Prozession Die letzten Vorbereitungen bei den Osterreitern laufen
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08. April 2023, 21:54 Uhr
Das Osterfest ist mit Weihnachten das wichtigste Fest für die Christen. In der Oberlausitz gibt es noch einen ganz besonderen Brauch: das Osterreiten. Doch bevor es Ostersonntag hoch zu Ross die Auferstehung Jesu Christi in Reitprozessionen verkündet wird, haben die Reiter und ihre Familien alle Hände voll zu tun. MDR SACHSEN hat einen Hof besucht und einen Blick hinter die Kulissen geworfen.
Der Hof von Familie Scheibe in Groß Neida bei Hoyerswerda am Karsonnabend: Die Kinder springen auf dem Trampolin, rennen umher und haben Spaß, die Erwachsenen bereiten die Scheune auf dem Hof als Stall vor. Gegen Mittag ist es soweit: Caroline Rudolf bringt ihre drei Pferde Magda, Bandito und Linus auf den Hof, wo sie schon von Jens Scheibe, Thomas Kollay und ihren Freunden erwartet werden. Sie alle sind Osterreiter und bei der Wittichenauer Prozession, die eine Kreuzreiterprozession ist, seit Jahrzehnten dabei.
"Einer der aufregendsten Tage des Jahres"
"Für alle - sowohl Mensch als auch Tier - ist das einer der aufregendsten Tage des Jahres", sagt Thomas Kollay. Auf dem Hof sollen die Pferde nach dem Ankommen hübsch für den Feiertag gemacht werden, für die Osterprozession - ein Tag, der schon früh morgens fünf Uhr für alle Reiter beginnt, wie Thomas, den Freunde Tommy nennen, erzählt. Doch bis dahin ist noch allerhand zu tun. Alle müssen ran.
Waschen, kämmen, föhnen
Die Tiere bekommen ein Luxuspflegepaket: Sie werden gebürstet und gestriegelt, Mähne und Schweif werden gewaschen und geflochten - und geföhnt werden sie auch noch. "Auch nach 30 Jahren ist das immer noch spannend wie beim ersten Mal", sagt Tommy über die Anspannung vor dem Tag, an dem er mit seinem Pferd zuerst ins wenige Kilometer entfernte Wittichenau muss, um dann dort nach der Segnung und dem dreimaligen Ritt um die Kirche den Weg nach Ralbitz und zurück anzutreten. Doch so weit ist es noch nicht.
Jahrelange Gemeinschaft schafft familiäres Band zwischen Mensch und Tier
Ein Fön durchbricht die Ruhe im Pferdestall der Scheibes. Nicht jedem Vierbeiner gefällt das. Caroline Rudolf kümmert sich trotzdem weiter mit Routine und gewohnten Handgriffen nach und nach um alle drei ihrer Pferde. Für sie ist es eine große Ehre Teil des ganzen zu sein. "Das ist Freundschaft. Die Männer kommen uns auch übers Jahr besuchen und besuchen die Pferde, reiten zwischendurch mal, damit die Bindung zu den Tieren auch da ist." Ihr ist das ganz wichtig und dann gebe es nicht nur am Ostersonntag zwischen Tier und Mensch ein gutes Gefühl.
Ostersonntag beginnt für Osterreiter mitten in der Nacht
Für Tommy, Jens Scheibe, die Familie auf dem Hof und die Freunde endet das Schniegeln und Striegeln der Tiere erst spät am Abend. Morgens kurz nach drei klingelt Ostersonntag der Wecker, damit die letzten Vorbereitungen für das Auferstehungsfest rechtzeitig gelingen. Früh morgens wird Caroline die erste im Stall sein. Sie will ihre Tiere unbedingt selbst satteln - "damit alles sitzt", wie sie sagt.
Der Ritt ist für mich wie eine Erlösung. Das erfüllt mich seit etwa 30 Jahren, in denen ich jetzt mitreite, mit Stolz.
Tommy und die Männer ist am Karsonnabend die Vorfreude anzumerken. Nicht nur das Wetter meint es im Jahr 2023 mit den Reitern gut. Es winkt auch eine Erlösung für die Reiter nach den gut zehn Kilometern im Sattel. "Der Ritt ist für mich wie eine Erlösung. Das erfüllt mich seit etwa 30 Jahren, in denen ich jetzt mitreite, mit Stolz." Etwas mehr als zehn Kilometer lang ist auch der Weg zurück durch die Heimat zur Familie - auf einem prunkvoll und festlich geschmückten Pferd.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 09. April 2023 | 19:00 Uhr