Kriminalitäts-Hotspot Polizei stuft Görlitzer Altstadt wiederholt als "gefährlichen Ort" ein

14. März 2025, 17:00 Uhr

Die Polizei hat die Görlitzer Altstadt wiederholt als "gefährlichen Ort" eingestuft. Das geht aus einer Anfrage der Linken an das Sächsische Innenministerium hervor. An den Orten gebe es etwa verhältnismäßig viele Diebstähle von Autos und Fahrrädern und Einbrüche in Wohnungen und Firmen, begründet die Polizei Görlitz die Einstufung.

Blick am Abend auf den menschenleeren Untermarkt mit dem Alten Rathaus in der Altstadt von Görlitz.
In den Abendstunden ist die Altstadt von Görlitz heimelig anzuschauen. Seit mehreren Jahren wird die Historische Altstadt jedoch als "gefährlicher Ort" von der Polizei eingestuft und gilt somit als Kriminalitätsschwerpunkt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Wie die Polizei Görlitz auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, hat die Auswertung der Kriminalitätsstatistik auch für 2024 gezeigt, dass die Historische Altstadt eine überdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung aufweist. In diesen Bereichen kann die Polizei Personen ohne weiteren Anlass kontrollieren. Die Görlitzer Altstadt wird seit 2017 als Kriminalitätsschwerpunkt eingestuft.

Wie werden "gefährliche Orte" festgelegt?

Die Festlegung eines "gefährlichen Ortes" oder Kriminalitätsschwerpunktes in Sachsen erfolgt durch die Polizei des Freistaates Sachsen. Sie basiert auf Analysen der Polizeilichen Kriminalstatistik. Diese Einstufung wird alle sechs Monate von der Polizei neu bewertet, wobei die Altstadt seit Beginn durchgehend diesen Status behalten hat.

Linke kritisiert intransparente Festlegung

Kritik kommt wegen der erneuten Einstufung von der Linken. Für Bürgerinnen und Bürger sei nicht transparent, wann sie einen "gefährlichen Ort" betreten, erklärte Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel. Die Bereiche seien nicht beschildert. Ein weiterer Kritikpunkt: "Die Kriterien, nach denen die Polizei 'gefährliche Orte' bestimmt, sind Verschlusssache."

Mehr als 40 Kriminalitätsschwerpunkte in Sachsen

Nagel moniert außerdem, dass die Öffentlichkeit nicht über diese Orte informiert werden. Es fehle die Transparenz. Nach Angaben der Linken wurden zuletzt sachsenweit 41 "gefährliche Orte" festgelegt. Ende 2023 seien es noch 34 gewesen. In Ostsachsen wurden den Angaben nach in Zittau die Chopin- und die Friedensstraße als Kriminalitätsschwerpunkte eingestuft.

Mehr Sozialarbeit könnte besser helfen

Nagel spricht von Grundrechtsverletzungen, da Personen in diesen Bereichen ohne Verdacht kontrolliert und durchsucht werden dürften. Sie plädiere für eine normale Polizeibestreifung sowie mehr Sozialarbeit und Konfliktmoderation in diesen Bereichen.

Ich würde da ein Fragezeichen dran machen, ob verdachtsunabhängige Kontrollen an solchen Orten eine Lösung bieten.

Juliane Nagel Linken-Landtagsabgeordnete

MDR (phb/kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 14. März 2025 | 15:30 Uhr

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