Sorbisches Brauchtum Osterreiten für Anfänger: Reitunterricht in Horka
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06. April 2023, 17:04 Uhr
Hoch zu Ross verkünden die Osterreiter am Ostersonntag in der Lausitz die Auferstehung Jesu Christi. Dabei gilt: das Gesangbuch in der einen Hand, singen, beten, die Zügel mit der anderen fest im Griff. Alles andere als einfach. Einen Reitkurs speziell für Osterreiter bietet die Reittherapeutin und Reitlehrerin Ellen Schmole auf ihrem Vierseithof in Horka an.
- In Reitstunden lernen junge Osterreiter, worauf es bei den Prozessionen ankommt.
- Osterreiter müssen die Abläufe kennen und mit nervösen, fremden Pferden umgehen können.
- Übungen auf dem Reitplatz sollen Ross und Reiter mehr Sicherheit geben.
Wie gefährlich die sorbische Tradition des Osterreitens sein kann, hat ein Unfall von zwei jugendlichen Osterreitern gezeigt, die 2022 bei den Vorbereitungen am Karfreitag schwer verletzt worden sind, als ihnen die Pferde durchgegangen waren. Damit ihm das nicht passiert, nimmt der 14 Jahre alte Jakob Eiselt Reitstunden vor dem Osterfest bei Ellen Schmole. Die Reittherapeutin und Reitlehrerin bietet extra Reitstunden für Osterreiter-Neulinge an.
Vor dem Kurs striegelt Jakob einen ausgeglichenen Haflinger in der Pferdebox. Reitlehrerin Ellen Schmole nickt ihm aufmunternd zu. Eine gute Vorbereitung und ein Kennenlernen von Pferd und Reiter seien extrem wichtig, erklärt sie: "Das Striegeln ist die erste Kontaktaufnahme zum Pferd und ganz wichtig. Denn das Pferd muss einem zu Ostern in kürzester Zeit vertrauen." Die meisten Osterreiter leihen sich nämlich ein Pferd aus und reiten nicht auf eigenen Tieren.
Respekt vor nervösen Pferden und korrekten Abläufen
Jakob Eiselt kann sich Ostern ohne Osterreiter nicht vorstellen. Dass er bei der Prozession mitreiten kann, freut ihn. Doch er hat auch mächtig Respekt davor: "Das Schwierige ist, dass man manchmal Pferde bekommt, die sehr nervös sind, die in den Städten nicht ruhig stehen können und immer rumlaufen möchten." In den Dörfern oder Städten wie Bautzen und Wittichenau, treffen Pferd und Reiter auch noch auf viel Publikum.
Etwa 1.600 Osterreiter reiten am Sonntag in zehn Prozessionen von ihren Heimatorten in die Nachbargemeinden. Jakob reitet in Ralbitz mit, eine der größten Prozessionen. "Die Strecke von Ralbitz nach Wittichenau ist sehr schön. Man reitet durch eine wunderbare Landschaft", schwärmt der junge Osterreiter. "In den Dörfern singt man, außerhalb betet man einen Rosenkranz. Besonders gut ist es, wenn man die Lieder aus dem Kopf kann, dann kann man sich mehr auf das Pferd konzentrieren."
In den Dörfern singt man, außerhalb betet man einen Rosenkranz. Besonders gut ist es, wenn man die Lieder aus dem Kopf kann, dann kann man sich mehr auf das Pferd konzentrieren.
Grundlagen werden vorher auf dem Reitplatz geübt
Reitlehrerin Ellen Schmole gibt Jakob Sicherheit. Auf dem Reitplatz übt sie mit ihm, das Pferd immer wieder zum Stehen und Traben zu bringen und es richtig zu führen. Am Ende der Stunde ist Ellen Schmole zufrieden mit dem jungen Osterreiter. Auch einige der 13 Pferde von Ellen Schmole sind am Ostersonntag mit dabei. Bis ihre drei kleinen Söhne jedoch mitreiten, dauert es noch, denn das Mindestalter bei Osterreitern liegt bei 14 Jahren.
MDR (kav/Lydia Matschie)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 06. April 2023 | 19:00 Uhr