Mieten statt kaufen Auf einen Streich sieben neue Häuser für Familien in Kamenz
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21. September 2024, 16:46 Uhr
Gestiegene Preise für das Bauen lassen den Traum vom Eigenheim schwer verwirklichen. In Kamenz gibt es für Familien jetzt die Gelegenheit, Haushälften zu mieten. Sieben Fertigteilhäuser wachsen im dörflichen Ortsteil Cunnersdorf auf einer Wiese in die Höhe. Das erste Haus soll im Dezember bezogen werden.
Im März war hier noch Wiese. Jetzt steht Johanna Pyschny mit Schwester und Schwager vor einem orangefarbenen Haus. "Ich werde mit meiner Tochter, die gerade in meinem Bauch wächst, wieder in meine Heimat ziehen", verkündet die hochschwangere Noch-Dresdnerin und strahlt. Man wolle als große Familie hier wohnen und einander unterstützen, sagt der Schwager Peter-Alexander Graf. Und die Hunde haben ein eigenes Grundstück, fügt seine Frau Margret hinzu. Das Besondere: Hier in Kamenz-Cunnersdorf entsteht keine typische Eigenheimsiedlung, sondern es handelt sich um Doppelhäuser zur Miete.
Bauherr vermietet sieben Fertigteilhäuser
Dass hier vermietet wird, liegt an den aktuell hohen Baupreisen, erklärt Bauherr André Zarse von Imoza Wohnen. Ursprünglich habe der 56-Jährige die Wiese ganz klassisch erschließen lassen und als Bauland an junge Familien verkaufen wollen. "Da aber die Tiefbaupreise extrem angestiegen sind, wäre der Quadratmeterpreis für den Verkauf sehr hoch geworden", erklärt er. Die Befürchtung stand im Raum, dass nicht alle Baugrundstücke weggehen und damit keine homogene Siedlung entsteht. "Da haben wir uns entschieden, selbst zu bauen und zu vermieten."
Da die Tiefbaupreise extrem angestiegen sind, wäre der Quadratmeterpreis für den Verkauf sehr hoch geworden.
Für rund 7,5 Millionen Euro werden in Cunnersdorf sieben Fertigteilhäuser mit 14 Wohnungen errichtet. Und das auf einen Streich, könnte man fast sagen: Denn die Minisiedlung samt Stichstraße wuchs schnell. Das lag auch daran, dass die Stadtverwaltung von Kamenz mitzog. Der Bebauungsplan wurde innerhalb eines Jahres auf den Weg gebracht. Das sei für Deutschland eine Rekordzeit, schätzt Zarse.
Kamenzer Verwaltung reagierte schnell
Kamenz soll als Lebensort wachsen, so das Ziel von Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos). Dafür müsse man den Investoren entgegenkommen und ihnen beweisen, dass es vorwärtsgehe. "Wenn man das nicht macht, kann es passieren, dass sich Leute anders entscheiden." Man stehe in einem Wettbewerb und deshalb sei die Bauverwaltung darauf getrimmt, schnell zu sein, sagt Dantz.
Aber man brauche auch bei den Wasser- und Energieversorgern sowie in der Landkreisverwaltung Profis, die ihr Fach verstehen. "Das ist ein gemeinsamer Sportsgeist", so Dantz. Sein Wunsch sei, dass sich herumspreche, dass seine Region Investoren zugewandt sei.
Hitze machte den Bauarbeitern zu schaffen
"Es war ein richtig gutes Miteinander und ein tolles Projekt", findet Jörg Winkler, Geschäftsführer der Hoch- und Tiefbaufima DIW Bau in Kamenz. Seine Mitarbeiter hatten die Tiefbauarbeiten übernommen, Leitungen in den Boden gebracht und die Straße angelegt. Dabei sei die Hitze in den vergangenen Wochen eine große Herausforderung gewesen. "Das ist das Los der Bauarbeiter, unser Beruf ist ein sehr schöner und abwechslungsreicher aber auch einer, den man bei Wind und Wetter ausübt", sagt der DIW-Chef. Das Schönste war ihm zufolge, dass die Baustelle vor der Haustür lag und Mitarbeiter nicht weit fahren mussten.
Richtfest für vier Häuser gefeiert
Am Freitag wurde für die ersten vier Gebäude das Richtfest gefeiert. Drei Fertigteilhäuser sind noch im Entstehen. "Wir planen die Wohnungen so, dass man selbst drin wohnen möchte", sagt Bauherr Zarse, der Vater von fünf Kindern ist. Das bedeute für ihn auch, dass die Doppelhäuser nicht in gewöhnlicher Weise mit einer senkrechten Trennwand geteilt werden. Vielmehr geht bei drei Gebäuden je ein Eingang in eine rund 120 Quadratmeter große Wohnung im Erdgeschoss, während eine Treppe des zweiten Eingangs hoch zur ähnlich großen Wohnung in die obere Etage führt.
Die vier übrigen Häuser sind jeweils in eine kleine barrierefreie Wohnung à 50 Quadratmeter im Erdgeschoss und eine Hauptwohnung mit einem Stück Erdgeschoss und dem kompletten Obergeschoss unterteilt. Dort entstehen 150 Quadratmeter Raum, der sich gerade für Familien mit vielen Kindern eigne, sagt der Bauherr. Weil das neue Wohnviertel auf Familien ausgelegt ist, kommt auch noch ein Spielplatz dazu.
Erster Einzug für Dezember geplant
Jedes Haus hat sein eigenes Grundstück, so dass man das ganze Gebäude später optional auch kaufen könne. Doch jetzt soll es in die Vermietung gehen. Die Kaltmiete liegt laut Zarse zwischen zehn und 14 Euro pro Quadratmeter. Die Fertigteilhäuser seien dabei so effektiv gebaut, dass die Nebenkosten zwischen 100 und 150 Euro liegen würden.
Familie Graf will als eine der ersten Mieter im Dezember einziehen. Man ist aufgeregt. Es sei eine lang durchdachte Entscheidung gewesen, sagt Peter-Alexander Graf. "So was Schönes Neues in einer dörflichen Umgebung werden wir nicht so schnell wiederfinden", ist er überzeugt.
MDR (ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 23. September 2024 | 14:30 Uhr