll zu tun. "Aufgrund der Temperaturen gab es viel Eis. Wir mussten heute früh per Hand den ganzen Teich aufhacken. Das war sehr viel Arbeit", sagt Aaron Curcio, der mit seinem Team nach eigenen Angaben rund 1.200 Stunden aufgewendet hat, um die Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Nächstes Jahr soll das Eisschwimmen wieder starten.
MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 22. Februar 2025 | 19:00 Uhr