Kind sitzt auf einem Pferd
Statt entspannte Reitferien zu genießen, liegt nun ein 14 Jahre altes Mädchen aus Bautzen im Krankenhaus. Drei Jungen sollen sie und ihre Gruppe bei einem Ausritt mit Böllern beworfen haben. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Bautzen Mädchen bei Reitunfall schwer verletzt: Polizei sucht jugendliche Böllerwerfer

11. Oktober 2024, 08:18 Uhr

Es sollten unbeschwerte Reitferien auf einem Reiterhof in Bautzen werden. Für ein 14 Jahre altes Mädchen endet ein Ausritt nun mit einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt. Drei Jungen haben sie und ihre Reitgruppe mit Böllern beworfen. Dann ging ihr Pferd durch. Offenbar wurden in Bautzen bereits öfter Knallkörper auf Pferde geworfen.

Ein schwerer Reitunfall hat sich am Mittwochnachmittag in Bautzen ereignet. Wie ein Sprecher der Polizei MDR SACHSEN sagte, haben drei Jugendliche von einer Brücke am Albrechtsbach Böller geworfen. In diesem Moment war eine Gruppe junger Reiterinnen unter der Brücke. Eins der Pferde erschrak und rannte los. Dabei stürzte eine 14-Jährige und erlitt schwere Verletzungen. Ein Krankenwagen und ein Hubschrauber kamen zum Unfallort. Rettungskräfte brachten das Mädchen ins Krankenhaus.

Verunglücktes Mädchen hat Reiterferien gemacht

Die verletzte Reiterin und drei weitere Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren ritten auf Pferden und Ponys in Begleitung einer 18 Jährigen, die als Betreuerin in einer nahegelegenen Reitschule aushilft. Dort waren die Kinder zum Zeitpunkt des Vorfalls in den Reitferien. "Die Gruppe war mit den sichersten und ältesten Pferden und Ponys unterwegs", sagt die Inhaberin der Reitschule, Lea Seehuber MDR SACHSEN.

Es seien erfahrene, gemütliche Tiere, die die knapp 30-minütige Strecke fünf Mal in der Woche laufen - ein polnisches Warmblut, ein Tinker, ein altes Pony, ein Shetland-Pony und ein Welsh-Pony. "Selbst wenn mal ein Zug vorbeifährt, sind meine Pferde total unerschrocken und verkehrssicher. Die kennen die Strecke in- und auswendig", versichert sie.

Böller auf Pferde, Ponys und Reiterinnen geworfen

Die Mädchen seien auf dem Rückweg ihres Ausritts gewesen. Dabei haben sie zwei große Bahnbrücken passieren müssen. Als sie unter der ersten hindurch ritten, seien von oben Knaller auf sie herabgeflogen gekommen: "Drei Jungen haben von der Brücke Knallzeug geworfen. Einer der Böller landete genau neben dem Pferd des 14 Jahre alten Mädchens", erzählt Seehuber. Das Pferd sei losgaloppiert und das Mädchen sei auf den harten Asphalt gestürzt. Auch die anderen Pferde setzten sich erschrocken in Bewegung, kamen aber laut Seehuber etwa 20 Meter weiter zum Stehen. So haben es ihr die Mädchen erzählt.

Drei Jungen haben von der Brücke Knallzeug geworfen. Einer der Böller landete genau neben dem Pferd des 14 Jahre alten Mädchens.

Lea Seehuber Reitschul-Chefin

Das verunglückte Mädchen sei ansonsten eine sichere Reiterin, die schon oft im Gelände war und auch galoppieren kann. Oft helfe sie auf dem Hof und habe sogar schonmal ein Praktikum bei ihr auf dem Hof gemacht.

Polizei sucht nach Jungen-Trio

Ein Mann, der gerade mit dem Rad unterwegs war, folgte den mutmaßlichen Tätern noch. Das Trio konnte entkommen. Die Polizei ermittelt aufgrund des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung und sucht Zeugen und Zeuginnen, die die drei Knallerwerfer gesehen haben. Es soll sich um Kinder oder Jugendliche im Alter zwischen zehn und 16 Jahren gehandelt haben. Zwei trugen Jeanshosen und dunkle Pullover, einer eine Jogginghose. Zwei der Jungen sollen blond und einer dunkelblond gewesen sein. Hinweise nimmt das Polizeirevier Bautzen unter der Rufnummer 03591 356 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Nicht der erste Vorfall dieser Art

Lea Seehuber zeigte sich über den Vorfall betroffen: "Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Aber diesmal wurde jemand verletzt. Das ist kein 'Jugendscherz', sondern Körperverletzung", sagt die 29 Jahre alte Reitlehrerin und Reittherapeutin. Sie vermutet, dass es in Bautzen eine Gruppe gibt, die es auf Pferde abgesehen habe.

Bereits im vergangenen Jahr seien schon mal Böller auf Pferde geworfen, die auf einem sogenannten Anbindeplatz gestanden hätten. Damals war es kurz vor Silvester. Auch sie selber hat bereits Bekanntschaft mit den Tätern gemacht, wie sie MDR SACHSEN erzählt.

Kein Scherz, sondern Körperverletzung

Eltern sollen mit ihren Kindern sprechen und sie sensibilisieren, wünscht sich Lea Seehuber. "Das Mädchen liegt nun vier bis sechs Wochen im Krankenhaus." Zudem seien ihre Pferde nach dem Vorfall sichtlich nervöser und geräuschempfindlicher. "Wir sind alle geschockt." Außerdem hofft die Reitschul-Chefin, dass die Verantwortlichen geschnappt und zur Rede gestellt werden.

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 10. Oktober 2024 | 16:30 Uhr

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